Brandenburger und Berliner Waldbegeisterte zu Besuch in Mecklenburg

Arbeitstreffen bei den ANW-Beispielbetrieben Krümmel und Kalebsberg

Das zweite Arbeitstreffen der Brandenburg-Berliner ANW im Jahr 2024 führte an einem sonnig warmen Septemberwochenende zu zwei interessanten Forstbetrieben nach Mecklenburg. Die ANW Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern hatte am Samstagvormittag ihre Mitgliederversammlung durchgeführt und so gab es vor der gemeinsamen Exkursion am Nachmittag ein herzliches Wiedersehen der zusammen gekommenen Mitglieder. Das Interesse war so groß, dass sich die über 80 Waldinteressierten in zwei Gruppen aufteilten.

Eine von zwei Exkursionsgruppen im Forstbetrieb Krümmel

 Der erste Wald, der besucht wurde, gehört zum Forstbetrieb der Familie von Maltzahn – dem Forstbetrieb Krümmel. Moritz von Maltzahn, der den Familienwald betreut, und Christian Albrecht von der Mecklenburger ANW führten die Exkursionsgruppen. 

Im Jahr 1996 übernahm die Familie von Maltzahn einen etwa 800 Hektar großen Wald von der Treuhand. Der Oberstand bestand zu ca. 40 % aus Buche und war durch den wenig sorgsamen Umgang der vor der Übernahme verantwortlichen Bewirtschafter übernutzt, aufgefressen, winddurchblasen und insgesamt in einem schlechten Zustand. In den Jahren 2017 und 2021 kamen noch zwei starke Sturmereignisse hinzu, die weitere Löcher in den Oberstand rissen. 

Nachdem Moritz von Maltzahn im Jahr 2006 die Waldbetreuung und auch die Jagdorganisation übernommen hatte, etablierte sich in wenigen Jahren eine nahezu flächige Naturverjüngung, die vor allem aus massiv auflaufender Buche bestand. 

Weite Laubholzverjüngungsfläche unter einem zum Teil lückigen Buchendach

Das Thema des ersten Exkursionstages spiegelt eine der großen Herausforderungen wider, vor der der Betrieb in seinen Zielsetzungen steht: die Sicherung der Mischbaumarten in den Naturverjüngungsflächen und die Erhöhung des Nadelholzanteils durch Pflanzung und Pflege. Die Baumartenvielfalt liegt inzwischen bei über 25 Baumarten! Eichen, Eschen, Ulmen und die Ahornarten wachsen in den Buchenverjüngungsflächen eingesprengt von allein, Douglasien und verschiedene Tannenarten und -herkünfte werden gepflanzt. Diskutieren konnten die Gruppen an verschiedenen Waldbildern, die unterschiedliche Altersphasen der Verjüngungen zeigten. Die Grundfragen waren die gleichen, denen sich irgendwann alle gegenübersehen, die sich durch waldfreundliche Jagd über reiche Naturverjüngung freuen können: welche Baumarten brauchen Unterstützung durch Pflege, ab wann brauchen sie diese und in welcher Intensität, wer führt das durch und was kostet das? Die Meinungen reichten von Nichts-Tun über homöopathischen Pflegeeinsatz bis hin zum intensiven regelmäßigen Freistellen der Lichtbaumarten. 

Moritz von Maltzahn (rechts im Bild) diskutiert mit der Gruppe unterschiedliche
Pflegekonzepte zur Förderung der Mischbaumarten:
Welche Baumart braucht welche Unterstützung in welchem Umfang zu welchen Kosten

Bevor wir hinter der Krümmeler Kirche auf der Festwiese zum gemütlichen Teil des Tages übergehen konnten, schauten wir uns noch einen herrlichen Wald in der Nähe des Krümmeler Sees an. Einige urige alte Eichen hatten für inzwischen schon stattlichen Nachwuchs in der mittleren Baumschicht unter alten Kiefern gesorgt. Auf den wertvollsten ca. 30 Eichen pro Hektar liegt das Hauptaugenmerk der Waldpflege. Die straffe Jagd brachte noch einen reichen Strauß an Baumarten in der Verjüngung, so dass wir tolle Dauerwaldbilder vor uns hatten, auf die wir in vielen unserer kiefergeprägten Bestände noch hoffen.

Auf dem Rückweg zur Festwiese warfen wir noch einen Blick auf die Folgen fragwürdiger Förderpolitik, die maximalinvasive Forstwirtschaft unterstützt – in diesem Fall nach Borkenkäferkalamität die flächige Räumung, Pflanzung, Zaun und Kulturpflege – anstatt die Ergebnisse naturgemäßer Jagd- und Waldwirtschaft, wie im Rest des Betriebes. 

Mit der Festwiese hatte Moritz von Maltzahn uns nicht nur einen tollen Grill- und Zeltplatz besorgt, auch der nächste Badesee war nur fußläufig entfernt. Nach einer herrlichen Abkühlung gab es Volleyball, Gegrilltes, Gekeltertes und Gebrautes und viele nette Gespräche. 

Essen, trinken und plaudern auf der Festwiese Krümmel

Am nächsten Morgen, nach einem für einige recht hektischen Aufbruch, fuhren wir etwa eine Stunde zum zweiten Ziel der Exkursion, dem Forstbetrieb Kalebsberg. 

Im Jahr 2005 hatten Heike Dubbert und Holger Weinauge den Betrieb übernommen. Auf einer Fläche von 285 Hektar bewirtschaften sie einen Wald aus etwa 50 % Laub- und 50 % Nadelbäumen im Oberstand. 

Holger Weinauge stellt seine Waldbau-Philosophie vor

Nach einigen hundert Metern Pflasterstraße ging es direkt und quer durch den Wald. Beim ersten Halt auf einem vom Wald überwachsenen bronzezeitlichen Hügelgräberfeld stellte Holger Weinauge seinen Wald als Teil typischer mitteleuropäischer Waldgeschichte vor. 

Die beiden Besitzer legten von Anfang an großen Wert auf eine naturgemäße Dauerwaldbewirtschaftung und stellten grundsätzliche Ziele ihrer waldbaulichen Strategie vor: optimale Kühlung, vitale Photosynthese, hohe Biodiversität und stetige Stoffkreisläufe. Dabei wird versucht sowohl durch Beobachtung als auch experimentelle Ansätze das daraus gewonnene Wissen gezielt zur Optimierung des Bestandes einzusetzen. Zum Thema Waldkühlung erläuterte Holger Weinauge ausführlich und bildhaft das System des Wasserkreislaufes, das in Wäldern deutlich komplexer ist, als es in manchem wissenschaftlichen Diagramm dargestellt wird. Durch ständige Evaporation und Transpiration zwischen Waldboden und Kronendach bewegt sich das Wasser bis zu achtmal im Kreislauf, bis es an die Atmosphäre über dem Wald abgegeben wird.

Kreuz und quer ging es über liegendes Totholz und durch die bürstendichte Naturverjüngung

Eine Herzensangelegenheit Holger Weinauges ist der Bodenschutz und insbesondere der Schutz des Mykorrhiza Netzwerkes. Aus diesem Grund wurde das Rückesystem neu umgesetzt: mit einem ungewöhnlich hohen Rückegassenabstand von 80 bis 120 Metern, wird versucht die Bodenverdichtung auf ein Minimum zu reduzieren. Kurzholz wird mit Pferden, Stammholz mit einer Forstraupe bis an die Rückegasse vorgeliefert. