Buchbesprechung
Wolf Hockenjos
Tannenbäume
Eine Zukunft für Abies alba
DRW-Verlag Leinfelden-Echterdingen 2008, 232 Seiten, viele Fotos, € 29.90
Wenn der Name Hockenjos fällt, wissen Insider: Es geht um die „Weißen Tannen“ im „Schwarzen Wald“. Bereits der Vater Fritz Hockenjos hat als Leiter des Forstamtes St. Märgen im Südschwarzwald viel für die Weißtanne Abies alba getan und den Sohn mitgenommen zum „Tännle schützen“. Die jungen Tännchen wurden gegen Verbiss nicht mit Chemie, sondern althergebracht mit Schafwolle geschützt. Ein Bollen Schafwolle war immer in der Tasche.
So nimmt es nicht Wunder, wenn der Sohn Wolf in die Fußstapfen des Vaters Fritz stieg und als Leiter Forstamtes Villingen 25 Jahre lang die Weißtanne förderte.
Wolf Hockenjos ist ein in Schrift und Wort engagierter Förderer der Weißtanne, nicht nur im Schwarzwald, den Hauptverbreitungsgebiet von Abies alba in Deutschland.
Sein Buch „Tannenbäume“ ist ein her vorragendes Beispiel für sein Engagement und seine Fachkenntnis. Es ist weniger ein wissenschaftliches Fachbuch, sondern die Geschichte einer besonderen Baumart, an der sich sowohl die Waldgeschichte der letzten 200 Jahre als auch der gesellschaftliche Wandel ablesen lässt.
Ein detailliertes Eingehen auf die einzelnen Inhalte des Buches würde die Besprechung sprengen, aber ein Zitat der Hildegard von Bingen sei erlaubt:
„Die Tanne ist mehr warm als kalt und hat viele Kräfte in sich. Denn an welchem Ort auch immer Tannenholz ist, hassen und meiden es die Luftgeister mehr als andere Orte, und schlechter Zauber und Magie haben dort weniger Kraft.“
Diese Ansicht der Hildegard stimmt offensichtlich, wird doch das Tannenholz des Glockenstuhls vom Freiburger Münster seit über 700 Jahren gegen die „Luftgeister“ geschützt. Heute sind die „Luftgeister“ durchaus real, bewirken sie doch einen Klimawandel und so langsam besinnt man sich wieder auf die Vorzüge der Weißtanne.
Wolf Hockenjos hat den Untertitel „Eine Zukunft für Abies alba“ weder mit einem Frage- noch mit einem Ausrufezeichen versehen. Aber auf der „Weißtannentagung“ der A NW Brandenburg im April 2017 konnte man seinem fulminanten Vortrag entnehmen, dass er die Zukunft von Abies alba durchaus positiv sieht, sogar im Kiefernland Brandenburg.
Wolf Hockenjos schreibt sehr flüssig und spannend, oft liest sich das Buch wie ein Kriminalroman, was es teilweise sogar ist. Auch die vielen hervorragenden Waldbilder, vom Fichtenstangenholz bis zum Bannwald Zweribach lassen immer wieder staunen.
Wer sich für den Wald und insbesondere für die „Tanne“ schlechthin, eben Abies alba, interessiert, kann ich das Buch wärmstens ans Herz legen.
Jürgen Rosemund