Moore im Wald


Obwohl knapp 8,5 Prozent der Landesfläche Brandenburgs aus Mooren bestehen, wissen wenig Forstleute, wie sie diese wertvollen Ökosysteme schützen, revitalisieren und überhaupt erst einmal „lesen“. Die ANW-Landesgruppe Brandenburg-Berlin kam im Juni zu einem Arbeitstreffen zusammen, um zu lernen, wie Entwässerung, Waldbau und Moorzustand zusammenhängen


Schauplatz des Arbeitstreffens war das Revier Bunterschütz (LWObF Müllrose), in das Revierleiter Friedrich Koch eingeladen hatte. Bunterschütz ist von mindestens 10 ha reiner Moorfläche und weiteren 80 ha organischen Nassstandorten geprägt und daher optimales Exkursionsgebiet. Als Experte führte der Moorökologe Oliver Jähnichen durch den Tag und bot einen Rundumschlag über „Moore im Wald“.

Im ersten Teil führt uns Oliver Jähnichen zunächst theoretisch an das große Thema heran. Damit wir alle vom Gleichen sprachen, definierte der Moorökologe zunächst das Moor anhand des bildhaften Spreewaldgurken-Vergleiches. Wir nehmen mit: Bei Mooren handelt es sich vereinfacht gesprochen um Ökosysteme, bei denen Biomasse (Gurken) durch Wasserabschluss unter anaeroben, leicht sauren Verhältnissen gelagert wird (Gurkenwasser). Wesentlich hierfür sind vor allem verschiedene Torfmoosarten, die ein Moor bis zu einem Millimeter pro Jahr nach oben wachsen lassen. 

Um Moore besser ansprechen zu können, thematisierten wir anschließend verschiedene Moortypen. Um Moore nach deren Wasserhaushalt (hydrogenetisch) zu klassifizieren, wurden wir angehalten, vor allem ganzheitlich und großräumlich deren landschaftliche Einbettung, die Art der Wasserspeisung, die weiträumige Oberfläche des Moores oder die Neigung einzubeziehen. Auch eine Unterscheidung der Moore anhand des Nährstoffgehaltes und des pH-Wertes (ökologisch) ist möglich. 

Weiterhin wurden uns die weitreichenden Ökosystemleistungen von intakten Mooren nahegebracht. So sind sie als Stabilitätsträger im Landschaftswasserhaushalt enorm wichtig als Wasserspeicher und -regulator und kühlen lokal. Sie speichern und binden hohe Mengen an Kohlenstoff, wirken als Schadstoffpuffer und sind nicht nur ein bedeutsamer Lebensraum für Spezialisten, sondern liefern auch einfach ein beeindruckendes Landschaftsbild. Anhand der Moorschichtung sind Moore zudem lebendige Archive unserer Zeitgeschichte. 

Dem gegenüber ist ein aktuell gravierend schlechter Zustand der Moore in Deutschland zuerkennen: durch Trockenlegungen und Torfabbau gelten 98% aller Moore in Deutschland als entwässert und verursachen durch die stattfindende Mineralisierung beachtliche sieben Prozent der deutschen Treibhausgas-Emissionen (…bis zu 29 Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr werden aus entwässerten Mooren frei…). 

Weiterhin kommt es zu beachtlichen Oberflächenabsackungen und einer dauerhaften Degradierung des Torfkörpers, sodass dieser an Wasserspeicherfähigkeit verliert. Entwässerte Moore verlieren so auch an Wasserstaufunktion und lassen so das Grundwasser absinken. Mit diesen Verschlechterungen gehen zudem Arten- und Nährstoffverluste einher. 

So schulte uns der Moorökologe in der Erkennung degradierter Moore anhand eines sichtbar gestörten Wasserhaushalts (z. B. durch Gräben), untypisch trockener Moorränder, veränderter Vegetation und vor allem anhand eingesenkter Oberflächen. Diese entstehen oft nicht direkt durch den Wassermangel, sondern vor allem dadurch, dass fester Boden bereits durch Abbauprozesse in den gasförmigen Zustand übergegangen ist! 

Oliver Jänichen, Moorexperte der HNEE, und Revierleiter Friedrich-Georg Koch (r.) 

Obwohl viele dieser Folgen unumkehrbar sind, machte uns Oliver Jähnichen im Anschluss Mut zum aktiven Erhalt und zur gleichermaßen bedeutsamen Revitalisierung (…ein oftmals treffenderer Begriff als Renaturierung…) der Moorökosysteme unserer Wälder. Jähnichen erläuterte vor diesem Hintergrund wasserbauliche Maßnahmen (z. B. Gräben verschließen), forstliche Bewirtschaftungsmaßnahmen im Einzugsgebiet des Moores und Pflegemaßnahmen auf dem Moor. So wirken sich die Mehrzahl der Maßnahmen des Waldumbaus positiv auf bestehende Moorkörper aus. Im Kontext der Moorpflege wurden „Entkusselungen“ lebhaft diskutiert und wir mussten feststellen, dass alle Pflegemaßnahmen auf Mooren sehr differenziert und unter Begleitung von Moorfachleuten durchgeführt werden sollten. 

Im zweiten Teil des Tages ging es dann direkt ins Revier Bunterschütz zum ca. 30 ha großen Verlandungsmoor Glieningsee. Bereits auf dem Hinweg fanden wir trocken gefallene Entwässerungsgräben und viele Stickstoffzeiger, die für den degradierten Zustand des Moores sprachen. Der Moorstandort bestand aus ca. 2 m hohem Schilftorf, was wir am schwingenden Boden auch merkten, und war nun aber vor allem mit Erlen bestockt. Neben der Entwässerung hat vor allem auch ein Absinken des Grundwasserspeigels um einen Meter in den letzten zehn Jahren den Moorzustand verschlechtert. Um weitere Verschlechterungen aufzuhalten, sollten zunächst auf jeden Fall die Entwässerungsgräben des Moores geschlossen werden. Hier mussten wir jedoch die realpolitische Herausforderung von Eigentümergrenzen feststellen, da für diese Maßnahmen entscheidende Teile des Moores einem anderen Waldeigentümer gehören. Zum anderen könnte lokal eine Wiedervernässung von Seiten der Anwohner nicht gewünscht sein – Stichwort: nasse Keller. Klare forstliche Handlungsoptionen, welche Friedrich Koch im Revier Bunterschütz auch stetig verfolgt, sind jedoch erneut der Waldumbau und die Durchforstung von Stangenhölzern rings um das Moor, um die Versickerungsraten zugunsten des Moores zu verbessern. Bei der Frage, ob man in die Erlenbestockung eingreifen sollte, unterschieden sich die Perspektiven zwischen Privatwaldbesitzenden und Staatswaldbetreuenden. So würden einige Privatwaldbesitzer die Erlen auf Wertholz hin pflegen, während die Flächen im Staatswald potentielle Stilllegungsflächen darstellten. 

Zum Abschluss wagten wir uns mit Gummistiefeln oder barfuß direkt auf den Moorkörper, um eine Moorbohrung durchzuführen. Durch niedrige Erlen, Moorbirken, Seggen, Schilf und über Torfmoose hinweg konnten wir anschließend mittels einer drei Meter langen Bohrstange in die verschiedenen Zeitalter des Moores förmlich eintauchen. Eine wirklich spannende Praktik! 

Der Lohn der Mühe… 
… Moorboden zur Untersuchung oder einfach nur zum Befühlen und Beriechen 

Ein herzlicher Dank geht an Oliver Jähnichen für die informative und mitreißende Wissensvermittlung rund um das Thema Moor. Wir sind definitiv bereichert und können uns nun ein Stück weit mutvoller für Moore im Wald einsetzen.

Ein gleichermaßen großer Dank geht an Revierleiter Friedrich Koch für das Bereitstellen des Exkursionsgebietes, zahlreiche Diskussionsanregungen und die gelungene Organisation in Zusammenarbeit mit der LWObF Müllrose. Der Oberförsterei gilt unser vollmundiger Dank für die leckeren Lunchpakete. Wer auch immer noch in die Organisation eingebunden war: Herzlichen Dank! Wir kommen gern wieder. 


Text: Jonas Fiedler
Fotos: Jonas Fiedler und Philipp Kunze


Hier finden Sie zur Auffrischung und Vertiefung die Vortragsfolien von Oliver Jähnichen zum Download

Boden, der stabilere Kohlenstoff-Speicher


Beim ersten Arbeitstreffen des Jahres ging es um Wald und Kohlenstoff. Während in der oberirdischen Biomasse Kohlenstoff nur kurzzeitig gebunden ist, verbleibt er im Boden viel länger – zumindest im pfleglich behandelten Dauerwald


Am 22. April 2023 trafen sich Mitglieder der ANW Brandenburg-Berlin zum ersten Arbeitstreffen des Jahres. Martin Krüger, Revierleiter des Landeswaldreviers Breitefenn, lud ein zum Thema Kohlenstoffspeicherung im Wald. Diskutiert wurde der Sachverhalt vornehmlich anhand Versuchsflächen verschiedener Gastbaumarten, welche sich in zahlreicher Form im Revier finden. Bei der ersten Versuchsfläche handelte es sich um einen Anbau der Großen Küstentanne (Abies grandis). Diese Fläche wird, wie viele andere Flächen im Land, fachlich vom Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde (LFE) betreut.

