Von Arbeitseinsatz bis Zeigerpflanzen-Exkursion


Jahresbericht 2024 der ANW-Hochschulgruppe: Viele lokale und überregionale Höhepunkte haben unsere Erwartungen gebührend erfüllt

Viel Praxiserfahrung brachte der Springbreak im Forstbetrieb Michael Duhr in Garlitz

Los ging es mit einer Exkursion vom 18. bis 20. Januar 2024 nach Oberfranken. Im starken Schneetreiben begaben wir uns auf die Reise, um den Submissionsplatz in Bamberg, organisiert von den Bayerischen Staatsforsten (BaySF), Forstbetrieb Forchheim, anzuschauen. Die Waldbesitzer-Vereinigung Bamberg begleitete uns bei der Besichtigung, sodass wir uns die Ergebnisse zu einzelnen Stämmen direkt anschauen konnten. Besonders lehrreich war, dass sich hier Submissions- und Versteigerungsholz auf ein und demselben Platz befand. So konnten wir ausgiebig über die Wertschöpfung von Laub- und Nadelholz diskutieren. Bis in die Dunkelheit wurden Stämme bewundert und Preise verglichen. Bei einem zünftigen Abendessen in typisch fränkischen Gaststuben diskutierten wir noch lange über die erlebten Eindrücke.

Am Folgetag besichtigten wir zunächst das Sägewerk Schonath in Scheßlitz. Die Gebrüder Schonath führen den Betrieb gemeinsam in zweiter Generation und gewährten uns tiefe Einblicke in die Welt der Laubholzverwertung. Aspekte wie die Ansprüche an das Holz, die Technik vor Ort und die komplizierte Logistik in diesem Zusammenhang erschlossen uns die Thematik Laubholz aus einem vorher weitgehend unbekannten Blickwinkel. Der Nachmittag stand im Zeichen der BaySF, und wir konnten waldbauliche Fragestellungen in gut gemischten Wäldern diskutierten. An einem frisch realisierten Starkholzeinschlag übten wir uns in der Rohholzsortierung und -aushaltung. Neben der Beurteilung hinsichtlich der Pfleglichkeit des durchgeführten Einsatzes wurde über jagdliche Erfahrungen und Schlagpflege gesprochen.

Der letzte Tag stand im Zeichen des Privatwaldes und führte uns in die Wälder unserer Gastgeber, der Freiherren von und zu Aufseß. Hier standen der Umgang mit Kalamitäten, die Jagd und waldbauliches Vorgehen in ausgewählten Beständen im Fokus. Zu sehen gab es beeindruckende Lärchen, Douglasien und eine breite Palette von Mischbaumarten, dazu konnten die speziellen Herausforderungen eines mittelgroßen Privatwaldbetriebes und die weiteren Entwicklungen bedacht werden. Mit inspirierenden Erlebnissen traten wir die Heimreise an. Unser besonderer Dank geht an die Akteure vor Ort, die uns begleitet und diese Reise ermöglicht haben.

Der Februar ist der Prüfungsmonat des Wintersemesters, und so wurden wir nach kleineren Treffen, bei denen wir eine Auszeichnungsübung im Kleinprivatwald durchführten, erst im März wieder nennenswert aktiv. Dabei verbrachten wir ein paar wahnsinnig lehrreiche Tage vom 13. bis 15. März auf dem traditionellen Springbreak bei Familie Duhr in Garlitz. Michael Duhr ermöglicht seit Jahren Studierenden, Praxiserfahrungen in seinen Wäldern zu sammeln. Neben Exkursionen wird angepackt: von der Feinerschließung über das Auszeichnen von Beständen bis hin zur direkten Umsetzung von Pflegemaßnahmen und Verkehrssicherung. Alles wird besprochen und praktisch umgesetzt: Planung, Werkzeugauswahl und das Verfahren – natürlich unter der wachsamen Anleitung von Forstwirten und qualifizierten Forstleuten.

In diesem Jahr hat sich die Veranstaltung auch über die Grenzen der HSG Eberswalde herumgesprochen, sodass wir Teilnehmende aus den Hochschulgruppen Freiburg, Erfurt, Tharandt und Göttingen begrüßen durften. Von der Trappenbalz, die wir sehr gut beobachten konnten, über kontrovers diskutierte Themen wie Waldbau, Jagd und Forstökonomie bis zu den Arbeiten mit Rückewagen, Motorsäge und Spacer schärften wir unsere fachliche Kompetenz und schlossen Wissenslücken. Wohnen, ge-meinsames Kochen und der Austausch über Studium und Co. während dieser Zeit waren auf dem Gutshof im gemütlichen Ambiente möglich. Vielen Dank an Familie Duhr für die grenzenlose Gastfreundschaft!

Eine ganze Reihe weiterer Aktionen beschäftigten unsere Gruppe im Frühjahr. So packten einige bei Pflanzungen mit an, um unser Budget aufzubessern. Wir trafen uns zum Austausch im Pavillon des Landeskompetenzzentrums Forst Eberswalde (LFE) und planten kommende Exkursionen. Bei der Veranstaltung „Vom Baum zum Brett“ am 21. März, die wir zusammen mit dem Fachbereich Holztechnik und dem Forstbetriebs Chorin anlässlich der Kür zum Waldgebiet des Jahres organisierten, konnte der Weg eines Baumes vom Wald bis zum Sägegatter nachverfolgt werden. Einem breiten Publikum konnten die Fällung einer Kiefer, die Rückung und der Transport zum mobilen Sägewerk und schließlich das verwendbare Brett präsentiert werden. Der beschwerliche Weg, insbesondere wenn man naturgemäß bodenschonend wirtschaften möchte, konnte hier näher erläutert werden.

