Junge Waldschützer


Die ANW Brandenburg-Berlin hat schon zum zweiten Mal ein Schulprojekt in Georgien unterstützt: Mädchen und Jungen aus einer Dorfschule im Hochgebirge Adschariens erkundeten den Wald und lernten, was er für seine Gesundheit braucht. Kartlos Manvelidze, Dolmetscher vor Ort, hat darüber einen Bericht geschrieben

Wozu Durchforstungen? Warum werden auch Bäume krank? Und wie schützt man Bären?
Schüler aus dem Hochgebirge Adschariens erkunden mit dem Dorfförster den Wald

Der dänische Verein „Freunde von Georgien in Dänemark“ und die ANW Brandenburg-Berlin hatten schon 2019 ein Schulprojekt dieser Art in Adscharien finanziert. Am Ende des Sommers 2021 war die Zeit reif für eine zweite Runde „Junger Waldschützer“. Die Pandemie in Georgien ließ ein wenig nach, die Schulen wurden geöffnet. In Kooperation mit dem lokalen Forstamt und dem Ressourcen-Zentrum für Bildung wurde diesmal die Dorfschule Ghurta im Hochgebirge Adschariens ausgewählt. Die Schule nutzte immer noch die Bücher und Geräte aus der Sowjetzeit. Das Projekt wurde programmgemäß erfolgreich durchgeführt. Es wurden sogar zusätzliche Umweltbildungsaktivitäten geplant und abgewickelt.

Maßgeschneiderte Ausrüstung

Zuerst gab es ein Treffen mit der Schulleitung. Als lokale Koordinatorin wurde die Biologielehrerin gewählt, Marina Ghorjomeladze.  Zudem wurde das Projekt durch Diskussion verbessert und noch stärker an die Bedürfnisse der Schule angepasst. Anstelle von Karten und Postern wurden beispielsweise Bücher gekauft. Außerdem ein Mikroskop, Sezierbesteck, eine Wetterstation, ein GPS-Gerät und einiges mehr.

Bücher, Karten, Mikroskop – eine große Lieferung aus Dänemark und Deutschland

Moderne Umweltbildungsgeräte sind in Georgien nicht zu kaufen, oder sie sind dreimal so teuer wie im EU Raum. Aus diesem Grund wurden einige Geräte in Deutschland online bestellt und nach Dänemark an Torben Ravn geliefert. Torben Ravn, Vorsitzender des Vereins „Freunde von Georgien in Dänemark“, reiste im Oktober 2021 nach Georgien und transportierte die Sachen mit dem Koffer im Flugzeug. Dadurch wurden teure Zoll- und Versandkosten gespart. Mit den gesparten Geldern konnten zusätzliche Bücher eingekauft werden.

Riesige Nachfrage bei den Schülern

38 der insgesamt 87 Gesamtschüler haben sich auf einen Platz im Projekt beworben. Aufgrund der hohen Nachfrage wurden für die Gründung des Eco-Clubs 15 Schülern nach folgenden Kriterien ausgewählt:

1. Altersgruppe von 13 bis 17 Jahren
2. Beste Noten im Bereich Biologie, Botanik, Geographie und Naturkunde
3. Rekommandationen der lokalen Koordinatorin (die Biologielehrerin)

Die fleißigste Schülerin, Nata Ghorjomeladze, wurde als interne Leiterin des Eco-Clubs gewählt. Ihre Aufgabe war es, die neuesten Informationen des Projekts im Eco-Club zu verbreiten und zu kontrollieren, dass jedes Mitglied seine Aufgabe erfühlt.   

Der Eco-Club vor der Dorfschule von Ghurta

Eine Wetterstation für die ganze Region

Am 11.10.2021 wurde mit Hilfe des Schuldirektors die Wetterstation direkt auf dem Schulhof an prominenter Stelle installiert. Der Direktor sagte: „Dies ist die einzige Wetterstation in der Gegend. Unser Dorf und die umliegenden Siedlungen werden endlich genauere Klimadaten haben, dies wird die lokale Landwirtschaft einfacher machen!“ Die Wetterstation ist also nicht nur für die Schule, sondern auch für diese und die umliegenden Dörfer von großer Bedeutung.

Aufbau der Wetterstation

Nachdem die Wetterstation aufgebaut und die Funktionen überprüft waren, gab es das erste Treffen mit dem Eco-Club. Die Ziele des Projekts und anstehende Aktivitäten wurden dem Eco-Club vorgestellt. Anschließend wurden neue Bücher gezeigt und die Funktionsweise der einzelnen Geräte erklärt: Gemeinsam mit den Schülern wurde das Mikroskop aufgebaut und eine Pflanzenzelle observiert.