Die Exkursion wurde dankenswerter Weise von Frau Dr. Ulrike Hagemann als Leiterin des Landeskompetenzzentrums Forst Eberswalde (LFE) unterstützt. Beim Begang der Versuchsfläche wurde rasch die Methodik hinter Versuchsflächen diskutiert. Dem Teilnehmerkreis erscheint es wichtig, das Wachstum in Mischbeständen und in einer differenzierten Struktur zu betrachten, statt die Bestände weiterhin als Altersklassen-Reinbestand zu behandeln. Viele wünschten sich beispielsweise künftige Versuche zu Z-Baum-orientierten Durchforstungen. 

 Diskussion in einer Küstentannen-Versuchsfläche des Landeskompetenzzentrums Forst Eberswalde

Zu Beginn der Diskussion war eine Einführung zu allgemeinen Begrifflichkeiten notwendig. Frau Dr. Hagemann grenzte für die Teilnehmenden den Begriff des Kohlenstoffspeichers von dem der Kohlenstoffbindung ab. Der Kohlenstoffspeicher beschreibt somit das zum Zeitpunkt der Betrachtung gespeicherte CO2 in der oberirdischen wie unterirdischen Biomasse. Gleich zu Beginn wurde herausgearbeitet, dass die Böden mindestens die gleiche Menge, eher aber die 1,5-fache Menge an CO2 speichern.

Der bedeutende Unterschied liegt in der Fluktuation. Somit wurde den Teilnehmenden bewusst, dass unsere Böden sehr stabile CO2-Speicherorte sind, während oberirdische Biomasse im Vergleich dazu einen flüchtigen Pool darstellt. Um den Kohlenstoffspeicher des Bodens zu erhalten, ist neben dem pfleglichen Einsatz von Technik und dem Verzicht auf Bodenbearbeitung das wichtigste Mittel der Erhalt des darauf stockenden Waldes. Den Frühjahrsstürmen 2022 fielen auch einige der Großen Küstentannen zum Opfer. Anhand der Blößen zeigte sich gut: tritt Licht und Wärme auf den Oberboden, setzt sich der dort gespeicherte Kohlenstoff massiv um. Frau Dr. Hagemann rief den Teilnehmern ins Bewusstsein, dass der Boden 30 bis gar 100 Jahre benötigt, um sich von einer Kahlflächen-Situation wieder zu erholen. Diese Erkenntnis zeigt die große Verantwortung einschichtige, wenig gemischte Altersklassen-Wälder umzubauen und bereits entstandene Freiflächen schnellstmöglich wieder in Bestockung zu bringen. 

Die Bindung von Kohlenstoff beschreibt das Delta aus Zu- und Abfluss. Die Bindung von Kohlenstoff ist am höchsten, wenn der Zuwachs am höchsten ist. Unter den Teilnehmern wurden rege Möglichkeiten diskutiert, um bei optimalem Zuwachs alle anderen wichtigen Waldfunktionen zu erhalten und dies auch noch unter der Prämisse des Bodenschutzes. Die Vorratshöhen des Dauerwaldes wurden auch unter Beteiligung von Mischbaumarten wie der Küstentanne abgewogen. Als Faustregel erscheint die Gleichung Endbaumhöhe x 10 als Zeiger für einen ausgewogenen Vorrat. 

Am ersten Exkursionspunkt zogen die Teilnehmer das Fazit, dass mit Gastbaumarten wie der Küstentanne bei hohen Zuwächsen viele Varianten der Bewirtschaftung offen sind. So lässt sich die Baumart aufgrund ihrer guten natürlichen Selbstdifferenzierung und ihrer Halbschatten-Toleranz auch im Plenterwald bewirtschaften. Der Boden als bedeutender Kohlenstoffspeicher wurde in den Fokus gerückt und der Dauerwald als vielversprechende Bewirtschaftungsform, da er viele Funktionen vereint und den Boden dauerhaft kühl und feucht hält. Die Ansprüche aus Sicht des Klimaschutzes an den Waldbestand sind hohe Stabilität bei optimalem Zuwachs. Neben der Zustandserhaltung sollten Bemühungen zur Wiedervernässung betrieben werden, um labile Bodentypen wieder zu begünstigen und von der weiteren Freisetzung von CO2 zu hindern. 

Der zweite Exkursionspunkt zeigte eine Versuchsfläche des Großen Lebensbaumes (Thuja plicata), umgangssprachlich oft „Thuja“ genannt. Das leichte Holz ist besonders dauerhaft und eignet sich somit für den Außenbereich. Ein besonderes Nischenprodukt stellen Räucherbretter dar. Der Lebensbaum startet mit einem langsamen Jugendwachstum. Jedoch zeigen sich auf der präsentierten Versuchsfläche bereits im Alter 60 knapp 90 Prozent der Bäume stockfaul. Die Art verjüngt sich üppig.

Der dritte Exkursionspunkt führte den Teilnehmerkreis in ein zweischichtiges Buchen-Altholz. Es ergab sich rasch eine Diskussion über das künftige Vorgehen in der Buche. Es wurde deutlich, dass stets ein Abwägen zwischen Artenschutz und Bewirtschaftung stattfinden muss. Außerdem muss sich der Bewirtschaftende oft entscheiden, biologische Automatismen ablaufen zu lassen oder diese zu unterbrechen, um beispielsweise Mischbaumarten herauszupflegen. 

Bodenprofil am dritten Exkursionspunkt 

Zahlreiche Altbuchen waren sichtbar von der Trockenheit der vergangenen Jahre gezeichnet. Viele Teilnehmer beobachten in ihren Forstbetrieben den „Fluch der guten Standorte“. Die Vermutung ist, dass Buchen auf guten lehmigen Standorten in Trockenjahren besonders zeichnen. 

Einen runden Abschluss fand die Wanderung schließlich mit einem gemeinsamen Imbiss am Großen Lindsee 

Text: Patricia Stichling
Fotos: Philipp Kunze

Termine 2023


20.–29. Januar 2023 – Internationale Grüne Woche in Berlin.
Präsenz der ANW am Messestand der deutschen Forstwirtschaft in Halle 27


21. April 2023 – Mitgliederversammlung im Hotel Grüne Aue in Oderberg


22. April 2023 – 1. Arbeitstreffen – Revier Breitefenn bei Revierleiter Martin Krüger. Thema: Kohlenstoffbindung im Wald


28. April 2023 – Auszeichnung der Choriner Wälder zum Waldgebiet des Jahres – Kloster Chorin (Anmeldung über BDF)


24. Juni 2023 – 2. Arbeitstreffen – Revier Bunterschütz bei Revierleiter Friedrich Koch. Thema: Moore im Wald

»Nachhaltigkeit – vielschichtig wie unser Dauerwald«


Bericht zur ANW-Bundestagung 2022 in Brandenburg und Berlin – aus studentischer Perspektive

Ort der Festveranstaltung: das Kloster Chorin

Die Bundestagung 2022 fand im Zeitraum vom 15. bis 17. September unter dem Motto „Nachhaltigkeit – vielschichtig wie unser Dauerwald“ in Brandenburg statt. Unter den zahlreichen Organisator*innen und Mitwirkenden, die dieses beeindruckende Event ermöglichten, waren neben den Mitgliedern der Landesgruppe auch die Studierenden der ANW-Hochschulgruppe Eberswalde. Gemeinsam verbrachten wir mehrere Tage mit der Vorbereitung und waren auch in die Organisation während der Bundestagung integriert. 

Die Mitglieder der Hochschulgruppe wurden schon frühzeitig in die Planung eingebunden. Schon Wochen vor der Bundestagung wurden die ersten Aufgaben verteilt. Wir bildeten Teams für die Busbegleitung und fuhren die verschiedenen Exkursionsrouten ab, um den eigentlichen Busfahrern während den Exkursionen bei der Navigation helfen zu können. In den Tagen vor der Festveranstaltung konnten wir mit vielen Freiwilligen den Aufbau der Festveranstaltung im Kloster Chorin und das Errichten der Mittagstafel für die folgenden Exkursionstage in Brodowin tatkräftig unterstützen. 

Bereit für den Empfang der Gäste

Am Morgen der Festveranstaltung am 15. September fuhren wir erneut zum Kloster, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Gemeinsam wurden die Anmeldung und der Cateringbereich aufgebaut, mit letzten Handgriffen die Dekoration vollendet, sowie Helfer*innen für die Zuweisung der Parkplätze aufgestellt und eingewiesen. Währenddessen wurden am Eingang zum Kloster bereits die Ersten der knapp 400 Tagungsteilnehmer*innen mit einem Lächeln, Tagungsbeutel und Namensschildern herzlich empfangen. Nach der Ausgabe der Tagungsunterlagen und einem kleinen Mittagsimbiss eröffnete der ANW-Bundesvorsitzende Hans von der Goltz offiziell um 13:30 Uhr die Festveranstaltung. 