Sehr große Resonanz über den Fachbereich hinaus fand auch unsere vegetationskundliche Wanderung am 13. April im Stadtwald Prenzlau. Geleitet wurde sie vom örtlichen Revierleiter Jens Rackelmann, der uns an seinem unheimlich großen Wissensschatz teilhaben ließ. Diverse Zeigerpflanzen wurden bestimmt und erklärt. Ein Thema, das viele von uns interessiert und auch eigene Defizite aufzeigte.

Mit dem Start der Jagdzeit versammelten wir uns am 17. April im Revier Theerofen bei Stefan Kruppke zu einer Exkursion zum Thema naturgemäße Waldwirtschaft und ökosystemorientierte Jagd. Stefan führte uns durch sein Revier, und für uns wurde greifbar, was an vielfältige Nachwuchs, Struktur und Diversität möglich ist, wenn man die Schalenwilddichte anpasst. Hochmotiviert begaben wir uns im Anschluss auf den Gruppenansitz.

Da der April aus jagdlicher Sicht äußerst erfolgversprechend ist, fuhren wir am 20. April zur Familie Emmrich nach Buchwäldchen zum Springbreak, Part II. Gunter Emmrich hatte uns eingeladen, und so konnten wir auf einer Exkursion die atemberaubende Entwicklung seines Waldes nachvollziehen. Konsequente Wald- und Jagdwirtschaft haben auf ärmsten Standorten in Südbrandenburg einen gemischten und differenzierten Dauerwald hervorgebracht, der schon auf den ersten Blick deutlich vitaler erscheint als die Kiefernwüsten, welche während der Anfahrt kilometerweit zu sehen waren. Gunter belegte – mittels Bildern für uns gut nachvollziehbar –, wie aus einem Altersklassenwald ein stabiler Dauerwald entstehen kann. Nach einem kleinen Arbeitseinsatz und einer Stärkung am Grill begaben wir uns auf einen abendlichen Ansitz, der nach einem Gewitter eine besonders tolle Abendstimmung für uns bereithielt.

Wieder im Hochschulalltag angekommen, spielte bei unserem nächsten monatlichen Treffen das Thema Kommunikation im Arbeitsleben eine Rolle. Im Wald hinterm Campus improvisierten wir Rollenspiele zu verschiedenen Konfliktsituationen – zum Beispiel „Mensch mit unangeleintem Hund im Wald“, „Unzufriedener Forstwirt trifft Förster“, „Wildschadensdiskussion zwischen Waldbesitzer und Jäger“ … uvm. Schnell mussten wir feststellen, dass es hier ein klares Kompetenzdefizit seitens der Studierenden gibt. Warum wird diesem Themenfeld in der Lehre zu wenig Bedeutung beigemessen?!

Vom 15. bis 18. Mai besuchten wir die ANW-Bundestagung sowie die Vorexkursion der ANW Landesgruppe Brandenburg-Berlin in Burgk und Bad Windsheim. Spannende Exkursionen und der Austausch über die Landesgrenzen hinweg machten die Reise zu einem besonderen Erlebnis. Zum Ausruhen gab es selbstverständlich keine Zeit.

Im Juni stand der Tag der offenen Hochschule an, bei dem wir die ANW und unsere HSG einem breiten Publikum präsentierten. Daneben zog es uns vom 6. bis 9. Juni nach Thüringen zu den ANW-Hochschultagen, organsiert durch die HSG Erfurt. An der Bleilochtalsperre erlebten wir eine hervorragend organisierte Tagung mit spannenden Vorträgen und eindrucksvollen Exkursionen. So referierten unter anderen Elisabeth Emmert, Franz Straubinger und Max von Rotenhan zu jagdlichen und waldbaulichen Themen mit eindrucksvollen ökonomischen Hintergrundinformationen. Exkursionen mit höchst anspruchsvollen Fragestellungen füllten die Tage. Unter anderen konnten die Anlage von Seilkrantrassen erprobt, der Umgang mit extremer Borkenkäferkalamität nachvollzogen und vor allem weitergedacht werden oder der Weg aus der jagdlichen Krise von Kleinstwaldbesitzern nachvollzogen werden. Ein buntes Programm, welches durch eine tadellose Unterkunft und bestes Sommerwetter viel Freude und Erkenntnisgewinn mit sich brachte. Vielen Dank und Respekt nach Erfurt!

Eine Woche später, vom 19. bis 21. Juni, reisten einige von uns zur KWF-Tagung nach Hessen. Wir als HSG hatten diese Reise initiiert und freuten uns sehr darüber, das sich Herr Dr. Engler seitens der Hochschule bereit erklärt hatte, einen Großraumbus plus Unterkunft zu organisieren. So wurde eine hochschulübergreifende Reise möglich. Von der KWF-Tagung selbst fuhren wir nachdenklich wieder gen Heimat, denn offensichtlich wird der immer gröber werdenden Befahrung oder Räumung von Störungsflächen, Wuchshüllen und Zerhäckseln des Rohstoffs Holz die prioritäre Bedeutung beigemessen. Der völlig falsche Ansatz, wie wir finden.

