Einladung zum Arbeitstreffen: Integrative naturgemäße Waldbewirtschaftung


Erstes Arbeitstreffen des Jahres führt am 13. und 14. Juli 2024 ins Westerzgebirge, ins Forstrevier Eibenstock.

Unter dem Titel „Integrative naturgemäße Waldbewirtschaftung“ wird Sie Andreas Pommer, Leiter des Waldrevieres Eibenstock, verblüffen! Wer meint, er habe dort auf der Bundestagung 2014 bereits alles gesehen, dem versichern wir eine Überraschung: In Eibenstock offenbart sich, was in zehn Jahren konsequenter integrativer Waldentwicklung möglich ist.

Anmeldung
Anmeldeschluss ist der 16. Mai 2024. Bitte richten Sie Ihre Anmeldung an Philipp Kunze in der Geschäftsstelle der ANW Brandenburg-Berlin. Genauere Infos erhalten Sie nach Anmeldeschluss.

Übernachtung
Die Anreise erfolgt individuell am 13. Juli 2024, sodass nur eine Übernachtung zu organisieren ist. Für diese steht uns das Reit- und Sporthotel Eibenstock als Partner zur Verfügung (Tel.: 037752/5521-0, Mail: info@sporthotel-reitanlage-eibenstock.de).
Bitte beachten Sie, dass aufgrund der geringen Vorlaufzeit das Zimmerkontingent nur bis zum 2. Mai 2024 reserviert ist. Sie sollten deshalb umgehend die Übernachtung im Reit- und Sporthotel Eibenstock unter der Angabe „ ANW Brandeburg-Berlin Arbeitstreffen Eibenstock“ buchen. Zur Verfügung stehen ausschließlich Doppelzimmer, die gegebenenfalls auch einzeln belegt werden können.
Eine Low-Budget-Option für Studierende findet sich im nahegelegenen Revier Eibenstock.

Zweites Arbeitstreffen im September
Eine Einladung zum zweiten Arbeitstreffen folgt voraussichtlich im Juni. Es geht vom 7. bis zum 8. September 2024 nach Mecklenburg, in die Forstbetriebe Krümmel mit Moritz von Maltzahn und Kalebsberg mit Holger Weinauge.

Moore im Wald


Obwohl knapp 8,5 Prozent der Landesfläche Brandenburgs aus Mooren bestehen, wissen wenig Forstleute, wie sie diese wertvollen Ökosysteme schützen, revitalisieren und überhaupt erst einmal „lesen“. Die ANW-Landesgruppe Brandenburg-Berlin kam im Juni zu einem Arbeitstreffen zusammen, um zu lernen, wie Entwässerung, Waldbau und Moorzustand zusammenhängen


Schauplatz des Arbeitstreffens war das Revier Bunterschütz (LWObF Müllrose), in das Revierleiter Friedrich Koch eingeladen hatte. Bunterschütz ist von mindestens 10 ha reiner Moorfläche und weiteren 80 ha organischen Nassstandorten geprägt und daher optimales Exkursionsgebiet. Als Experte führte der Moorökologe Oliver Jähnichen durch den Tag und bot einen Rundumschlag über „Moore im Wald“.

Im ersten Teil führt uns Oliver Jähnichen zunächst theoretisch an das große Thema heran. Damit wir alle vom Gleichen sprachen, definierte der Moorökologe zunächst das Moor anhand des bildhaften Spreewaldgurken-Vergleiches. Wir nehmen mit: Bei Mooren handelt es sich vereinfacht gesprochen um Ökosysteme, bei denen Biomasse (Gurken) durch Wasserabschluss unter anaeroben, leicht sauren Verhältnissen gelagert wird (Gurkenwasser). Wesentlich hierfür sind vor allem verschiedene Torfmoosarten, die ein Moor bis zu einem Millimeter pro Jahr nach oben wachsen lassen. 

Um Moore besser ansprechen zu können, thematisierten wir anschließend verschiedene Moortypen. Um Moore nach deren Wasserhaushalt (hydrogenetisch) zu klassifizieren, wurden wir angehalten, vor allem ganzheitlich und großräumlich deren landschaftliche Einbettung, die Art der Wasserspeisung, die weiträumige Oberfläche des Moores oder die Neigung einzubeziehen. Auch eine Unterscheidung der Moore anhand des Nährstoffgehaltes und des pH-Wertes (ökologisch) ist möglich. 