Hans von der Goltz resümierte das vergangene Jahr seit der letzten Bundestagung und arbeitete unmissverständlich heraus, dass die befürchteten Auswirkungen von Klimawandel und den gesellschaftlichen Herausforderungen weiter tiefe Spuren in unseren Wäldern hinterlassen. Glücklicherweise stelle sich aber immer wieder heraus, dass eine professionelle, wissensbasierte und schonende Waldbewirtschaftung, wie sie nach den Grundsätzen der ANW gefordert wird, Dauerwälder mit offensichtlich hoher Resilienz hervorbringt und wir so mit Mut in die Zukunft blicken können. 

Weiter informierte er über aktuelle Themen und Projekte rund um die ANW. Natürlich durfte auch der 100. Todestag des Begründers des Dauerwaldgedankens, Alfred Möller, nicht unerwähnt bleiben. Durch die örtliche Nähe zur Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, der ehemaligen Wirkungsstätte Möllers, und seiner dortigen letzten Ruhestätte konnte seiner angemessen erinnert werden. Nach der Begrüßung weiterer Gäste und Redner übergab von der Goltz das Wort an lokale Vertreter aus der Politik. Vom Brandenburger Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz Axel Vogel, der über seine Videobotschaft deutlich machte, wie wichtig der Wald und dessen zeitgemäße Bewirtschaftung für die Zukunft ist, bis zu den Landräten und kommunalen Vertretern konnte eine positive und fördernde Stimme für unsere Art der Waldbewirtschaftung vernommen werden. 

Publikum in der alten Klosterkirche

Die Fachvorträge von Prof. Dr. Edeltraud Günther zum Thema „Nachhaltigkeit neu denken im Spannungsfeld ökonomischer, ökologischer und sozialer Interessen“ und Dr. Carsten Lessner „Jagdrecht 3.0“ untermauerten viele bereits angesprochenen Themenbereiche, unterstrichen aber gleichsam, dass es noch viel zu tun gibt, um einen flächigen Waldumbau und Walderhalt zu garantieren. Viele der Teilnehmenden und insbesondere die anwesenden Studierenden haben dies sicher als Bereicherung für zukünftigen Projekte wahrgenommen und konnten zum Nachdenken angeregt werden. Zum Abschluss stellte Dietrich Mehl, der Vorsitzende der ANW Landesgruppe Brandenburg in einer kurzen Einführung die Exkursionsgebiete der nächsten Tage vor. 

Es folgte eine kurze Kaffeepause mit interessanten Gesprächen und hohen Erwartungen an die kommenden Tage. Dann brachen die ersten Teilnehmer*innen gegen 17.00 Uhr nach Templin auf. Die Studierenden beteiligten sich derweil noch am Abbau der Festlichkeiten im Kloster. 

Um den Geldbeutel der Studierenden zu schonen, wurde in fußläufiger Entfernung vom Tagungshotel ein „Studi-Camp“ eröffnet. Die Studierenden konnten auf einer Wiese der Familie Spundflasch zelten. Von der Landesgruppe waren Toilettenwägen und von verschiedenen Hochschulgremien Bierzelte und Garnieturen bereitgestellt worden. Dafür möchten wir uns insbesondere bei Familie Spundflasch, aber auch allen anderen Beteiligten herzlich bedanken. Damit der Zeltplatz für die rund 70 Studierenden aus allen Hochschulgruppen vorbereitetet werden konnte, war schon ab Mittag eine Gruppe von Eberswalder Studierenden fleißig mit dem Aufbau der Essenszelte und Parkplatzeinweisung zugange. 

Nachdem die meisten ihre Schlafzelte aufgebaut hatten, gab es im Schutz der großen Essenszelte an einer langen Tafel das erste gemeinsame Abendessen. Das warme und köstliche Essen von der Kochkommode Eberswalde, die liebevolle Dekoration mit Lichterketten sowie Getränke und Musik schufen die ideale Grundstimmung, um sich gegenseitig kennenzulernen und alte Bekanntschaften wieder aufleben zu lassen. Einige saßen noch bis spät in die Nacht und tauschten sich über das Erlebte aus. 

Am nächsten Morgen ging es nach einem individuellen Frühstück zum Ahornseehotel. Ein paar Studierende konnten nicht widerstehen und sprangen noch schnell zum wach werden in den Lübbesee. Die studentischen Busbegleiter waren morgens mit die ersten am Ahornseehotel, um die Exkursionsteilnehmenden zu den richtigen Bussen zu geleiten und die Anwesenheitslisten zu prüfen. Dann ging es endlich zum ersten Mal an diesem Wochenende in den Wald. 

Am ersten Exkursionstag wurden vier verschiedene Exkursionen angeboten: 

Waldbild im Landeswaldrevier Theerofen

Die Basisexkursion ging in diesem Jahr in das Revier Theerofen der Landeswaldoberförsterei Chorin. Der zuständige Revierleiter, Stefan Kruppke, ist den Studenten der ANW-Hochschulgruppe Eberswalde schon vor der Bundestagung gut bekannt gewesen. Das Revier Theerofen bewirtschaftet er nun seit 30 Jahren und zeigt eindrücklich wie man, mit konsequenter Jagdausübung und einem besonderen Spürsinn für die Entwicklungen von Waldökosystemen, Schutz und Nutzen harmonisch auf ein und derselben Fläche vereinen kann. Besonders interessant war, dass es kein festgelegtes Schema gibt einen Dauerwald zu bewirtschaften oder zu entwickeln. Die drei thematisierten Waldbilder boten eine optimale Kulisse, um die aktuellen Themen rund um waldbauliche Entwicklungen zu diskutieren. So wurde von Bewirtschaftung neben nicht oder sehr extensiv bewirtschafteten Flächen über den Umgang mit fremdländischen Baumarten bis zur Schaffung bzw. Steuerung von Strukturen Einiges geboten und regte zu spannendem Austausch an. 

Auf der Wahlexkursion 1 konnten die Teilnehmenden den Stadtwald Templin und Prenzlau besuchen. 

Im Stadtwald Templin mit Förster Christian Hierdeis (r.)

In Templin war ein für Brandenburg typisches Bild zu sehen: ein durch Kiefern dominierter Oberstand. Darunter bildete sich aber eine lebhafte Verjüngung aus Buche und Eiche. Zwei der drei Förster des Templiner Stadtwald, Christian Hierdeis und Joachim Lange zeigten uns in mehreren Waldbildern ihre Arbeit und es ging neben wissenschaftlichen Erkenntnissen, welche immer wieder in der Praxis erkennbar sind auch um die Gründe für den Austritt aus dem FSC-Programm und der besonderen Öffentlichkeitsarbeit im Stadtwald. Der Schulförster Joachim Lange erklärte, wie er mit Schüler*innen der Templiner Waldhofschule ein 700 ha großes Waldstück bewirtschaftet und erzählte lachend, wie mit einem besonderen Empfang durch die Schüler*innen schon einige Holzkäufer umgarnt wurden. 

In Prenzlau wurde den waldbegeisterten Exkursionsteilnehmenden vom Stadtförster Jens Rackelmann ein Wald mit verschiedensten Baumarten im Oberstand und besonders in der Verjüngung gezeigt. Die Grundlage für diesen Erfolg bilden einerseits die für Brandenburger Verhältnisse guten Böden, nicht zuletzt aber auch eine konsequente Jagd und naturgemäße Bewirtschaftung des Waldes. Dennoch sind auch hier die Buchen durch die vergangenen Trockenjahre stark geschwächt. Auf Grundlage dieser Eindrücke folgte eine spannende Diskussion, ob durch die richtige Bewirtschaftung, solche Effekte minimiert werden könnten. Da jeder Eingriff eine Störung des geschwächten Ökosystems bedeutet, sind wir beispielsweise in einer der Exkursionsgruppe zu dem Schluss gekommen, dass gerade in solchen Beständen mit noch mehr Vorsicht oder bestenfalls gar nicht eingegriffen werden sollte. 

Die Wahlexkursion 2 ging in diesem Jahr in den Privatwald Hirschfelde bei Berlin und das Revier Gorin der Berliner Forsten. In beiden Revieren ist der Waldumbau durch eine intensive Bejagung im Verbund mit naturgemäßer Waldwirtschaft durch die Förster Ingmar Preuße (Revier Gorin) und den Förster Thomas Schulz, die Dipl. Forstwirtin Hanna v. Versen und den Waldbesitzer Mathias Graf v. Schwerin (Revier Hirschfelde) keine Zukunftsmusik mehr, sondern schon voll im Gange. Dort zeigte sich außerhalb der Weisergatter eine Verjüngungsdynamik, die der im umzäunten Bereich in nichts nachsteht.

Exkursion im Privatbetrieb Waldnatur Hirschfelde


In allen Revieren konnten die Teilnehmer*innen ihre unterschiedlichen Erfahrungen bei Gesprächsrunden einbringen und die Studierenden hatten die Möglichkeit den erfahrenen Forstleuten Fragen zu stellen und aktiv mitzudiskutieren. Dabei war es für das Team der Busbegleiter*innen nicht immer ganz einfach die spannenden und lebhaften Diskussionen zugunsten des Zeitplanes einzugrenzen. Dafür konnten diese beim Mittagessen vertieft werden, bevor es dann am Nachmittag während der zweiten Hälfte der Exkursionen mit dem Sammeln von Eindrücken und dem Austausch von Erfahrungen weiterging. 

Besonders faszinierend war es für viele Teilnehmende zu erleben, dass auch auf schlechteren Standorten und trockenen klimatischen Bedingungen naturgemäß gewirtschaftet werden kann. Um dabei den vielfältigen Waldfunktionen und Anforderungen der verschiedensten Interessengruppen gerecht zu werden bedarf es Mut, eine Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung, einen Blick für das Ganzheitliche und eine gute Resilienz bei Gegenwind. 

Auch die Notwendigkeit eines zeitgemäßen Jagdgesetztes wurde den Teilnehmenden beim Besuch der verschiedenen Reviere immer wieder vor Augen geführt. In den ausgewählten Revieren konnte die Verjüngungsfreude der Wälder bei passendem Wildbestand unter Beweis gestellt werden, wünschenswert wären aber zukünftig flächig angepasste Wildbestände, um den Förster*innen mehr Zeit für andere dringende Aufgaben zu geben. 

Abendessen im Studi-Camp

Am Abend des ersten Exkursionstages bot sich, bedingt durch das stürmische Wetter auf dem Zeltplatz noch eine unschöne Überraschung. Die zuvor aufgebauten Essenszelte waren umgestürzt und über den Campingplatz verteilt. Mit vereinten Kräften konnten diese aber weitestgehend wieder aufgebaut und verankert werden, sodass dem gemeinsamen abendlichen Essen Nichts mehr im Wege stand. Zum Abschluss des ereignisreichen Tages gab es einen leckeren Hirschgulasch, für den das Fleisch großzügig von den Landesforsten Brandenburg gespendet wurde, wofür wir uns ebenfalls herzlich bedanken wollen. So konnten die Studierenden den Tag bei Gesprächen über das Erlebte, die Arbeit in den Hochschulgruppen, und das Studium in gemütlicher Runde ausklingen lassen. 

Am Samstagmorgen ging es dann für alle wieder mit den Bussen zu den unterschiedlichen Exkursionen. An diesem Tag bestand die Möglichkeit, zusätzlich zu den dem Revier Theerofen und den Stadtwäldern von Templin und Prenzlau das weiter südlich gelegene Revier Massow zu besuchen. 

Massow ist ein Betriebsteil der Hatzfeldt-Wildenburg´schen Verwaltung, den diese 2001 bis 2003 erworben hat. Dort wurde mit 96 % Kiefer im Oberstand ebenfalls das Erbe der Kiefernforstwirtschaft übernommen. Die Aufgabe des Waldumbaus wurde aber auf den trockenen und armen Standorten erfolgreich angenommen, wodurch der Anteil der Kiefer in der Verjüngung verglichen mit dem Oberstand um etwa 20 % gesenkt werden konnte. Nun bildet eine Mischung aus verschiedenen Laub- und Nadelhölzern die nächste Besandesgeneration. Auch die Aufgabe des Waldbrandschutz wird ernst genommen und die örtliche Feuerwehr wird, wo es geht, unterstützt. In dem Revier konnte so unter lichtem Schirm mit strammer Bejagung ein diverser Wald etabliert werden. 

Präsentation eines Feuerwehrfahrzeugs im Privatwaldrevier Massow

Auch wenn am Nachmittag mit dem Abschluss der Exkursionen der offizielle Teil der Bundestagung vorüber war, fanden sich viele der Studierenden wieder auf dem Campingplatz ein, um beim Abbau und der Säuberung des Platzes zu helfen. Nach den drei interessanten, aber auch zehrenden Tagen verabschiedeten wir uns herzlich voneinander. Die letzten abgebauten Zelte, das Kochgeschirr und vieles mehr wurde dann noch in die Autos und Hochschulbusse zum Abtransport verstaut. Einige Studierende, die ihre längere Rückreise erst am Sonntag antreten wollten, konnten noch eine Nacht auf dem Campingplatz bleiben und gingen am Abend in der Nähe gemeinsam Pizza essen. Für den Rest ging es schließlich nach Hause und endlich unter die warme Dusche. 

Die Studierenden aller Hochschulgruppen können auf ein aufregendes Wochenende voller spannender Erfahrungen, bereichernder Eindrücke, toller Gespräche, sowie wertvoller neuer Bekanntschaften blicken. Wir bedanken uns bei allen, die dieses beeindruckende Event möglich gemacht haben und freuen uns, einen Teil dazu beigesteuert zu haben. 


Autor*innen: Laura Paula Kasimir, Xaver Heimberg
Fotos wurden von Mitgliedern der ANW-Hochschulgruppe Eberswalde aufgenommen


„Der Wald kann nicht warten – Jagdgesetz jetzt!“

Aufruf zur Kundgebung für ein neues Jagdgesetz
am Donnerstag, 8.12.2022, in Potsdam

Liebe Mitglieder unserer Landesgruppe,  

leider verschließt die Politik nach wie vor die Augen:
vor dem dramatischen Zustand, in dem sich unsere Wälder befinden,
vor der enteignungsgleichen Situation vieler Grundeigentümerinnen und -eigentümer und
vor den Chancen und Möglichkeiten, die ein modernes Jagdgesetz bringen würde. 

Wir wollen zeigen, dass viele Menschen dem Wald eine Stimme geben wollen, dass sie nicht vor den Scheinargumenten der Jagdlobby einknicken.

Deshalb rufen wir Sie dazu auf, gemeinsam mit dem Verbändebündnis aus ANW, ÖJV, BUND, Grüner Liga, NABU, Naturfreunde und Waldbauernverband, am  

08.12.2022 um 11:00 Uhr

vor dem Brandenburgischen Landtag in Potsdam 

unter dem Motto: „Der Wald kann nicht warten – Jagdgesetz jetzt!“ für die Reform des Landesjagdgesetzes zu demonstrieren. 

Bitte unterstützen Sie uns zahlreich. 


Viele Grüße
Dietrich Mehl 
Vorsitzender der Landesgruppe ANW Brandenburg-Berlin e.V.    



Zum Herunterladen finden. Sie hier die Pressemitteilung der beteiligten Verbände vom 24.10.2022


Aktuelle Medienberichte zum Thema finden Sie unter diesen Links:

https://www.radioeins.de/programm/sendungen/mofr1013/_/neues-jagdgesetz-in-brandenburg.html

https://www.tagesspiegel.de/potsdam/brandenburg/unsere-zukunft-wird-einfach-aufgefressen-brandenburger-jagdgesetz-steht-auf-der-kippe-8914225.html

https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2022/12/brandenburg-neues-jagdgesetz-in-vorbereitung.html


Geschäftsführung und Kassenstelle
Philipp Kunze
Nazarethweg 9b
16321 Bernau OT Lobetal
Tel.: 0172 1839712
E-Mail: geschaeftsstelle@anw-brandenburg.de

Offener Brief zum Klimaplan Brandenburg:

Welche Menge an Treibhausgasen wird Brandenburg insgesamt noch ausstoßen? Der Klimaplan muss eine Antwort liefern! 

Appell an Ministerpräsident Dietmar Woidke, Umweltminister Axel Vogel und die Mitglieder der Landesregierung 


Sehr geehrter Ministerpräsident Woidke, sehr geehrter Minister Vogel, sehr geehrte Mitglieder der Landesregierung, 

im Koalitionsvertrag (2019) haben Sie die Erstellung eines Klimaplans für Brandenburg vereinbart. Vielen Dank, dass Sie uns nun als Stakeholder in die Erarbeitung einbeziehen. Nach Sichtung des Zwischengutachtens (i) zum Klimaplan und der Teilnahme an der ersten Stakeholder-Dialog-Runde als Teil des Beteiligungsprozesses, wenden wir uns mit dringenden und wichtigen Anliegen an Sie: 

1. Bisher bleibt die Menge an Treibhausgasen, die Brandenburg bis zur Klimaneutralität 2045 insgesamt noch ausstoßen wird, unberechnet. Legen Sie im Klimaplan die Menge an Treibhausgasen fest, die Brandenburg bis zur Klimaneutralität 2045 insgesamt noch maximal ausstoßen wird! 

2. Diese Menge an Restemissionen muss in einem Klimaschutzgesetz verankert werden. 

Warum ist es notwendig die Menge an Restemissionen für Brandenburg festzulegen? 