Trotz der unmittelbar bevorstehenden Prüfungen folgten wir der Einladung unserer Landesgruppe zum Arbeitstreffen im Forstbezirk und gleichnamigen Revier Eibenstock. Andreas Pommer führte uns durch eine vielfältige Themenwelt, bei der uns wieder einmal klar wurde, das nicht nur Waldbauwissen, Baumartenkenntnis oder forstökonomische Betrachtungen von Belang sind, sondern der Blick auf das ganze System zielführend ist. Besonders eindrücklich wurde dies auch bei der Zeitreise, welche wir durch das Überschreiten der nahen Grenze zu Tschechien unternahmen. In Eibenstock wurde gezeigt, wie mit ganzheitlicher Behandlung ein ökologisch sowie ökonomisch stabiler und erfolgreicher Dauerwald aussehen kann.

Nach einem anstrengenden Prüfungszeitraum und den wohlverdienten Ferien folgte das zweite Arbeitstreffen der Landesgruppe am 7. und 8. September . Dieses Mal ging es nach Mecklenburg-Vorpommern. Zwei sehr sehenswerte Betriebe, vorgestellt und bewirtschaftet durch Moritz von Maltzahn und Holger Weinauge, öffneten uns die Pforten, und eine fachlich tiefgründige Diskussion erweiterte unseren Horizont. Die hohe Teilnehmeranzahl und weit verzweigte Themenbereiche bedienten nahezu alle fachlichen Erwartungen. An einem lauen Sommerabend konnten wir bei gutem Essen und einem erfrischenden Sprung in den See bis in die Nacht Erfahrungen austauschen und Kontakte knüpfen. Wir freuen uns, Teil einer so vitalen und herzlichen Landesgruppe zu sein!

Zum Semesterstart fuhr ein Teil von uns vom 23. bis 27. September zur Summerschool in die Dauerwaldstiftung nach Pommern. Dort lädt Prof. Martin Guericke Studierende dazu ein, eine Woche lang Themen wie Stichprobeninventur, Zeigerpflanzenbestimmung, Bestandesbeschreibung oder Übungen in verschiedenen Marteloskopen praxisnah zu behandeln. Außerdem wollten wir im September die neuen Erstsemester willkommen heißen, und so veranstalteten wir zusammen mit dem Fachschaftsrat einen Grillabend, gefolgt von der Erstie-Rallye, bei der wir wie jedes Jahr mit einem Stand mitmachen.

Am 11. Oktober, nachdem sich alle wieder im Hochschulalltag eingefunden hatten, fand unsere jährliche Erstie-Exkursion statt. Diese führte uns in den Kleinstprivatwald und beleuchtete die breite Palette der naturgemäßen Waldwirtschaft. An verschiedenen Stationen zu den Themen Waldarbeit, Waldbau, Jagd, Waldpädagogik und Kommunikation bauten wir Brücken und stellten die Verknüpfung zu den ANW-Grundsätzen her – stets mit dem Ansatz, Lust auf mehr zu wecken.

BDa wir selbstverständlich unsere Kernkompetenz ausbauen und eine zentrale Aufgabe demonstrieren wollten, organisierten wir am 18. und 19. Oktober eine Exkursion zu zwei Leuchtturmbetrieben der naturgemäßen Waldwirtschaft. Unsere Reise führte uns nach Massow, in die Wälder der Hatzfeldt-Wildenburg’schen Verwaltung, und nach Reuthen in einen Familienbetrieb der von Rotenhans. Mark Illerich, Förster in Masson, zeigte uns eindrucksvoll, wie ein konsequenter Weg vom Altersklassenwald selbst auf großer Fläche unter schlechtesten Voraussetzungen zum Dauerwald führen kann. Dabei konnte die Transformation nicht durch vage Beschreibungen erahnt, sondern anhand stichfester Aufnahmen belegt, untermauert und nachvollzogen werden. Der Schlüssel liegt in den Grundsätzen „dauernd jagen“, „dauernd pflegen“ und „dauernd denken“!

Weiter südlich führte uns Frank Hartig vom Forstdienstleister Boscor durch den Reuthener Wald. Leider konnten wir Sebastian Freiherr von Rotenhan nicht mehr persönlich erleben, aber immerhin auf seinen Spuren durch den Wald stromern. Durch die besondere standörtliche Situation und der bergbaulichen Nutzung dieses Waldes fanden wir eine sehr spezielle Landschaft vor. Steile Anstiege, wassergefüllte Stollen und ein Mosaik aus verschiedensten Sanden, Kohle und Gesteinen frischten tief vergrabenes Wissen aus den bodenkundlichen Vorlesungen des Studiums auf. Auch in diesem Wald konnten wir erfolgreichen Waldbau hin zu risikoärmeren, gemischten Wäldern beobachten. Konsequente Jagd, etappenweises Absenken der Grundfläche und ein Raster von neuen Mischbaumarten wie Douglasie und Esskastanie belegten auch hier, dass mit Fingerspitzengefühl und fachlicher Kompetenz Waldumbau ohne Pflanzung, Zaunbau und flächiger Befahrung gelingen kann. Beim gemeinsamen Grillen lauschten wir dem Wolfsgeheul der Lausitz und tauschten uns bis tief in die Nacht über verschiedenste Thematiken aus. Unser besonderer Dank geht an Mark und Frank, die sich in ihrem stressigen Alltag, noch dazu am Wochenende, Zeit für uns genommen haben!

Manchmal ergibt es Sinn, sich über den eigenen Fachbereich hinaus zu verbinden und Schnittmengen mit anderen Fachleuten zu suchen. Genau das haben wir mit unserer Natura-2000-Exkursion am 25. und 26. Oktober nach Possen in Thüringen gemacht. Eine Kommilitonin aus dem Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz hatte hierzu Kontakte genutzt und ein buntes Programm auf die Beine gestellt. Im Forstamt Sondershausen (Thüringenforst) empfing man uns herzlich, und Vertreter der Forstverwaltung sowie der Natura-2000-Station vor Ort stellten uns ihre Arbeit, Ziele und Konfliktfelder vor. Sofort wurde uns bewusst, wie schmal das Fundament unseres Wissens aus der forstlichen Perspektive ist und wie unterschiedlich das Vokabular von Forst und Naturschutz ist. Schnell kommt es zu vermeintlichen Interessenkonflikten, welche mitunter durch bilaterale Gespräche lösbar sein können. Beim gemeinsamen Kochen in der Ferienwohnung am Abend herrschte eine ausgelassene Stimmung, und die Kontakte zu Studierenden aus dem Bereich Naturschutz bereicherten unseren Horizont ungemein.

Auch die Welt der Pilze ist für uns ein höchst spannendes Gebiet. Es wurde uns durch Alfred Möller ja nahezu in die Wiege gelegt, und so befassten wir uns auf einer Pilzwanderung im Oktober mit essbaren und zeigenden Exemplaren. Das weckte die Lust auf mehr, denn hier liegt ein wahrer Schatz an Informationen vor uns.

NDer November war geprägt durch Vorträge. Zwei Themen hatten wir uns auf die Agenda geschrieben: Zum einen werden Moore im Wald für uns eindeutig zu knapp behandelt, was wir durch einen Vortrag von Oliver Jähnichen mit dem Titel „Wald und Moor – Eine symbiotische Beziehung im Kontext von Wassermangel, Trockenstress und Klimakrise“ ausgleichen und vertiefen wollten. Nach diesem Vortrag planen wir im Frühjahr 2025 eine Exkursion zu dem Thema, wir bleiben dran und gespannt.

Zum anderen ist das Verhalten gegenüber Frauen in Forst und Jagd leider immer noch ein brisantes Problem. Wie kann, in einer zumindest zahlenmäßig männlich dominierten Blase, ein respektvoller Umgang miteinander gelingen? Wo besteht der größte Handlungsbedarf? Gemeinsam mit dem FSR griffen wir dieses Thema auf, passend zum internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen am 25. November. Dr. Birgit Homann hielt einen Vortrag mit dem Titel „Frauen im Forstbereich – Gestern, Heute und Morgen“. Die anschließende Diskussion unterstrich die Notwendigkeit eingehend.

PWie schnell ein Jahr verfliegt, wird vermutlich im Dezember am deutlichsten. Kurze Tage, lange Wochen und zahlreiche Drückjagden, auf denen wir insbesondere naturgemäß wirtschaftende Kollegen unterstützten, standen im Kontrast zur besinnlichen Weihnachts- und Adventszeit.

Im Gegensatz zu den früher beinahe fest planbaren Wetterlagen wird die Pflanzung zum optimalen Zeitpunkt ein nervenaufreibendes Meisterstück der Arbeitsplanung. Was dabei konkret zu beachten ist, welche Verfahren und Sortimente auf dem Markt verfügbar sind und ob bzw. wenn ja, warum in naturgemäßen Wäldern gepflanzt wird, all dies haben wir am 04. Dezember 2024 bei einer Pflanzaktion mit Studierenden aus verschiedenen Fachbereichen diskutiert und praktiziert. Die ANW-HSG, das junge Netzwerk Forst und der Stadtwald Eberswalde hatten dazu eingeladen. Bei Regen und frischen Temperaturen pflanzten wir Weißtanne, Eibe, Mehlbeere, Elsbeere und einige Sträucher in Störungskegel auf einem M1 bzw. OK1-Standort. Genutzt wurden Hohlspaten, Göttinger Fahrradlenker, Rhodener Haue und Pflanzrohr für Containerpflanzen. Die Pflanzen wurden punktuell in Truppverbänden oder einzeln als Ergänzung zur Naturverjüngung eingebracht. Anschließend genossen wir vor dem Kaminofen im schönen Wurzelkeller des Forstbotanischen Gartens eine warme Suppe. Das folgende monatliche Treffen wurde durch eine Siebdruckaktion mit unseren neuen Logo ergänzt.

Logo der Hochschulgruppe Brandenburg-Berlin

Der Wurzelkeller sollte auch für unsere Weihnachtsfeier taugen, und so verlebten wir am 18. Dezember unseren Jahresabschluss dort. Durch die Waldweihnacht, bei der der Forstbotanische Garten in verschiedensten Farben beleuchtet wird, kam eine festliche Stimmung auf und wir freuten uns besonders über die Teilnahme einiger Gäste aus unserer Landesgruppe. Bei Feuer, Spiel, Spaß, spannenden Gesprächen und kulinarischen Schätzen verlebten wir eine sorgenfreie Zeit.

Nun, ein ambitioniertes Jahr mit vielen großen und kleinen Höhepunkten ging zu Ende. Wir haben viel erlebt, geschafft und uns auch für die Zukunft spannende Exkursionsziele und Vorhaben auf die Agenda geschrieben. Mit großer Vorfreude denken wir bereits an die Reise in die Slowakei, an die Hochschultage in Rottenburg, an die Arbeitstreffen mit der Landesgruppe und vieles mehr. Wir sind dankbar für eine starke und anhaltende Unter-stützung seitens unserer Landesgruppe. Ob wir Exkursionsziele suchen oder Rat in fachlichen Fragestellungen, einen Praktikumsplatz vermitteln oder etwas gänzlich Neues probieren wollen, immer erfahren wir eine freundschaftliche Unterstützung, nicht zuletzt auch mit erheblichen finanziellen Zuschüssen. Dafür sagen wir DANKE!

Der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberwalde möchten wir ebenfalls ein großes Dankeschön übermitteln, denn bei vielen unserer Exkursionen dürfen wir die Hochschulfahrzeuge nutzen, was den Selbstkostenbeitrag senkt und die Realsierung größerer Reisen erst möglich macht. Für uns ist das nicht selbstverständlich, daher bedanken wir uns besonders bei Prof. Miribung, Prof. Guericke, Frau Neumann vom Waldcampus und Frau Dietterle aus der Poststelle: Ohne Sie wäre das alles in dieser Form nicht möglich!

Was tun nach dem Fichten-Sterben?


Die Brandenburg-Berliner Landesgruppen von ANW und ÖJV diskutierten während ihrer Harz-Exkursion verschiedene Ansätze

Von Katharina Bauckmeier

Im September 2021 besuchten Mitglieder von ANW und ÖJV Brandenburg-Berlin die Stadt Wernigerode im Harz. Wernigerode ist die neue Wahlheimat von Jürgen Rosemund, dieser wiederum ist seit Jahren in beiden Vereinen aktiv, im ÖJV war er Gründungsmitglied, in der ANW-Landesgruppe jahrelang Geschäftsführer. Er hatte zu dieser Reise eingeladen und das Programm organisiert. 

Kernfrage dieser Tage war der (naturgemäße) Umgang mit weiträumigen Fichtenkalamitätsflächen. Um uns einen Eindruck von der Situation und den verschiedenen Herangehensweisen zu verschaffen, besuchten wir Wald in drei unterschiedlichen Besitzverhältnissen: 

Nach unserer Ankunft am Freitag führte uns Michael Selmikat, der Leiter des Stadtforstes Wernigerode, zusammen mit Marco Wolf durch den zum Stadtforst Wernigerode gehörenden „Tiergarten“. Dieser war früher ein für die gräfliche Hatz eingezäuntes Jagdgebiet der Familie Stollberg-Wernigerode (Förderverein Wildpark Christianental, 2011). Später bekam der Tiergarten dann einen eher parkähnlichen Charakter, heute ist er Teil des Baudenkmals „Schloss Wernigerode mit umgebendem Tiergarten“. Obwohl der Stadtforst Wernigerode zu 56 Prozent Fichte im Oberstand aufzuweisen hat(te) (Stand 2019), besichtigten wir nur den mit Laubholz bestockten Teil (Abbildung 1). Natürlich waren die Exkursionsteilnehmer:innen sehr neugierig, wie mit den Fichtenflächen umgegangen wird, sodass wir im Gespräch auch darüber einiges herausfinden konnten (mehr dazu unten). Beim Abendessen im Schloss Wernigerode (Abbildung 2) sowie dem anschließenden Stadtbummel und Barbesuch konnten wir uns angeregt über das Gesehene und Gehörte austauschen. 

Der Samstag war dem Privatwald und dem Nationalpark gewidmet. So besuchten wir am Vormittag Stefan Wern, den Leiter des ca. 750 ha großen Reviers Hasserode/Harz. Dieses gehört zum Forstbetrieb Fürst zu Stollberg-Wernigerode, der sich auf mehr als 3.000 ha klar der Erwerbswirtschaft verschrieben hat. Das Revier Hasserode hatte ehemals einen Fichtenanteil von mehr als 75 Prozent aufzuweisen – drei Viertel davon sind bereits abgestorben. 

Nach dem Mittagessen im Natur-Erlebniszentrum HohneHof besichtigten wir zusammen mit Henning Möller einen Teil des Nationalparks Harz. Henning Möller ist dort Förster sowie Leiter der Naturparkwacht und zuständig für 25.000 ha. Der Nationalpark verfolgt – im Gegensatz zum Forstbetrieb am Vormittag – keine wirtschaftlichen Interessen: 72 Prozent des Nationalparks gelten als unbewirtschaftete Naturdynamikzone. Auf der restlichen Fläche, der Naturentwicklungszone, laufen noch Waldentwick-lungsmaßnahmen hin zu mehr naturnahen Wäldern. Durch den direkten Vergleich der Herangehensweisen sind uns die Unterschiede in der Bewirtschaftung besonders deutlich geworden: 


Wie wird mit Totholz umgegangen?

Am „radikalsten“ erschien uns die Methode im Stadtforst. Dort lautet die Devise, abgängige Flächen immer zu beräumen, sofern es geländetechnisch möglich ist. 500 der betroffenen 800 ha sind mittlerweile kahl. Im Privatwald scheint dies nicht so konsequent zu erfolgen (Abbildung 3). Die abgestorbene Fichte wird beispielsweise auf schwer zugänglichen Flächen (Nässe, Blocküberlagerung, …) als Schirm genutzt. Von den geräumten Flächen wurden 40 Prozent mit dem Seilkran bearbeitet. 

Abb. 3: Abgestorbene Fichten im Revier Hasserode/Harz des Privatforstbetriebes Fürst zu Stollberg-Wernigerode.
Im Hintergrund kann man den Nationalpark Harz sehen 
(c) Katharina Bauckmeier
Abb. 4: Im Nationalpark Harz werden die toten Fichten weitestgehend der natürlichen Dynamik überlassen
(c) Katharina Bauckmeier 

Eine spannende Diskussion entwickelte sich, als bekannt wurde, dass die Beräumung ohne den Bezug von Fördermitteln in Höhe von 10 Euro/Fm nicht oder nur knapp kostendeckend gewesen wäre. Werden die Fördermittel damit ihrem Zweck gerecht? Sollten Fördermittel der Anlass für solche Maßnahmen sein dürfen? Wie kann man noch rechtfertigen, bereits abgestorbene (nicht mehr fängische) Fichte flächig zu räumen, wenn man weder ökologische noch ökonomische Vorteile erwarten kann?  

Aus gänzlich anderen Beweggründen musste auch der Nationalpark einige Flächen per Harvester kahlschlagen: In einem 500 Meter breiten Sicherungsstreifen an der Nationalpark-Außengrenze sind ebenfalls Freiflächen entstanden, um eine Verbreitung des Borkenkäfers in angrenzende Wälder einzudämmen – obwohl die Flächen teilweise zur Naturdynamikzone gehören (Fußnote 1). Über die Wirksamkeit dieser Maßnahmen herrscht wohl Uneinigkeit – besonders bei angrenzenden Waldbesitzer:innen. In den anderen Bereichen des Nationalparks werden die toten Fichten der Natur überlassen (Abbildung 4). 

Auffällig war für uns, dass nirgendwo ein dauerhaftes Feinerschließungssystem zu erkennen war. Der Nationalpark verzichtet aufgrund der Geländebeschaffenheit und der Einmaligkeit des Eingriffs sogar gänzlich auf ein Rückegassensystem. 


Bodenbearbeitung – ja oder nein? 

Während im Privatwald auf Bodenbearbeitung mit flächiger Befahrung verzichtet wird, wird im Stadtforst gefräst oder gebaggert, wann immer es technisch möglich ist – und zwar mit der Pein-Plant (Abbildung 5) oder einem Rotary-Bagger. Im Nationalpark spielt dieses Thema keine Rolle, da die Natur ihrer eigenen Dynamik überlassen wird. 

Abb. 5: Pflanzvorbereitung mit dem Pein-Plant-Verfahren 
Quelle: Dezernat Stadtentwicklung (Stadtbetriebsamt/Stadtforst) (2021, S. 93) 


Vorwaldstadien und Begleitvegetation

Im Revier Hasserode (Privatwald) sprachen wir ausführlich über die positiven Effekte von Pionierbaumarten (hier besonders der Birke). Diese samt sich auf den freien Flächen sehr schnell an, bedeckt erst einmal den Boden, beeinflusst damit das Mikroklima positiv und hat einen guten Einfluss auf die Begleitflora. Die Birke wird freudig begrüßt, und ihre Effekte in den ersten Jahren werden gern genutzt. Später soll sie aber im Rahmen der Pflege größtenteils zugunsten der gewünschten Hauptbaumarten (Gemeine Fichte, Europäische Lärche und Douglasie) entnommen werden. 

Im Stadtwald hingegen scheinen Pionierstadien nicht gern gesehen zu werden. Anstelle von „Vorwald“ spricht man hier von „Scheinbestockung“. 


Nun zur vermutlich spannendsten Frage: Wie werden die Flächen wieder in Bestockung gebracht? 

Im Nationalpark wurden in den letzten Jahren lediglich Initialpflanzungen vorgenommen, um der Entwicklung hin zur potenziell natürlichen Vegetation (2) „auf die Sprünge zu helfen“ (→ Samenbäume). Dazu wurden auf ca. 25 Prozent der Fläche gruppen- und horstweise Rot-Buchen eingebracht – teilweise als Voranbau unter Fichte (ca. 3.000 Stück/ha). Kleinflächig wurden auch Berg-Ahorn und Erle gepflanzt. Diese werden jedoch vom Rotwild (3) kräftig verbissen und geschält. 