Weiterhin wurden uns die weitreichenden Ökosystemleistungen von intakten Mooren nahegebracht. So sind sie als Stabilitätsträger im Landschaftswasserhaushalt enorm wichtig als Wasserspeicher und -regulator und kühlen lokal. Sie speichern und binden hohe Mengen an Kohlenstoff, wirken als Schadstoffpuffer und sind nicht nur ein bedeutsamer Lebensraum für Spezialisten, sondern liefern auch einfach ein beeindruckendes Landschaftsbild. Anhand der Moorschichtung sind Moore zudem lebendige Archive unserer Zeitgeschichte. 

Dem gegenüber ist ein aktuell gravierend schlechter Zustand der Moore in Deutschland zuerkennen: durch Trockenlegungen und Torfabbau gelten 98% aller Moore in Deutschland als entwässert und verursachen durch die stattfindende Mineralisierung beachtliche sieben Prozent der deutschen Treibhausgas-Emissionen (…bis zu 29 Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr werden aus entwässerten Mooren frei…). 

Weiterhin kommt es zu beachtlichen Oberflächenabsackungen und einer dauerhaften Degradierung des Torfkörpers, sodass dieser an Wasserspeicherfähigkeit verliert. Entwässerte Moore verlieren so auch an Wasserstaufunktion und lassen so das Grundwasser absinken. Mit diesen Verschlechterungen gehen zudem Arten- und Nährstoffverluste einher. 

So schulte uns der Moorökologe in der Erkennung degradierter Moore anhand eines sichtbar gestörten Wasserhaushalts (z. B. durch Gräben), untypisch trockener Moorränder, veränderter Vegetation und vor allem anhand eingesenkter Oberflächen. Diese entstehen oft nicht direkt durch den Wassermangel, sondern vor allem dadurch, dass fester Boden bereits durch Abbauprozesse in den gasförmigen Zustand übergegangen ist! 

Oliver Jänichen, Moorexperte der HNEE, und Revierleiter Friedrich-Georg Koch (r.) 

Obwohl viele dieser Folgen unumkehrbar sind, machte uns Oliver Jähnichen im Anschluss Mut zum aktiven Erhalt und zur gleichermaßen bedeutsamen Revitalisierung (…ein oftmals treffenderer Begriff als Renaturierung…) der Moorökosysteme unserer Wälder. Jähnichen erläuterte vor diesem Hintergrund wasserbauliche Maßnahmen (z. B. Gräben verschließen), forstliche Bewirtschaftungsmaßnahmen im Einzugsgebiet des Moores und Pflegemaßnahmen auf dem Moor. So wirken sich die Mehrzahl der Maßnahmen des Waldumbaus positiv auf bestehende Moorkörper aus. Im Kontext der Moorpflege wurden „Entkusselungen“ lebhaft diskutiert und wir mussten feststellen, dass alle Pflegemaßnahmen auf Mooren sehr differenziert und unter Begleitung von Moorfachleuten durchgeführt werden sollten. 

Im zweiten Teil des Tages ging es dann direkt ins Revier Bunterschütz zum ca. 30 ha großen Verlandungsmoor Glieningsee. Bereits auf dem Hinweg fanden wir trocken gefallene Entwässerungsgräben und viele Stickstoffzeiger, die für den degradierten Zustand des Moores sprachen. Der Moorstandort bestand aus ca. 2 m hohem Schilftorf, was wir am schwingenden Boden auch merkten, und war nun aber vor allem mit Erlen bestockt. Neben der Entwässerung hat vor allem auch ein Absinken des Grundwasserspeigels um einen Meter in den letzten zehn Jahren den Moorzustand verschlechtert. Um weitere Verschlechterungen aufzuhalten, sollten zunächst auf jeden Fall die Entwässerungsgräben des Moores geschlossen werden. Hier mussten wir jedoch die realpolitische Herausforderung von Eigentümergrenzen feststellen, da für diese Maßnahmen entscheidende Teile des Moores einem anderen Waldeigentümer gehören. Zum anderen könnte lokal eine Wiedervernässung von Seiten der Anwohner nicht gewünscht sein – Stichwort: nasse Keller. Klare forstliche Handlungsoptionen, welche Friedrich Koch im Revier Bunterschütz auch stetig verfolgt, sind jedoch erneut der Waldumbau und die Durchforstung von Stangenhölzern rings um das Moor, um die Versickerungsraten zugunsten des Moores zu verbessern. Bei der Frage, ob man in die Erlenbestockung eingreifen sollte, unterschieden sich die Perspektiven zwischen Privatwaldbesitzenden und Staatswaldbetreuenden. So würden einige Privatwaldbesitzer die Erlen auf Wertholz hin pflegen, während die Flächen im Staatswald potentielle Stilllegungsflächen darstellten. 