Die Klimawissenschaft ist sich einig: „Wenn der Gehalt von Treibhausgasen in der ⁠Atmosphäre⁠ ansteigt, führt dies zur Erwärmung der Erdatmosphäre und somit zum ⁠Klimawandel⁠“ (UBA (ii)). Es gibt also einen direkten Zusammenhang zwischen der Menge unserer Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) und der Erderwärmung. Deshalb hat der Weltklimarat (IPCC) im Jahr 2021 globale CO2-Restbudgets (iii) für bestimmte Temperaturgrenzen berechnet und der Weltgemeinschaft globale Emissionsgrenzen an die Hand gegeben. Ab dem 1.1.2020 (iv) haben wir demnach global noch folgende CO2-Restbudgets, um die entsprechenden Temperaturgrenzen (mit gewissen Wahrscheinlichkeiten) nicht zu überschreiten: 


Tabelle 1: Globale CO2-Restbudgets laut IPCC III AR 6 (2020): (SPM, S. 38) 

Die Aussage des Weltklimarates ist: Wenn wir (global) die Erwärmung begrenzen und damit katastrophale Auswirkungen der Klimakrise vermeiden wollen, dürfen wir die beschriebenen konkreten Emissionsmengen nicht überschreiten. 

Daraus folgt, dass auch im brandenburgischen Klimaplan eine konkrete Gesamtmenge an geplanten Restemissionen festgehalten werden muss. Nur so kann eine Aussage darüber getroffen werden, ob die Zielstellung aus dem Brandenburger Landtagsbeschluss vom 17.06.2020 (vi): „die globale Temperaturerhöhung im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf höchstens 1,5 Grad zu begrenzen“, mit dem Klimaplan eingehalten werden kann. 

Minister Vogel, Sie haben dies bereits bei der öffentlichen Auftaktveranstaltung zum Klimaplan (vii) am 25. Juni 2021 selbst formuliert: Das Bundesverfassungsgericht hat „im Prinzip ein Grundrecht auf Klimaschutz als ein Freiheitsrecht definiert. Das heißt, dass diese Generation die notwendigen Einsparungen nicht auf die nächsten Generationen verlagern kann, sondern dass wir bereits gefordert sind, die notwendigen Einsparungen vorzunehmen. Dabei ist das verfügbare Kohlendioxid-Budget der Maßstab. Auch dies ist eine wesentliche neue Aussage des Bundesverfassungsgerichts, um die Zielsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens erfüllen zu können.“ Diese Einschätzung teilen wir vollumfänglich und fordern alle weiteren Beteiligten dazu auf, in diesem Sinne im Klimaplan ein verbleibendes Kohlendioxid-Budget als Maßstab zu formulieren. 

Wie kann die Menge an Treibhausgasen, die Brandenburg insgesamt noch laut Klimaplan ausstoßen wird, berechnet werden? 

Aktuell haben Sie für Brandenburg das Ziel gesetzt, dass das Land bis spätestens 2045 klimaneutral leben und wirtschaften soll. Der Klimaplan wird nun ausgehend vom aktuellen Emissionsniveau mit Hilfe von Zwischenzielen für 2030 und 2040 einen Pfad aufzeigen, wie dieses Ziel erreicht werden kann. 

Aus diesem Pfad lässt sich dann die Menge an Treibhausgasen berechnen, die Brandenburg laut Klimaplan insgesamt noch plant auszustoßen: Es handelt sich um die Summe aller geplanten jährlichen Emissionen bis zur Klimaneutralität 2045. 

Bitte lassen Sie diese geplante Emissionsmenge berechnen und nehmen Sie diese Zahl in den Klimaplan auf! 

Durch die Erarbeitung des Klimaplans gehen Sie einen ersten wichtigen und richtigen Schritt, sich der Verantwortung für Klimaschutz zu stellen. Aufgrund des Angriffskrieges Russlands gibt es Stimmen, die ein Verschieben der Klimaschutzziele fordern. Doch ein ungebremstes Voranschreiten der Klimakrise mit ihren katastrophalen Folgen stellt die Menschheit vor viele weitere sicherheitspolitische Herausforderungen. Es ist also gerade jetzt wichtig, den Klimaschutz ernsthaft voranzutreiben. 

Dazu braucht es aber die Festschreibung eines verbindlichen Treibhausgas- bzw. CO2-Budgets für Brandenburg. Nur so können Sie ehrlich aufzeigen, ob der Brandenburger Klimaplan dazu beiträgt, die global beschlossenen Klimaziele zu erreichen, zu denen sich auch der Landtag im Jahr 2020 bekannt hat. Das aktuell gesetzte Ziel „klimaneutral bis spätestens 2045“ allein gibt keine Antwort auf die wirklich klimarelevante Frage: Wie hoch ist die Menge an Emissionen tatsächlich, die in Brandenburg noch ausgestoßen werden? Deshalb fordern wir Sie dazu auf: 

Gehen Sie bei der Erarbeitung des Klimaplans mit der Zeit und nutzen Sie ihn, um das Brandenburger Klimaziel ehrlich zu definieren und anschließend in einem Klimaschutzgesetz festzuschreiben: Mit der maximalen Menge an Treibhausgasemissionen – allen voran CO2 – die Brandenburg noch ausstoßen wird. 

Hierbei wollen wir Sie gerne unterstützen. Für weitere Gespräche und bei Rückfragen stehen wir Ihnen zur Verfügung. 

Mit freundlichen Grüßen

Daniel Acksel 
Ingo Baumstark (Regionalbüro Ost, Fachverband Biogas e.V.) 
Sarah Diering (NAJU Brandenburg e.V.) 
Petra van Dorsten (Deutscher Verband für Landschaftspflege e.V. (DVL)) 
Anna Ducksch (Fridays For Future Brandenburg) 
Stefan Golla (Scientists for Future) 
Sophie Haebel (Energie Forum Potsdam e.V.) 
Gerd Hampel (Fachverband Biogas e.V., Regionalgruppe Berlin-Brandenburg) 
Jan Hanisch (Bündnis Junge Landwirtschaft) 
Filibert Heim (Fridays For Future Brandenburg & JuFoNa) 
Friedrich Koch (Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft (ANW) Brandenburg-Berlin e.V.) 
Augustin Köllner (ENERTRAG) 
Axel Kruschat (BUND Brandenburg e.V.) 
Pauline Pautz (Jugendforum Nachhaltigkeit Brandenburg (JuFoNa)) 
Barbara Ral (VCD Brandenburg e.V.) 
Lars Roskoden (BWE Landesverband Berlin-Brandenburg) 
Jana Schelte (Jugendforum Nachhaltigkeit Brandenburg (JuFoNa)) 
Christiane Schröder (NABU Brandenburg e.V.) 
Franziska Sperfeld (BUND Brandenburg e.V.) 
Dr. Franziska Tanneberger (Universität Greifswald/Greifswald Moor Centrum) 
Frederike Timme (Jugendforum Nachhaltigkeit Brandenburg (JuFoNa)) Hanna von Versen (Ökologischer Jagdverein Brandenburg-Berlin e.V.) 
Fritz Viertel (VCD Brandenburg e.V.) 
Sarah Weltecke (ENERTRAG) 
Christian Wessel (ADFC Brandenburg e.V.) 
Michael Wimmer (Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL) e.V.) 
Anna Wortberg (Jugendforum Nachhaltigkeit Brandenburg (JuFoNa))


Kontakt:
Jana Schelte (jana.schelte@kijubb.de // 0178 939 3535)
Franziska Sperfeld (franziska.sperfeld@bund.net // 0178 1448239) 


Unterstützt wird das Anliegen von: 