Abschließend wurde den Schüler die Funktionsweise der Wetterstation erklärt und die Aufgabe gestellt, täglich abwechselnd die Klimadaten der Wetterstation aufzunehmen und in einer vorgefertigten Tabelle zu dokumentieren. Die Schüler wussten aus dem Erdkundeunterricht, was die Lufttemperatur, Niederschlag, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit bedeuten.

Die Mitglieder des Eco-Clubs haben die Klimadaten vom 11. Oktober bis 11. November sorgfältig aufbewahrt. Dann haben Sie zusammen die Mittelwerte der gespeicherten Daten berechnet:


Tabelle 2. Ergebnisse von Klimaforschung im Dorf Ghurta (11 Oktober – 11 November)

Lufttemperatur (°C)Luftfeuchtigkeit (%)Luftdruck (mbar)Niederschlagsmenge (mm)
7,9641021,3134


Besuch aus Dänemark

Torben Ravn, der im Oktober nach Georgien kam, ist Förster von Beruf. Während seines Aufenthalts in Adscharien besuchte er die Dorfschule Ghurta und hielt ein Seminar für die Schüler vor Ort. Die Veranstaltung wurde spontan am 13. Oktober 2021 vom CEDF-Team und der Schulverwaltung organisiert. Die Veranstaltung wurde sogar von Hauptsender Adjariens (Adjara TV) aufgenommen. Auch in der Lokalpresse machte das Schlagzeilen.

Diskussion mit Förster Torben Ravn aus Dänemark

Das Seminar fand im Hinterhof der Schule statt. Torben Ravn erzählte den Schüler von den Wäldern in Dänemark und erklärte die Bedeutung von Wäldern in vielerlei Hinsicht. Danach wurde fast zwei Stunden lang diskutiert. Die Schüler stellten dem Förster Fragen zu Klimawandel, Plastikproblemen, Erdrutschen, Jagd, Wasser- und Bodenverschmutzung. Torben Ravn beantwortete die Fragen mit Freude und sehr ausführlich. Als Dolmetscher setzte sich Kartlos Manvelidze ein.

Ins Gelände mit dem Dorfförster

Eine Geländeübung mit dem Förster des Dorfes sollte am 29. Oktober stattfinden, allerdings begann es plötzlich stark zu regnen. Die Übung könnte im Gelände nicht durchgeführt werden, darüber hinaus wurde in einem Klassenzimmer ein Seminar veranstaltet. Der Förster erzählte dem Eco-Club von den Aufgaben eines adscharischen Försters, danach erklärte er die Bedeutung von sozialen und sanitären Durchforstungen. Darüber hinaus wurden die aktuellen Waldkrankheiten besprochen. Am Ende gab es Diskussion über Bärenschutz in den naheliegenden Wäldern.

Das Essen, das ursprünglich als Picknick gedacht war, wurde in Klassenzimmer gegessen. An dem Tag wurde ein anderer Termin für die Geländeübung vereinbart.

Die Geländeübung fand am 3. November noch einmal statt. Alles lief nach dem Plan. In einem naheliegenden Wald beschrieb der Eco-Club die Waldbestände. Dabei wurden das GPS Gerät, Kompass und Messgerät für Baumdurchmesser intensiv eingesetzt. GPS Koordinaten und die Meereshöhe der Waldbestände wurden aufgenommen. BHD der Bäume wurden gemessen. Einzelne Baumarten wurden bestimmt und die morphologischen Unterschiede zwischen verschiedenen Nadelbaumarten wurden diskutiert. Am Ende wurden die Schüler auf die Plastikverschmutzung des Waldes aufmerksam gemacht. Leider waren im Übungsgebiet mehrere Plastikflaschen und Plastiktüten zu finden. Darüber hinaus wurde die negative Folge des Plastik auf den Mensch und Ökosysteme diskutiert. Am Ende der dreistündigen Übung gab es Picknick im Freien. Das Essen hatten die Schüler selbst organisiert.

Exkursion in den Machakhela Nationalpark

Die Exkursion fand am 5. November statt. Am Morgen wurde die Gruppe von Maradi Lakobadze und Nana Baujadze begrüßt, den Biodiversitätsexperten des Parks. Im Konferenzraum des Verwaltungsgebäudes präsentierte Nana Baujadze die Artenvielfalt der Adscharischen Wälder und die Bedeutung von Schutzgebieten für den Menschen und die Natur. Im Anschluss an die Präsentation gab es eine Diskussion über bedrohte Arten und deren Erhaltung.