Zum Abschluss wagten wir uns mit Gummistiefeln oder barfuß direkt auf den Moorkörper, um eine Moorbohrung durchzuführen. Durch niedrige Erlen, Moorbirken, Seggen, Schilf und über Torfmoose hinweg konnten wir anschließend mittels einer drei Meter langen Bohrstange in die verschiedenen Zeitalter des Moores förmlich eintauchen. Eine wirklich spannende Praktik! 

Der Lohn der Mühe… 
… Moorboden zur Untersuchung oder einfach nur zum Befühlen und Beriechen 

Ein herzlicher Dank geht an Oliver Jähnichen für die informative und mitreißende Wissensvermittlung rund um das Thema Moor. Wir sind definitiv bereichert und können uns nun ein Stück weit mutvoller für Moore im Wald einsetzen.

Ein gleichermaßen großer Dank geht an Revierleiter Friedrich Koch für das Bereitstellen des Exkursionsgebietes, zahlreiche Diskussionsanregungen und die gelungene Organisation in Zusammenarbeit mit der LWObF Müllrose. Der Oberförsterei gilt unser vollmundiger Dank für die leckeren Lunchpakete. Wer auch immer noch in die Organisation eingebunden war: Herzlichen Dank! Wir kommen gern wieder. 


Text: Jonas Fiedler
Fotos: Jonas Fiedler und Philipp Kunze


Boden, der stabilere Kohlenstoff-Speicher


Beim ersten Arbeitstreffen des Jahres ging es um Wald und Kohlenstoff. Während in der oberirdischen Biomasse Kohlenstoff nur kurzzeitig gebunden ist, verbleibt er im Boden viel länger – zumindest im pfleglich behandelten Dauerwald


Am 22. April 2023 trafen sich Mitglieder der ANW Brandenburg-Berlin zum ersten Arbeitstreffen des Jahres. Martin Krüger, Revierleiter des Landeswaldreviers Breitefenn, lud ein zum Thema Kohlenstoffspeicherung im Wald. Diskutiert wurde der Sachverhalt vornehmlich anhand Versuchsflächen verschiedener Gastbaumarten, welche sich in zahlreicher Form im Revier finden. Bei der ersten Versuchsfläche handelte es sich um einen Anbau der Großen Küstentanne (Abies grandis). Diese Fläche wird, wie viele andere Flächen im Land, fachlich vom Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde (LFE) betreut.

Die Exkursion wurde dankenswerter Weise von Frau Dr. Ulrike Hagemann als Leiterin des Landeskompetenzzentrums Forst Eberswalde (LFE) unterstützt. Beim Begang der Versuchsfläche wurde rasch die Methodik hinter Versuchsflächen diskutiert. Dem Teilnehmerkreis erscheint es wichtig, das Wachstum in Mischbeständen und in einer differenzierten Struktur zu betrachten, statt die Bestände weiterhin als Altersklassen-Reinbestand zu behandeln. Viele wünschten sich beispielsweise künftige Versuche zu Z-Baum-orientierten Durchforstungen. 

 Diskussion in einer Küstentannen-Versuchsfläche des Landeskompetenzzentrums Forst Eberswalde

Zu Beginn der Diskussion war eine Einführung zu allgemeinen Begrifflichkeiten notwendig. Frau Dr. Hagemann grenzte für die Teilnehmenden den Begriff des Kohlenstoffspeichers von dem der Kohlenstoffbindung ab. Der Kohlenstoffspeicher beschreibt somit das zum Zeitpunkt der Betrachtung gespeicherte CO2 in der oberirdischen wie unterirdischen Biomasse. Gleich zu Beginn wurde herausgearbeitet, dass die Böden mindestens die gleiche Menge, eher aber die 1,5-fache Menge an CO2 speichern.

Der bedeutende Unterschied liegt in der Fluktuation. Somit wurde den Teilnehmenden bewusst, dass unsere Böden sehr stabile CO2-Speicherorte sind, während oberirdische Biomasse im Vergleich dazu einen flüchtigen Pool darstellt. Um den Kohlenstoffspeicher des Bodens zu erhalten, ist neben dem pfleglichen Einsatz von Technik und dem Verzicht auf Bodenbearbeitung das wichtigste Mittel der Erhalt des darauf stockenden Waldes. Den Frühjahrsstürmen 2022 fielen auch einige der Großen Küstentannen zum Opfer. Anhand der Blößen zeigte sich gut: tritt Licht und Wärme auf den Oberboden, setzt sich der dort gespeicherte Kohlenstoff massiv um. Frau Dr. Hagemann rief den Teilnehmern ins Bewusstsein, dass der Boden 30 bis gar 100 Jahre benötigt, um sich von einer Kahlflächen-Situation wieder zu erholen. Diese Erkenntnis zeigt die große Verantwortung einschichtige, wenig gemischte Altersklassen-Wälder umzubauen und bereits entstandene Freiflächen schnellstmöglich wieder in Bestockung zu bringen. 

Die Bindung von Kohlenstoff beschreibt das Delta aus Zu- und Abfluss. Die Bindung von Kohlenstoff ist am höchsten, wenn der Zuwachs am höchsten ist. Unter den Teilnehmern wurden rege Möglichkeiten diskutiert, um bei optimalem Zuwachs alle anderen wichtigen Waldfunktionen zu erhalten und dies auch noch unter der Prämisse des Bodenschutzes. Die Vorratshöhen des Dauerwaldes wurden auch unter Beteiligung von Mischbaumarten wie der Küstentanne abgewogen. Als Faustregel erscheint die Gleichung Endbaumhöhe x 10 als Zeiger für einen ausgewogenen Vorrat. 

Am ersten Exkursionspunkt zogen die Teilnehmer das Fazit, dass mit Gastbaumarten wie der Küstentanne bei hohen Zuwächsen viele Varianten der Bewirtschaftung offen sind. So lässt sich die Baumart aufgrund ihrer guten natürlichen Selbstdifferenzierung und ihrer Halbschatten-Toleranz auch im Plenterwald bewirtschaften. Der Boden als bedeutender Kohlenstoffspeicher wurde in den Fokus gerückt und der Dauerwald als vielversprechende Bewirtschaftungsform, da er viele Funktionen vereint und den Boden dauerhaft kühl und feucht hält. Die Ansprüche aus Sicht des Klimaschutzes an den Waldbestand sind hohe Stabilität bei optimalem Zuwachs. Neben der Zustandserhaltung sollten Bemühungen zur Wiedervernässung betrieben werden, um labile Bodentypen wieder zu begünstigen und von der weiteren Freisetzung von CO2 zu hindern. 

Der zweite Exkursionspunkt zeigte eine Versuchsfläche des Großen Lebensbaumes (Thuja plicata), umgangssprachlich oft „Thuja“ genannt. Das leichte Holz ist besonders dauerhaft und eignet sich somit für den Außenbereich. Ein besonderes Nischenprodukt stellen Räucherbretter dar. Der Lebensbaum startet mit einem langsamen Jugendwachstum. Jedoch zeigen sich auf der präsentierten Versuchsfläche bereits im Alter 60 knapp 90 Prozent der Bäume stockfaul. Die Art verjüngt sich üppig.

Der dritte Exkursionspunkt führte den Teilnehmerkreis in ein zweischichtiges Buchen-Altholz. Es ergab sich rasch eine Diskussion über das künftige Vorgehen in der Buche. Es wurde deutlich, dass stets ein Abwägen zwischen Artenschutz und Bewirtschaftung stattfinden muss. Außerdem muss sich der Bewirtschaftende oft entscheiden, biologische Automatismen ablaufen zu lassen oder diese zu unterbrechen, um beispielsweise Mischbaumarten herauszupflegen. 

Bodenprofil am dritten Exkursionspunkt 

Zahlreiche Altbuchen waren sichtbar von der Trockenheit der vergangenen Jahre gezeichnet. Viele Teilnehmer beobachten in ihren Forstbetrieben den „Fluch der guten Standorte“. Die Vermutung ist, dass Buchen auf guten lehmigen Standorten in Trockenjahren besonders zeichnen. 

Einen runden Abschluss fand die Wanderung schließlich mit einem gemeinsamen Imbiss am Großen Lindsee 

Text: Patricia Stichling
Fotos: Philipp Kunze

»Nachhaltigkeit – vielschichtig wie unser Dauerwald«


Bericht zur ANW-Bundestagung 2022 in Brandenburg und Berlin – aus studentischer Perspektive

Ort der Festveranstaltung: das Kloster Chorin

Die Bundestagung 2022 fand im Zeitraum vom 15. bis 17. September unter dem Motto „Nachhaltigkeit – vielschichtig wie unser Dauerwald“ in Brandenburg statt. Unter den zahlreichen Organisator*innen und Mitwirkenden, die dieses beeindruckende Event ermöglichten, waren neben den Mitgliedern der Landesgruppe auch die Studierenden der ANW-Hochschulgruppe Eberswalde. Gemeinsam verbrachten wir mehrere Tage mit der Vorbereitung und waren auch in die Organisation während der Bundestagung integriert. 

Die Mitglieder der Hochschulgruppe wurden schon frühzeitig in die Planung eingebunden. Schon Wochen vor der Bundestagung wurden die ersten Aufgaben verteilt. Wir bildeten Teams für die Busbegleitung und fuhren die verschiedenen Exkursionsrouten ab, um den eigentlichen Busfahrern während den Exkursionen bei der Navigation helfen zu können. In den Tagen vor der Festveranstaltung konnten wir mit vielen Freiwilligen den Aufbau der Festveranstaltung im Kloster Chorin und das Errichten der Mittagstafel für die folgenden Exkursionstage in Brodowin tatkräftig unterstützen. 

Bereit für den Empfang der Gäste

Am Morgen der Festveranstaltung am 15. September fuhren wir erneut zum Kloster, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Gemeinsam wurden die Anmeldung und der Cateringbereich aufgebaut, mit letzten Handgriffen die Dekoration vollendet, sowie Helfer*innen für die Zuweisung der Parkplätze aufgestellt und eingewiesen. Währenddessen wurden am Eingang zum Kloster bereits die Ersten der knapp 400 Tagungsteilnehmer*innen mit einem Lächeln, Tagungsbeutel und Namensschildern herzlich empfangen. Nach der Ausgabe der Tagungsunterlagen und einem kleinen Mittagsimbiss eröffnete der ANW-Bundesvorsitzende Hans von der Goltz offiziell um 13:30 Uhr die Festveranstaltung. 

Hans von der Goltz resümierte das vergangene Jahr seit der letzten Bundestagung und arbeitete unmissverständlich heraus, dass die befürchteten Auswirkungen von Klimawandel und den gesellschaftlichen Herausforderungen weiter tiefe Spuren in unseren Wäldern hinterlassen. Glücklicherweise stelle sich aber immer wieder heraus, dass eine professionelle, wissensbasierte und schonende Waldbewirtschaftung, wie sie nach den Grundsätzen der ANW gefordert wird, Dauerwälder mit offensichtlich hoher Resilienz hervorbringt und wir so mit Mut in die Zukunft blicken können. 

Weiter informierte er über aktuelle Themen und Projekte rund um die ANW. Natürlich durfte auch der 100. Todestag des Begründers des Dauerwaldgedankens, Alfred Möller, nicht unerwähnt bleiben. Durch die örtliche Nähe zur Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, der ehemaligen Wirkungsstätte Möllers, und seiner dortigen letzten Ruhestätte konnte seiner angemessen erinnert werden. Nach der Begrüßung weiterer Gäste und Redner übergab von der Goltz das Wort an lokale Vertreter aus der Politik. Vom Brandenburger Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz Axel Vogel, der über seine Videobotschaft deutlich machte, wie wichtig der Wald und dessen zeitgemäße Bewirtschaftung für die Zukunft ist, bis zu den Landräten und kommunalen Vertretern konnte eine positive und fördernde Stimme für unsere Art der Waldbewirtschaftung vernommen werden. 

Publikum in der alten Klosterkirche

Die Fachvorträge von Prof. Dr. Edeltraud Günther zum Thema „Nachhaltigkeit neu denken im Spannungsfeld ökonomischer, ökologischer und sozialer Interessen“ und Dr. Carsten Lessner „Jagdrecht 3.0“ untermauerten viele bereits angesprochenen Themenbereiche, unterstrichen aber gleichsam, dass es noch viel zu tun gibt, um einen flächigen Waldumbau und Walderhalt zu garantieren. Viele der Teilnehmenden und insbesondere die anwesenden Studierenden haben dies sicher als Bereicherung für zukünftigen Projekte wahrgenommen und konnten zum Nachdenken angeregt werden. Zum Abschluss stellte Dietrich Mehl, der Vorsitzende der ANW Landesgruppe Brandenburg in einer kurzen Einführung die Exkursionsgebiete der nächsten Tage vor. 

Es folgte eine kurze Kaffeepause mit interessanten Gesprächen und hohen Erwartungen an die kommenden Tage. Dann brachen die ersten Teilnehmer*innen gegen 17.00 Uhr nach Templin auf. Die Studierenden beteiligten sich derweil noch am Abbau der Festlichkeiten im Kloster. 

Um den Geldbeutel der Studierenden zu schonen, wurde in fußläufiger Entfernung vom Tagungshotel ein „Studi-Camp“ eröffnet. Die Studierenden konnten auf einer Wiese der Familie Spundflasch zelten. Von der Landesgruppe waren Toilettenwägen und von verschiedenen Hochschulgremien Bierzelte und Garnieturen bereitgestellt worden. Dafür möchten wir uns insbesondere bei Familie Spundflasch, aber auch allen anderen Beteiligten herzlich bedanken. Damit der Zeltplatz für die rund 70 Studierenden aus allen Hochschulgruppen vorbereitetet werden konnte, war schon ab Mittag eine Gruppe von Eberswalder Studierenden fleißig mit dem Aufbau der Essenszelte und Parkplatzeinweisung zugange. 

Nachdem die meisten ihre Schlafzelte aufgebaut hatten, gab es im Schutz der großen Essenszelte an einer langen Tafel das erste gemeinsame Abendessen. Das warme und köstliche Essen von der Kochkommode Eberswalde, die liebevolle Dekoration mit Lichterketten sowie Getränke und Musik schufen die ideale Grundstimmung, um sich gegenseitig kennenzulernen und alte Bekanntschaften wieder aufleben zu lassen. Einige saßen noch bis spät in die Nacht und tauschten sich über das Erlebte aus. 

Am nächsten Morgen ging es nach einem individuellen Frühstück zum Ahornseehotel. Ein paar Studierende konnten nicht widerstehen und sprangen noch schnell zum wach werden in den Lübbesee. Die studentischen Busbegleiter waren morgens mit die ersten am Ahornseehotel, um die Exkursionsteilnehmenden zu den richtigen Bussen zu geleiten und die Anwesenheitslisten zu prüfen. Dann ging es endlich zum ersten Mal an diesem Wochenende in den Wald. 

Am ersten Exkursionstag wurden vier verschiedene Exkursionen angeboten: 

Waldbild im Landeswaldrevier Theerofen

Die Basisexkursion ging in diesem Jahr in das Revier Theerofen der Landeswaldoberförsterei Chorin. Der zuständige Revierleiter, Stefan Kruppke, ist den Studenten der ANW-Hochschulgruppe Eberswalde schon vor der Bundestagung gut bekannt gewesen. Das Revier Theerofen bewirtschaftet er nun seit 30 Jahren und zeigt eindrücklich wie man, mit konsequenter Jagdausübung und einem besonderen Spürsinn für die Entwicklungen von Waldökosystemen, Schutz und Nutzen harmonisch auf ein und derselben Fläche vereinen kann. Besonders interessant war, dass es kein festgelegtes Schema gibt einen Dauerwald zu bewirtschaften oder zu entwickeln. Die drei thematisierten Waldbilder boten eine optimale Kulisse, um die aktuellen Themen rund um waldbauliche Entwicklungen zu diskutieren. So wurde von Bewirtschaftung neben nicht oder sehr extensiv bewirtschafteten Flächen über den Umgang mit fremdländischen Baumarten bis zur Schaffung bzw. Steuerung von Strukturen Einiges geboten und regte zu spannendem Austausch an. 

Auf der Wahlexkursion 1 konnten die Teilnehmenden den Stadtwald Templin und Prenzlau besuchen. 

Im Stadtwald Templin mit Förster Christian Hierdeis (r.)

In Templin war ein für Brandenburg typisches Bild zu sehen: ein durch Kiefern dominierter Oberstand. Darunter bildete sich aber eine lebhafte Verjüngung aus Buche und Eiche. Zwei der drei Förster des Templiner Stadtwald, Christian Hierdeis und Joachim Lange zeigten uns in mehreren Waldbildern ihre Arbeit und es ging neben wissenschaftlichen Erkenntnissen, welche immer wieder in der Praxis erkennbar sind auch um die Gründe für den Austritt aus dem FSC-Programm und der besonderen Öffentlichkeitsarbeit im Stadtwald. Der Schulförster Joachim Lange erklärte, wie er mit Schüler*innen der Templiner Waldhofschule ein 700 ha großes Waldstück bewirtschaftet und erzählte lachend, wie mit einem besonderen Empfang durch die Schüler*innen schon einige Holzkäufer umgarnt wurden. 

In Prenzlau wurde den waldbegeisterten Exkursionsteilnehmenden vom Stadtförster Jens Rackelmann ein Wald mit verschiedensten Baumarten im Oberstand und besonders in der Verjüngung gezeigt. Die Grundlage für diesen Erfolg bilden einerseits die für Brandenburger Verhältnisse guten Böden, nicht zuletzt aber auch eine konsequente Jagd und naturgemäße Bewirtschaftung des Waldes. Dennoch sind auch hier die Buchen durch die vergangenen Trockenjahre stark geschwächt. Auf Grundlage dieser Eindrücke folgte eine spannende Diskussion, ob durch die richtige Bewirtschaftung, solche Effekte minimiert werden könnten. Da jeder Eingriff eine Störung des geschwächten Ökosystems bedeutet, sind wir beispielsweise in einer der Exkursionsgruppe zu dem Schluss gekommen, dass gerade in solchen Beständen mit noch mehr Vorsicht oder bestenfalls gar nicht eingegriffen werden sollte. 

Die Wahlexkursion 2 ging in diesem Jahr in den Privatwald Hirschfelde bei Berlin und das Revier Gorin der Berliner Forsten. In beiden Revieren ist der Waldumbau durch eine intensive Bejagung im Verbund mit naturgemäßer Waldwirtschaft durch die Förster Ingmar Preuße (Revier Gorin) und den Förster Thomas Schulz, die Dipl. Forstwirtin Hanna v. Versen und den Waldbesitzer Mathias Graf v. Schwerin (Revier Hirschfelde) keine Zukunftsmusik mehr, sondern schon voll im Gange. Dort zeigte sich außerhalb der Weisergatter eine Verjüngungsdynamik, die der im umzäunten Bereich in nichts nachsteht.

Exkursion im Privatbetrieb Waldnatur Hirschfelde


In allen Revieren konnten die Teilnehmer*innen ihre unterschiedlichen Erfahrungen bei Gesprächsrunden einbringen und die Studierenden hatten die Möglichkeit den erfahrenen Forstleuten Fragen zu stellen und aktiv mitzudiskutieren. Dabei war es für das Team der Busbegleiter*innen nicht immer ganz einfach die spannenden und lebhaften Diskussionen zugunsten des Zeitplanes einzugrenzen. Dafür konnten diese beim Mittagessen vertieft werden, bevor es dann am Nachmittag während der zweiten Hälfte der Exkursionen mit dem Sammeln von Eindrücken und dem Austausch von Erfahrungen weiterging. 

Besonders faszinierend war es für viele Teilnehmende zu erleben, dass auch auf schlechteren Standorten und trockenen klimatischen Bedingungen naturgemäß gewirtschaftet werden kann. Um dabei den vielfältigen Waldfunktionen und Anforderungen der verschiedensten Interessengruppen gerecht zu werden bedarf es Mut, eine Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung, einen Blick für das Ganzheitliche und eine gute Resilienz bei Gegenwind. 

Auch die Notwendigkeit eines zeitgemäßen Jagdgesetztes wurde den Teilnehmenden beim Besuch der verschiedenen Reviere immer wieder vor Augen geführt. In den ausgewählten Revieren konnte die Verjüngungsfreude der Wälder bei passendem Wildbestand unter Beweis gestellt werden, wünschenswert wären aber zukünftig flächig angepasste Wildbestände, um den Förster*innen mehr Zeit für andere dringende Aufgaben zu geben. 

Abendessen im Studi-Camp

Am Abend des ersten Exkursionstages bot sich, bedingt durch das stürmische Wetter auf dem Zeltplatz noch eine unschöne Überraschung. Die zuvor aufgebauten Essenszelte waren umgestürzt und über den Campingplatz verteilt. Mit vereinten Kräften konnten diese aber weitestgehend wieder aufgebaut und verankert werden, sodass dem gemeinsamen abendlichen Essen Nichts mehr im Wege stand. Zum Abschluss des ereignisreichen Tages gab es einen leckeren Hirschgulasch, für den das Fleisch großzügig von den Landesforsten Brandenburg gespendet wurde, wofür wir uns ebenfalls herzlich bedanken wollen. So konnten die Studierenden den Tag bei Gesprächen über das Erlebte, die Arbeit in den Hochschulgruppen, und das Studium in gemütlicher Runde ausklingen lassen. 

Am Samstagmorgen ging es dann für alle wieder mit den Bussen zu den unterschiedlichen Exkursionen. An diesem Tag bestand die Möglichkeit, zusätzlich zu den dem Revier Theerofen und den Stadtwäldern von Templin und Prenzlau das weiter südlich gelegene Revier Massow zu besuchen. 