Pietro Altermatt (Scientists for Future) 
Andreas Bangert (Biopark Landwirtschaftsbetrieb Paulinenauer Str. 12 in 14641 Pessin)
Andreas Bergmann (Sprecher Landessprecher*innenrat der Landschaftspflegeverbände (LPV) Brandenburg/Berlin) 
Prof. Dr. Ralf Bloch (HNEE) 
Rudolf Dietmar (Scientists for Future) 
Michael Döscher (Scientists for Future) 
Anita Elpers (Vorstand Neue Energie Genossenschaft eG) 
Katja Geißler (Scientists for Future) 
Christoph Gerhards (Scientists for Future) 
Silke Hansen (Vorstandsmitglied des Landesjugendring Brandenburg e.V. & Mitglied im Nachhaltigkeitsbeirat Brandenburg) 
Dr. Sebastian Helgenberger (IASS Potsdam) 
Karl-Martin Hentschel (Scientists for Future) 
Rana Hoffmann (Scientists for Future) 
Michael Huber (Scientists for Future) 
Prof. Dr. Pierre Ibisch (HNEE) 
Peter Klefka (Scientists for Future) 
Lars Klinkmüller (Scientists for Future) 
Anton Kröber (BUNDjugend Brandenburg) 
Matthias Kruppa (Scientists for Future) 
Prof. Dr. Sven Linow (Scientists for Future) 
Prof. Wolfgang Lucht (Scientists for Future) 
Günter Mügge (Scientists for Future) 
Jens Rasim (Vorsitzender Biopark e.V.) 
Prof. Dr. Dr. h.c. Ortwin Renn (Wissenschaftlicher Direktor am IASS Potsdam & Vorsitzender des Nachhaltigkeitsbeirates Brandenburg) 
Nancy Schacht (Geschäftsführung Demeter im Osten e.V.) 
Thomas Seifert (Scientists for Future) 
Prof. Dr. Uta Steinhardt (Vizepräsidentin der HNEE & Mitglied im Nachhaltigkeitsbeirat Brandenburg) 
Volker Stelzer (Scientists for Future) 
Frank Stieldorf (Vorstandsvorsitzender der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL) e.V. & Geschäftsführer der Rheinsberger Preussenquelle GmbH) 
Prof. Dr. Manfred Stock (Scientists for Future) 
Joerg Tremmel (Scientists for Future) 
Matthias Tremmel (Scientists for Future) 
Dr. Anne Ulrich (Wiss. Mitarbeiterin für Mensch-Umwelt-Forschung) 
Urban Weber (Scientists for Future) 
Prof. Dr. Martin Welp (HNEE) 
Jana Werner (Biokreis Nord-Ost e.V.) 
ADFC Brandenburg e.V. 
Arbeitsgemeinschaft Natur und Umweltbildung Brandenburg (ANU) e.V. 
Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft (ANW) Brandenburg-Berlin e.V. 
Biokreis Nord-Ost e.V. 
Biopark e.V. 
BUND Brandenburg e.V. 
Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) Landesvertretung Berlin Brandenburg 
Bundesverband WindEnergie e.V. (BWE) Landesverband Berlin/Brandenburg 
Bündnis Junge Landwirtschaft e.V. 
Bürgerinitiative StadtTeilAuto Potsdam 
Demeter im Osten e.V. 
Deutscher Verband für Landschaftspflege e.V. 
Energie Forum Potsdam e.V. 
Evangelische Jugend Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz 
Extinction Rebellion Potsdam 
Fachverband Biogas e.V., Regionalgruppe Berlin-Brandenburg 
Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL) e.V. 
Fridays For Future Brandenburg 
Grüne Liga Brandenburg e.V. 
Jugendforum Nachhaltigkeit Brandenburg (JuFoNa) 
Klimainitiative Schwielowsee 
Kinder- und Jugendparlament Rathenow 
NABU Brandenburg e.V. 
NAJU Brandenburg e.V. 
NaturFreunde Landesverband Brandenburg e.V. 
NaturFreunde Jugend Brandenburg 
Ökologischer Jagdverein Brandenburg-Berlin e.V.
Parents for Future Brandenburg 
Potsdam Zero 
Scientists for Future – Fachgruppe Energie 
Tschüss Erdgas Potsdam 
Umweltclub Wandlitz 
VCD Brandenburg e.V. 
VENROB e.V. 
Villa Fohrde e.V.

 

Endnoten 

i https://mluk.brandenburg.de/sixcms/media.php/9/ZwBericht-Gutachten-KlimaplanBB_finale%20Fassung.pdf 
ii https://www.umweltbundesamt.de/daten/umweltindikatoren/indikator-emission-von-treibhausgasen#wie-ist-die-entwicklung-zu-bewerten 
iii Der Weltklimarat hat sich auf CO2 konzentriert. Es heißt aber im Bericht, dass das CO2-Restbudget auch kleiner oder größer sein kann, je nachdem wie sich die Emissionen anderer Treibhausgase wie beispielsweise Methan entwickeln. 
iv Seitdem sind bereits 28 Monate vergangen. Bei globalen Emissionen von aktuell 35-36 GT/ Jahr sind das ca. 80-85 GT CO2, die wir bereits verbraucht haben. 
v IPCC (2020) AR6 Climate Change 2021: The Physical Science Basis: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/downloads/report/IPCC_AR6_WGI_Full_Report.pdf (SPM, S. 38) 
vi Drucksache 7/1420(ND)-B 
vii https://mluk.brandenburg.de/mluk/de/ueber-uns/minister/rede-vom-25-06-2021/  

Weiterführende Literatur  

Globales THG-Restbudget: 

  • Erste Berechnung eines globalen Restbudgets ab dem 1.1.2018: IPCC (2018) SR1.5: Special Report on Global Warming of 1.5°C. An IPCC Special Report on the impacts of global warming of 1.5°C above pre-industrial levels and related global greenhouse gas emission pathways, in the context of strengthening the global response to the threat of climate change, sustainable development, and efforts to eradicate poverty. (S. 108) 
  • Zweite Berechnung eines globalen Restbudgets ab dem 1.1.2020: IPCC (2020) AR6 Climate Change 2021: The Physical Science Basis https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/downloads/report/IPCC_AR6_WGI_Full_Report.pdf (SPM, S. 38) 

Webseite mit Informationen zum THG-Restbudget: https://www.klima-retten.info/Review.html 

Deutsche Übersetzung des Pariser Klimaschutzabkommens: https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Klimaschutz/paris_abkommen_bf.pdf  


Stellungnahme zum Entwurf des neuen Landesjagdgesetzes:

„Jagd hat dem Interesse der Eigentümer und der Gesellschaft an klimastabilen, vitalen Wäldern zu dienen“

Die ANW Brandenburg-Berlin äußert sich gemeinsam mit NABU, BUND, Grüner Liga, Waldbauernverband und Ökologischem Jagdverein (ÖJV) zu den aktuellen Plänen des MLUK für das neue Landesjagdgesetz. Hier lesen Sie die vollständige Pressemitteilung


Potsdam, 4. März 2022  In einem gemeinsamen Schreiben der vorgenannten Verbände vom 8.12.20 an Minister Axel Vogel, die Mitglieder des Ausschusses für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz sowie die Fraktionsvorsitzenden der demokratischen Parteien im Brandenburger Landtag hatten die Verbände Anforderungen an ein zukunftsfähiges Jagdgesetz formuliert, welches insbesondere einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung klimastabiler und leistungsfähiger Wälder, zur Sicherung einer ordnungsgemäßen Landwirtschaft und eine Unterstützung von Lebensraum- und Artenschutz leisten soll und muss.

Eine der wesentlichsten Forderungen der Verbände war, dass „jeder Eigentümer/jede Eigentümerin – unabhängig von der Flächengröße bzw. ab 1 ha und geeigneter Flächenform – auf seinem/ihrem Eigentum jagen darf“ Mal abgesehen davon, dass diese Forderung dem demokratischen Grundverständnis von Rechten und Pflichten des Eigentums in Deutschland folgt, ist es in vielen anderen Ländern gängige Praxis.  Jede darüber hinaus gehende Flächengröße führt dazu, dass eine Vielzahl von Eigentümern ihr Jagdrecht weiterhin nicht ausüben kann. So bedeutet z.B. eine Festlegung von 10 ha, dass zwar 61 % der privaten Waldfläche durch die jeweiligen Eigentümer*innen bejagt werden können, aber weiterhin 93 % der privaten Waldbesitzer diese Möglichkeit verwehrt bleibt.  Deshalb werden wir uns weiterhin dafür einsetzen, dass eine Bejagung von Eigentumsflächen ab 1 ha möglich sein wird.

Um zu verstehen, weshalb der Aspekt einer konsequenten (Rück)Übertragung des Rechtes an die Eigentümer, auf ihren Flächen selbst zu jagen, von elementarer Bedeutung ist, muss man zur Kenntnis nehmen, dass mit der Etablierung des Pachtjagdsystems und einer damit einhergehenden quasi Enteignung der Eigentümer*innen ein unlösbarer Interessenkonflikt entstanden ist. Es war auch in vorangegangenen Jagdgesetzen im Gesetzeszweck formuliert, dass Schäden in der Land- und Forstwirtschaft zu vermeiden sind und Wildbestände so zu regulieren sind, dass eine Waldverjüngung möglich ist. In der vorliegenden Entwurfsfassung zum Landesjagdgesetz ist diese Forderung noch einmal geschärft worden. Folgerichtig stellt der Vorsitzende des ÖJV Brandenburg/Berlin, Mathias Graf von Schwerin klar: „Jagd ist kein Selbstzweck, sondern integraler Teil einer Land- und Forstwirtschaft, die durch den Klimawandel vor gewaltigen Herausforderungen steht. Insbesondere hat sie dem Interesse der Eigentümer und der Gesellschaft an klimastabilen, vitalen Wäldern zu dienen.“

Die Entwicklung der Wildbestände in Brandenburg und die vorgelegten Ergebnisse der Bundes- bzw. Landeswaldinventur (50% aller jungen Bäume sind verbissen!) belegen eindeutig, dass diese Verpflichtung den allermeisten Jagdpächtern egal war. Dass die diesbezüglichen Probleme systemimmanent sind, bestätigt im Übrigen selbst der Deutsche Jagdverband (DJV) in einer Broschüre aus dem Jahr 2020 – „Lösungsansätze im Forst-Jagd-Konflikt“ (siehe S. 49).

Die Entkopplung von Eigentum und Jagd und der damit einhergehende Zielkonflikt (z.B. keine Schäden in der Landwirtschaft, artenreiche Waldverjüngung vs hohe Wildbestände, Trophäenjagd) haben zur jetzigen Situation mit hohen Wildschäden in der Land-und Forstwirtschaft geführt. Bezogen auf den Wald ist das sehr bedenklich und risikobehaftet, denn es hat dazu geführt, dass Wald in Größenordnungen nicht nachhaltig verjüngt werden kann, geschweige denn ein für unser Überleben existenziell notwendiger klimastabiler Mischwald entstehen kann.