Ganz anders die Situation im Stadtforst: Hier wird außerhalb der Steillagen flächig gepflanzt. Und zwar hauptsächlich Douglasie und Lärche, teilweise auch Berg-Ahorn und Eiche. Fichten-Naturverjügung soll übernommen werden. Buche wird nicht gepflanzt. Die Möglichkeit, Kulturen bei Bedarf zu spritzen, wird in Betracht gezogen. Auf diese Art und Weise sollen jedes Jahr 60 ha aufgeforstet werden, sodass die kahlen 500 bis 600 ha in zehn Jahren wieder bestockt sind. 

Diese Herangehensweise erntete Kritik von der Gruppe. Die Eignung von Fichte, Lärche und Douglasie als klimasichere Baumarten wurde in Frage gestellt, als Alternativen wurden Eiche, Linde oder Tanne vorgeschlagen. Weiterhin wurde der flächige Ansatz bemängelt: Die Maßnahmen zur Wiederbewaldung scheinen überwiegend mit dem Hintergedanken an „bestandesbildende“ Baumarten zu erfolgen. Viel besser erschienen der Gruppe kleinflächige Mischungen – sonst entwickeln sich die Flächen in den nächsten Jahren wieder zu 600 ha einschichtigem, gleichaltrigem Wald, der zwar aus mehreren Baumarten besteht, deren Mischung auf der Fläche jedoch trotzdem einförmig wäre. 

Etwas naturgemäßer scheint das Vorgehen im Privatwald. Dort wird zu großen Teilen mit der Naturverjüngung gearbeitet und ergänzend gepflanzt (teilweise im Revier geworbene Wildlinge). Außerdem werden Verfahren zur Saat ausprobiert. 

Abb. 6: Die Exkursionsgruppe zwischen zwei Naturverjüngungsflächen 
(c) Jürgen Rosemund

Um zu demonstrieren, wie die frisch abgestorbenen Flächen in ca. 15 Jahren aussehen könnten, zeigte uns Stefan Wern Wiederbewaldungsflächen nach Abgängen aus den Jahren bis 2008 (Borkenkäfer, Windwurf). Diese wurden komplett der natürlichen Sukzession überlassen. Heute sieht man dort eine bunte Mischung aus Birke, Fichte, Lärche, Eberesche, Douglasie und vereinzelt Buche und Ahorn (Abbildung 6 und 7). Eingegriffen wird dort erst, wenn bei einer Pflege ein neutraler oder positiver Deckungsbeitrag erzielt werden kann. In den ersten Jahren differenzieren sich die Bäume selbst aus (→ Nutzung der biologischen Automation). Später ist es jedoch notwendig, die Flächen zu pflegen, um das Betriebsziel – gemischte Wälder, jedoch weiterhin mit Fokus auf die Nadelholzproduktion – erreichen zu können (4).

Bei einer Pflege wird das Nadelholz selektiv herausgearbeitet. Die Lärche wird im Betrieb sehr positiv bewertet und soll die Fichte auf einigen Standorten ablösen. Die Douglasie soll in Maßen in die Mischbaumstrategie eingebunden werden. Der Fichte wird prognostiziert, dass sie zwar an Fläche verlieren wird, aber zukünftig trotzdem die dominierende Baumart bleiben wird. Um die Mischung zu bewahren, werden einige Laubbäume bei der Pflege begünstigt. Auch die ein oder andere vorwüchsige Birke wird gefördert. Die Kosten der Pflege belaufen sich auf ca. 600 bis 1.000 Euro/ha. 

Abb. 7: Nach Abgängen bis 2008 aus Naturverjüngung entstandene Sukzessionsfläche im Revier Hasserode/Harz. Quelle: Wern (2021, S. 11)

In einem anderen Bestand wurden Löcher in der Naturverjüngung mit Douglasie ergänzt, um zu testen, ob sie dem Verbiss- und Schäldruck durch das Rotwild standhält. Ergebnis: Ja. Dies war von Interesse, weil sich mit der Zeit Douglasien-Inseln über die Betriebsfläche etablieren sollen, die sich in Zukunft selbst verjüngen sollen. 

An einem dritten Exkursionspunkt wurden uns die Ergebnisse eines innovativen Saatverfahrens gezeigt: Mit einem an den Kranausleger eines Kettenbaggers montierten T-Stück wurden minimalinvasiv Saatrinnen in 1,5 bis 2 Metern Abstand gezogen. Der Kettenbagger bewegte sich dabei ausschließlich auf den vom Harvester hinterlassenen Reisigmatten. Anschließend wurde mit Hilfe von Plastikflaschen, deren Deckel mit einem Loch versehen wurden, Fichte, Lärche und Douglasie gesät. Eigentlich sollte die Mischung durch die Tanne ergänzt werden, entsprechendes Saatgut war jedoch nicht erhältlich. Vorteil der Saatrinnen ist, dass die hier bis zu 10 Zentimeter mächtige Streuauflage aufgebrochen wurde, die Saatkörner in den Rinnen vor Windverwehung geschützt sind und Feuchtigkeit in den Rinnen länger erhalten bleibt. Im weiteren Verlauf soll sich die bisher gut aufgelaufene Saat (Abbildung 8) selbst mit Naturverjüngung ergänzen. Später, wenn sich die Bodensituation etwas beruhigt hat, ist die Pflanzung weiterer Baumarten angedacht. Dies bezieht sich besonders auf Laubholzarten, deren Kultivierung auf Freiflächen sowieso eher schwierig und kostenintensiv ist. Die Kosten für die Saat (Bagger + Saatgut + Ausbringung) belaufen sich auf ca. 1.300 Euro/ha. 