Massow ist ein Betriebsteil der Hatzfeldt-Wildenburg´schen Verwaltung, den diese 2001 bis 2003 erworben hat. Dort wurde mit 96 % Kiefer im Oberstand ebenfalls das Erbe der Kiefernforstwirtschaft übernommen. Die Aufgabe des Waldumbaus wurde aber auf den trockenen und armen Standorten erfolgreich angenommen, wodurch der Anteil der Kiefer in der Verjüngung verglichen mit dem Oberstand um etwa 20 % gesenkt werden konnte. Nun bildet eine Mischung aus verschiedenen Laub- und Nadelhölzern die nächste Besandesgeneration. Auch die Aufgabe des Waldbrandschutz wird ernst genommen und die örtliche Feuerwehr wird, wo es geht, unterstützt. In dem Revier konnte so unter lichtem Schirm mit strammer Bejagung ein diverser Wald etabliert werden. 

Präsentation eines Feuerwehrfahrzeugs im Privatwaldrevier Massow

Auch wenn am Nachmittag mit dem Abschluss der Exkursionen der offizielle Teil der Bundestagung vorüber war, fanden sich viele der Studierenden wieder auf dem Campingplatz ein, um beim Abbau und der Säuberung des Platzes zu helfen. Nach den drei interessanten, aber auch zehrenden Tagen verabschiedeten wir uns herzlich voneinander. Die letzten abgebauten Zelte, das Kochgeschirr und vieles mehr wurde dann noch in die Autos und Hochschulbusse zum Abtransport verstaut. Einige Studierende, die ihre längere Rückreise erst am Sonntag antreten wollten, konnten noch eine Nacht auf dem Campingplatz bleiben und gingen am Abend in der Nähe gemeinsam Pizza essen. Für den Rest ging es schließlich nach Hause und endlich unter die warme Dusche. 

Die Studierenden aller Hochschulgruppen können auf ein aufregendes Wochenende voller spannender Erfahrungen, bereichernder Eindrücke, toller Gespräche, sowie wertvoller neuer Bekanntschaften blicken. Wir bedanken uns bei allen, die dieses beeindruckende Event möglich gemacht haben und freuen uns, einen Teil dazu beigesteuert zu haben. 


Autor*innen: Laura Paula Kasimir, Xaver Heimberg
Fotos wurden von Mitgliedern der ANW-Hochschulgruppe Eberswalde aufgenommen


„Der Wald kann nicht warten – Jagdgesetz jetzt!“

Aufruf zur Kundgebung für ein neues Jagdgesetz
am Donnerstag, 8.12.2022, in Potsdam

Liebe Mitglieder unserer Landesgruppe,  

leider verschließt die Politik nach wie vor die Augen:
vor dem dramatischen Zustand, in dem sich unsere Wälder befinden,
vor der enteignungsgleichen Situation vieler Grundeigentümerinnen und -eigentümer und
vor den Chancen und Möglichkeiten, die ein modernes Jagdgesetz bringen würde. 

Wir wollen zeigen, dass viele Menschen dem Wald eine Stimme geben wollen, dass sie nicht vor den Scheinargumenten der Jagdlobby einknicken.

Deshalb rufen wir Sie dazu auf, gemeinsam mit dem Verbändebündnis aus ANW, ÖJV, BUND, Grüner Liga, NABU, Naturfreunde und Waldbauernverband, am  

08.12.2022 um 11:00 Uhr

vor dem Brandenburgischen Landtag in Potsdam 

unter dem Motto: „Der Wald kann nicht warten – Jagdgesetz jetzt!“ für die Reform des Landesjagdgesetzes zu demonstrieren. 

Bitte unterstützen Sie uns zahlreich. 


Viele Grüße
Dietrich Mehl 
Vorsitzender der Landesgruppe ANW Brandenburg-Berlin e.V.    



Zum Herunterladen finden. Sie hier die Pressemitteilung der beteiligten Verbände vom 24.10.2022


Aktuelle Medienberichte zum Thema finden Sie unter diesen Links:

https://www.radioeins.de/programm/sendungen/mofr1013/_/neues-jagdgesetz-in-brandenburg.html

https://www.tagesspiegel.de/potsdam/brandenburg/unsere-zukunft-wird-einfach-aufgefressen-brandenburger-jagdgesetz-steht-auf-der-kippe-8914225.html

https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2022/12/brandenburg-neues-jagdgesetz-in-vorbereitung.html


Geschäftsführung und Kassenstelle
Philipp Kunze
Nazarethweg 9b
16321 Bernau OT Lobetal
Tel.: 0172 1839712
E-Mail: geschaeftsstelle@anw-brandenburg.de