Unserer Auffassung nach lässt sich diese große Herausforderung nur bewältigen, wenn die Rechte und Pflichten der Eigentümer endlich auch durch die entsprechenden Instrumente unterstützt werden und das ist in diesem Zusammenhang die Möglichkeit, auf Eigentumsflächen grundsätzlich selbst zu entscheiden, wer in welcher Art und Weise und mit welcher Zielsetzung dort jagt. Damit muss die Jagd zu einem Dienstleister für eine zukunftsfähige Landnutzung werden. Enno Rosenthal, Vorsitzender des Waldbauernverbandes Brandenburg unterstreicht: „Mit unserem gemeinsamen Vorschlag zur Jagdrechtsänderung sollen Land und Waldwirtschaft mit dem Wildtiermanagement durch die Eigentümer*innen zukünftig besser zusammengeführt werden. Natur und Gesellschaft erweisen wir damit einen guten Dienst.“

In der jetzt beginnenden formalen Beteiligung aller Verbände, Organisationen bzw. Institutionen werden sicher noch eine Vielzahl von Detailfragen und Formulierungen zu diskutieren sein. Insgesamt aber stellt der vorgelegte Gesetzentwurf eine gute Grundlage für ein modernes und zielführendes Jagdgesetz dar und die hier genannten Verbände werden den damit verbundenen, längst überfälligen Paradigmenwechsel nach Kräften unterstützen. Es muss aber betont werden, dass eine Überarbeitung des alten Jagdgesetzes in homöopathischen Dosen diesen Paradigmenwechsel nicht herbeiführen würde.  Um es abschließend noch einmal auf den Punkt zu bringen, die Aufgabe, vor der wir in Brandenburg stehen, ist gewaltig: Noch immer müssen in Brandenburg etwa 500.000 Hektar Kiefernforste zu klimaangepassten Mischwäldern umgebaut werden. Das ist in der notwendigen Geschwindigkeit allein durch Pflanzungen nicht zu schaffen. Zurzeit werden jährlich 2.140 Hektar Forst in Mischwald umgewandelt. Bei dieser Geschwindigkeit würde es noch 234 Jahre dauern, bis das Umbauziel erreicht ist. Deshalb ist es zu begrüßen, dass die Landesregierung zukünftig vermehrt auf natürliche Verjüngung setzen will. Allerdings wird die Verjüngung durch zu hohen Wildbestand verhindert. Dem kann durch eine Stärkung der Eigenverantwortung von Grundeigentümern – insbesondere bei der Jagdausübung – begegnet werden“, so Carsten Preuß, Vorsitzender des BUND Brandenburg.



Fragen dazu richten Sie gern an Dietrich Mehl, Vorsitzender der ANW-Landesgruppe Brandenburg-Berlin
Telefon: 033367 / 70129
E-Mail: dietrich.mehl@web.de


https://anw-brandenburg.de/2021/06/23/zukunftsfaehige-jagd-fuer-einen-zukunftsfaehigen-wald/(öffnet in neuem Tab)


Junge Waldschützer


Die ANW Brandenburg-Berlin hat schon zum zweiten Mal ein Schulprojekt in Georgien unterstützt: Mädchen und Jungen aus einer Dorfschule im Hochgebirge Adschariens erkundeten den Wald und lernten, was er für seine Gesundheit braucht. Kartlos Manvelidze, Dolmetscher vor Ort, hat darüber einen Bericht geschrieben

Wozu Durchforstungen? Warum werden auch Bäume krank? Und wie schützt man Bären?
Schüler aus dem Hochgebirge Adschariens erkunden mit dem Dorfförster den Wald

Der dänische Verein „Freunde von Georgien in Dänemark“ und die ANW Brandenburg-Berlin hatten schon 2019 ein Schulprojekt dieser Art in Adscharien finanziert. Am Ende des Sommers 2021 war die Zeit reif für eine zweite Runde „Junger Waldschützer“. Die Pandemie in Georgien ließ ein wenig nach, die Schulen wurden geöffnet. In Kooperation mit dem lokalen Forstamt und dem Ressourcen-Zentrum für Bildung wurde diesmal die Dorfschule Ghurta im Hochgebirge Adschariens ausgewählt. Die Schule nutzte immer noch die Bücher und Geräte aus der Sowjetzeit. Das Projekt wurde programmgemäß erfolgreich durchgeführt. Es wurden sogar zusätzliche Umweltbildungsaktivitäten geplant und abgewickelt.

Maßgeschneiderte Ausrüstung

Zuerst gab es ein Treffen mit der Schulleitung. Als lokale Koordinatorin wurde die Biologielehrerin gewählt, Marina Ghorjomeladze.  Zudem wurde das Projekt durch Diskussion verbessert und noch stärker an die Bedürfnisse der Schule angepasst. Anstelle von Karten und Postern wurden beispielsweise Bücher gekauft. Außerdem ein Mikroskop, Sezierbesteck, eine Wetterstation, ein GPS-Gerät und einiges mehr.

Bücher, Karten, Mikroskop – eine große Lieferung aus Dänemark und Deutschland

Moderne Umweltbildungsgeräte sind in Georgien nicht zu kaufen, oder sie sind dreimal so teuer wie im EU Raum. Aus diesem Grund wurden einige Geräte in Deutschland online bestellt und nach Dänemark an Torben Ravn geliefert. Torben Ravn, Vorsitzender des Vereins „Freunde von Georgien in Dänemark“, reiste im Oktober 2021 nach Georgien und transportierte die Sachen mit dem Koffer im Flugzeug. Dadurch wurden teure Zoll- und Versandkosten gespart. Mit den gesparten Geldern konnten zusätzliche Bücher eingekauft werden.

Riesige Nachfrage bei den Schülern

38 der insgesamt 87 Gesamtschüler haben sich auf einen Platz im Projekt beworben. Aufgrund der hohen Nachfrage wurden für die Gründung des Eco-Clubs 15 Schülern nach folgenden Kriterien ausgewählt:

1. Altersgruppe von 13 bis 17 Jahren
2. Beste Noten im Bereich Biologie, Botanik, Geographie und Naturkunde
3. Rekommandationen der lokalen Koordinatorin (die Biologielehrerin)

Die fleißigste Schülerin, Nata Ghorjomeladze, wurde als interne Leiterin des Eco-Clubs gewählt. Ihre Aufgabe war es, die neuesten Informationen des Projekts im Eco-Club zu verbreiten und zu kontrollieren, dass jedes Mitglied seine Aufgabe erfühlt.   

Der Eco-Club vor der Dorfschule von Ghurta

Eine Wetterstation für die ganze Region

Am 11.10.2021 wurde mit Hilfe des Schuldirektors die Wetterstation direkt auf dem Schulhof an prominenter Stelle installiert. Der Direktor sagte: „Dies ist die einzige Wetterstation in der Gegend. Unser Dorf und die umliegenden Siedlungen werden endlich genauere Klimadaten haben, dies wird die lokale Landwirtschaft einfacher machen!“ Die Wetterstation ist also nicht nur für die Schule, sondern auch für diese und die umliegenden Dörfer von großer Bedeutung.

Aufbau der Wetterstation

Nachdem die Wetterstation aufgebaut und die Funktionen überprüft waren, gab es das erste Treffen mit dem Eco-Club. Die Ziele des Projekts und anstehende Aktivitäten wurden dem Eco-Club vorgestellt. Anschließend wurden neue Bücher gezeigt und die Funktionsweise der einzelnen Geräte erklärt: Gemeinsam mit den Schülern wurde das Mikroskop aufgebaut und eine Pflanzenzelle observiert.

Abschließend wurde den Schüler die Funktionsweise der Wetterstation erklärt und die Aufgabe gestellt, täglich abwechselnd die Klimadaten der Wetterstation aufzunehmen und in einer vorgefertigten Tabelle zu dokumentieren. Die Schüler wussten aus dem Erdkundeunterricht, was die Lufttemperatur, Niederschlag, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit bedeuten.

Die Mitglieder des Eco-Clubs haben die Klimadaten vom 11. Oktober bis 11. November sorgfältig aufbewahrt. Dann haben Sie zusammen die Mittelwerte der gespeicherten Daten berechnet:


Tabelle 2. Ergebnisse von Klimaforschung im Dorf Ghurta (11 Oktober – 11 November)

Lufttemperatur (°C)Luftfeuchtigkeit (%)Luftdruck (mbar)Niederschlagsmenge (mm)
7,9641021,3134


Besuch aus Dänemark

Torben Ravn, der im Oktober nach Georgien kam, ist Förster von Beruf. Während seines Aufenthalts in Adscharien besuchte er die Dorfschule Ghurta und hielt ein Seminar für die Schüler vor Ort. Die Veranstaltung wurde spontan am 13. Oktober 2021 vom CEDF-Team und der Schulverwaltung organisiert. Die Veranstaltung wurde sogar von Hauptsender Adjariens (Adjara TV) aufgenommen. Auch in der Lokalpresse machte das Schlagzeilen.