Nach dem Mittagessen in einem lokalen Restaurant gab es eine dreistündige Wanderung durch den Wald des Parks. Unterwegs wurden die Laubbaumarten und Sträucher identifiziert, aber auch Natursehenswürdigkeiten wie die Wasserfälle besucht. Die Exkursion endete mit einer kurzen Diskussion über Ökotourismus, seine Vor- und Nachteile.

Am 10. November traf sich der Eco-Club ein letztes Mal. Die Schüler verfassten einen kurzen Bericht über die durchgeführten Aktivitäten. Nach dem Unterricht wurde andere Schüler eingeladen und der Bericht wurde ihnen präsentiert. Zum Abschluss gab es eine kurze Feierstunde, bei der den Mitgliedern des Eco-Clubs die Urkunden überreicht wurden. Die Urkunden wurden vom Schuldirektor, von Förster Torben Ravn und dem CEO der NGO CEDF, Soso Tedoradze, unterzeichnet.


Ergebnisse des Projekts

1. Die Schule ist mit den neuesten naturkundlichen Büchern und modernen Technologien für die Umweltforschung ausgestattet

  • Schüler haben ausführliche Informationen über die technischen Eigenschaften des Inventars, den Zweck und die Verwendungsregeln
  • Inventar wird für Biologie, Geographie und anderen Umweltunterricht eingesetzt
  • Inventar wird von interessierten Studenten verwendet, um die Umwelt zu erlernen und zu erforschen

2. Erhöhtes Umweltbewusstsein – mindestens 15 Schüler der Schule verfügen über Kenntnisse zu folgenden Themen

  • Methoden der Klimaforschung und das Klima im Dorf
  • Baumarten in den naheliegenden Wäldern des Dorfes
  • Bioökologischer Allgemeinzustand in den naheliegenden Wäldern des Dorfes
  • Morphologische Unterschiede zwischen Nadelbaumarten (Fichte, Tanne, Eibe, Kiefer)
  • Die Bedeutung des sozialen und sanitären Durchforstungen
  • Aufgaben eines Försters in Adscharien
  • Biodiversität und Natursehenswürdigkeiten des Machakhela Nationalparks
  • Arten von Schutzgebieten in Adscharien und ihre soziale, wirtschaftliche und ökologische Bedeutung
  • Lokale und regionale ökologische Probleme, ihre Ursachen und Lösungswege – darunter globale Klimawandel, Umweltverschmutzung, Artensterben, Erosionsprozesse und Waldbrände
  • Prinzipien der Gruppenarbeit

3. Fünfzehn Schüler der Schule haben theoretische und praktische Erfahrungen in der Erforschung und dem Schutz der Umwelt

4. Fünfzehn Schüler der Schule verfügen über Urkunden, die ihnen in der Zukunft die Arbeitssuche im Bereich Umweltschutz erleichtern


Danksagung

Wir – das Team des CEDF, der Schulverwaltung von Ghurta und des Eco-Clubs – danken den Mitgliedern der „Freunde von Georgien in Dänemark“ und der ANW Brandenburg-Berlin für ihre finanzielle Unterstützung. Besonderer Dank geht an Jürgen Rosemund und Torben Ravn.
Das Projekt wurde zu Beginn von Herrn Rosemund initiiert und das Konzept mit uns theoretisch erarbeitet. Zu diesem Zweck hat er sich engagiert, die Spenden zu organisieren. Herr Ravn finanzierte den Großteil des Projekts und war persönlich an der Umsetzung des Projekts beteiligt. Er führte für die Schüler interessante Seminare und Diskussionen zum Thema Wald- und Naturschutz.


Das Wichtigste in Kürze

  • Zeitraum der Durchführung: September 20 – November 11, 2021
  • Ort der Aktivitäten: LEPL Dorfschule von Ghurta  
  • Beteiligte Institutionen: LEPL Dorfschule von Ghurta; Ressourcen Zentrum für Bildung von Khulo Munizipalitt; Forstamt Adschariens; Verwaltung von Machakhela National Park
  • Budget: 1500 Euro
  • Spender-Organisationen: NGO „Freunde von Georgien in Dänemark“ (1033,50 Euro); Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft Brandenburg e. V. (466,50 Euro)
  • Projekt durchgeführt durch NGO „Caucasus Ecological Development Fund“
  • Projekt Koordinator: Kartlos Manvelidze