Abb. 8: In den Saatrinnen auflaufende Saat im Revier Hasserode/Harz 
(c) Katharina Bauckmeier

Die gesamte Herangehensweise des Fürst zu Stollberg-Wernigerodischen Betriebes erschien uns (besonders im direkten Vergleich) innovativer und naturgemäßer. Trotzdem liegt auch hier der Fokus weiterhin auf dem Nadelholz – vor allem auf Fichte und Lärche (sowie Douglasie). Ob dies zukunftsfähig ist, wird sich zeigen. Es scheint schwer vorstellbar, dass sich die Fichte teilweise einfach durch die Lärche ersetzen lässt. Letztere mag zwar weniger sturmanfällig sein, benötigt jedoch ebenfalls relativ hohe Niederschlagsmengen, verträgt keine Staunässe und hat eine schlecht zersetzbare Nadelstreu (Forster, Falk & Reger, 2019, S. 45-47). Außerdem gibt es natürlich auch für die Lärche mehrere angepasste Borkenkäfer-Arten. Kritisch bleibt, dass die Fichte weiterhin die Hauptbaumart bleiben soll, auch wenn im Betrieb die Beobachtung gemacht wurde, dass die Fichte (anders als teilweise in den Medien dargestellt) ein „Überlebenskünstler“ sei. 

Die Frage, die sich im Zuge des Klimawandels stellen wird, ist meiner Meinung nach nicht, wie wir mit dem Wald möglichst viel Profit erzielen können, sondern ob wir überhaupt noch Wald haben werden. Jetzt weiterhin vorrangig auf die Holzproduktion zu setzen, kann nicht die Lösung sein. Naturgemäße, nach bestem Wissen und Gewissen an die anstehenden Klimaveränderungen angepasste Wälder sollten das Ziel sein – und das scheint weder im Stadt- noch im Privatwald der Fall zu sein (6). (Die Beweggründe im Nationalpark sind gänzlich andere und daher nicht vergleichbar.) 



Fazit

An nur zwei Tagen im Harz haben wir jede Menge gesehen, gehört und erlebt. Vieles davon hat – gerade durch den direkten Vergleich – zum Nachdenken angeregt und durch wiederholte Reflexion im Gespräch mit Fachkundigen als auch „forstlichen Laien“ noch lange nachgewirkt. Die Entwicklungen im Harz sind ein Thema von aktuellem Interesse, wie man im Gespräch immer wieder feststellen kann. 

Ich persönlich erfahre das Ausmaß der Veränderungen vermutlich nicht so intensiv wie einige von uns, weil ich den Harz im „grünen“ Zustand leider nie erlebt habe. Trotzdem sind die Bilder auch für mich erschreckend. Das Ausmaß der Schäden in diesem Gebiet zwingt zum Umdenken. Vielleicht liegt darin eine Chance für zukünftige Waldentwicklung. 

Im Namen der Gruppe möchte ich mich bei unseren Exkursionsleitern Michael Selmikat, Marco Wolf, Stefan Wern und Henning Möller, sowie ganz besonders bei Jürgen Rosemund für die gelungene Exkursion bedanken! 

Abb. 9: Unsere Exkursionsgruppe, bestehend aus ANW- und ÖJV-Mitgliedern vor unserer Unterkunft „Hotel am Schlosspark“
(c) Monika Stiehl 


Fußnoten

  1. Mittlerweile wird an einigen Stellen der Sicherungsstreifen in den angrenzenden Landeswald „ausgeklappt“, damit im Nationalpark die eigentlich angedachte, ungehinderte Naturentwicklung stattfinden kann.  
  2. Im Nationalpark Harz größtenteils Buchenwaldgesellschaften, Bergmischwald aus Buche und Fichte sowie Fichtenwald ab über ca. 700 bis 800 m ü. NN (FISCHER, NICOLAI & TOLKMITT, o. D., S. 2; NATIONALPARKVERWALTUNG HARZ, 2007, S. 16f.  
  3. Das Rehwild spielt durch die vorhandene Luchs-Population im Harz eine eher untergeordnete Rolle.
  4. Referenzflächen haben gezeigt, dass die Flächen bei unterlassener Pflege mittelfristig komplett von der Birke übernommen werden.  
  5. Laut Aussagen von Stephan Wern stellen sich die Abnehmer teilweise auf die Birke ein. Mit 30-jähriger Birke im PAL-Sortiment lassen sich nach seiner Aussage Preise von bis zu 65 €/Fm erzielen. Außerdem könnten Birke und Buche perspektivisch bei der Kunststoffherstellung mit verwendet werden.  
  6. Natürlich geben ökonomische und politische Gegebenheiten einen anderen Handlungsrahmen vor (notwendige Wirtschaftlichkeit eines Betriebes, welche Leistungen werden wie finanziell in Wert gesetzt etc.) – aber dies ist eine Grundsatzdiskussion, die hier nicht vertieft werden soll.    


Literaturverzeichnis

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