Diskussion mit Förster Torben Ravn aus Dänemark

Das Seminar fand im Hinterhof der Schule statt. Torben Ravn erzählte den Schüler von den Wäldern in Dänemark und erklärte die Bedeutung von Wäldern in vielerlei Hinsicht. Danach wurde fast zwei Stunden lang diskutiert. Die Schüler stellten dem Förster Fragen zu Klimawandel, Plastikproblemen, Erdrutschen, Jagd, Wasser- und Bodenverschmutzung. Torben Ravn beantwortete die Fragen mit Freude und sehr ausführlich. Als Dolmetscher setzte sich Kartlos Manvelidze ein.

Ins Gelände mit dem Dorfförster

Eine Geländeübung mit dem Förster des Dorfes sollte am 29. Oktober stattfinden, allerdings begann es plötzlich stark zu regnen. Die Übung könnte im Gelände nicht durchgeführt werden, darüber hinaus wurde in einem Klassenzimmer ein Seminar veranstaltet. Der Förster erzählte dem Eco-Club von den Aufgaben eines adscharischen Försters, danach erklärte er die Bedeutung von sozialen und sanitären Durchforstungen. Darüber hinaus wurden die aktuellen Waldkrankheiten besprochen. Am Ende gab es Diskussion über Bärenschutz in den naheliegenden Wäldern.

Das Essen, das ursprünglich als Picknick gedacht war, wurde in Klassenzimmer gegessen. An dem Tag wurde ein anderer Termin für die Geländeübung vereinbart.

Die Geländeübung fand am 3. November noch einmal statt. Alles lief nach dem Plan. In einem naheliegenden Wald beschrieb der Eco-Club die Waldbestände. Dabei wurden das GPS Gerät, Kompass und Messgerät für Baumdurchmesser intensiv eingesetzt. GPS Koordinaten und die Meereshöhe der Waldbestände wurden aufgenommen. BHD der Bäume wurden gemessen. Einzelne Baumarten wurden bestimmt und die morphologischen Unterschiede zwischen verschiedenen Nadelbaumarten wurden diskutiert. Am Ende wurden die Schüler auf die Plastikverschmutzung des Waldes aufmerksam gemacht. Leider waren im Übungsgebiet mehrere Plastikflaschen und Plastiktüten zu finden. Darüber hinaus wurde die negative Folge des Plastik auf den Mensch und Ökosysteme diskutiert. Am Ende der dreistündigen Übung gab es Picknick im Freien. Das Essen hatten die Schüler selbst organisiert.

Exkursion in den Machakhela Nationalpark

Die Exkursion fand am 5. November statt. Am Morgen wurde die Gruppe von Maradi Lakobadze und Nana Baujadze begrüßt, den Biodiversitätsexperten des Parks. Im Konferenzraum des Verwaltungsgebäudes präsentierte Nana Baujadze die Artenvielfalt der Adscharischen Wälder und die Bedeutung von Schutzgebieten für den Menschen und die Natur. Im Anschluss an die Präsentation gab es eine Diskussion über bedrohte Arten und deren Erhaltung.

Nach dem Mittagessen in einem lokalen Restaurant gab es eine dreistündige Wanderung durch den Wald des Parks. Unterwegs wurden die Laubbaumarten und Sträucher identifiziert, aber auch Natursehenswürdigkeiten wie die Wasserfälle besucht. Die Exkursion endete mit einer kurzen Diskussion über Ökotourismus, seine Vor- und Nachteile.

Am 10. November traf sich der Eco-Club ein letztes Mal. Die Schüler verfassten einen kurzen Bericht über die durchgeführten Aktivitäten. Nach dem Unterricht wurde andere Schüler eingeladen und der Bericht wurde ihnen präsentiert. Zum Abschluss gab es eine kurze Feierstunde, bei der den Mitgliedern des Eco-Clubs die Urkunden überreicht wurden. Die Urkunden wurden vom Schuldirektor, von Förster Torben Ravn und dem CEO der NGO CEDF, Soso Tedoradze, unterzeichnet.


Ergebnisse des Projekts

1. Die Schule ist mit den neuesten naturkundlichen Büchern und modernen Technologien für die Umweltforschung ausgestattet

  • Schüler haben ausführliche Informationen über die technischen Eigenschaften des Inventars, den Zweck und die Verwendungsregeln
  • Inventar wird für Biologie, Geographie und anderen Umweltunterricht eingesetzt
  • Inventar wird von interessierten Studenten verwendet, um die Umwelt zu erlernen und zu erforschen

2. Erhöhtes Umweltbewusstsein – mindestens 15 Schüler der Schule verfügen über Kenntnisse zu folgenden Themen

  • Methoden der Klimaforschung und das Klima im Dorf
  • Baumarten in den naheliegenden Wäldern des Dorfes
  • Bioökologischer Allgemeinzustand in den naheliegenden Wäldern des Dorfes
  • Morphologische Unterschiede zwischen Nadelbaumarten (Fichte, Tanne, Eibe, Kiefer)
  • Die Bedeutung des sozialen und sanitären Durchforstungen
  • Aufgaben eines Försters in Adscharien
  • Biodiversität und Natursehenswürdigkeiten des Machakhela Nationalparks
  • Arten von Schutzgebieten in Adscharien und ihre soziale, wirtschaftliche und ökologische Bedeutung
  • Lokale und regionale ökologische Probleme, ihre Ursachen und Lösungswege – darunter globale Klimawandel, Umweltverschmutzung, Artensterben, Erosionsprozesse und Waldbrände
  • Prinzipien der Gruppenarbeit

3. Fünfzehn Schüler der Schule haben theoretische und praktische Erfahrungen in der Erforschung und dem Schutz der Umwelt

4. Fünfzehn Schüler der Schule verfügen über Urkunden, die ihnen in der Zukunft die Arbeitssuche im Bereich Umweltschutz erleichtern


Danksagung

Wir – das Team des CEDF, der Schulverwaltung von Ghurta und des Eco-Clubs – danken den Mitgliedern der „Freunde von Georgien in Dänemark“ und der ANW Brandenburg-Berlin für ihre finanzielle Unterstützung. Besonderer Dank geht an Jürgen Rosemund und Torben Ravn.
Das Projekt wurde zu Beginn von Herrn Rosemund initiiert und das Konzept mit uns theoretisch erarbeitet. Zu diesem Zweck hat er sich engagiert, die Spenden zu organisieren. Herr Ravn finanzierte den Großteil des Projekts und war persönlich an der Umsetzung des Projekts beteiligt. Er führte für die Schüler interessante Seminare und Diskussionen zum Thema Wald- und Naturschutz.


Das Wichtigste in Kürze

  • Zeitraum der Durchführung: September 20 – November 11, 2021
  • Ort der Aktivitäten: LEPL Dorfschule von Ghurta  
  • Beteiligte Institutionen: LEPL Dorfschule von Ghurta; Ressourcen Zentrum für Bildung von Khulo Munizipalitt; Forstamt Adschariens; Verwaltung von Machakhela National Park
  • Budget: 1500 Euro
  • Spender-Organisationen: NGO „Freunde von Georgien in Dänemark“ (1033,50 Euro); Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft Brandenburg e. V. (466,50 Euro)
  • Projekt durchgeführt durch NGO „Caucasus Ecological Development Fund“
  • Projekt Koordinator: Kartlos Manvelidze

Zukunftsfähige Jagd – für einen zukunftsfähigen Wald

Brandenburger Verbände fordern ein neues Landesjagdgesetz, damit klimastabile Wälder wachsen können

Die Initiative kam von der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft Brandenburg-Berlin: Im Dezember 2020 beziehen mehrere Landesverbände gemeinsam Position zu einem neuen Jagdgesetz – die ANW selbst, BUND, NABU, der Ökologische Jagdverein und der Waldbauernverband. In einer gemeinsamen Stellungnahme fordern sie eine tiefgreifende Gesetzesnovelle.

Der Grund: Die Entwicklung klimaangepasster Mischwäldern geht trotz aller Alarmsignale viel zu langsam voran. Ursache sind auch die hohen Wildbestände, die die dringend benötigten jungen Laubbäume auffressen. Ein neues Jagdgesetz soll sicherstellen, dass Wildbestände angepasst werden. Weitere Forderungen zielen auf mehr Arten- und Umweltschutz und vor allem auf das Jagdrecht selbst.

„Waldbesitzer und Jäger, die zur natürlichen Waldentwicklung und zum Artenschutz beitragen wollen, müssen dies auch realisieren können“, sagt Dietrich Mehl, Vorsitzender der ANW. Jeder Waldeigentümer und -besitzer solle auf seinen eigenen Flächen jagen dürfen. Wegen der aktuellen Jagdgesetze haben 99 Prozent von ihnen keine Möglichkeit dazu, weil ihre Flächen kleiner als 75 Hektar sind – eine Regelung, die mit moderner Demokratie nicht zu vereinbaren ist.

Das vollständige Schreiben finden Sie hier:

Fragen dazu richten Sie gern an Dietrich Mehl, Vorsitzender der ANW-Landesgruppe Brandenburg-Berlin
Telefon: 033367 70129
E-Mail: dietrich.mehl@web.de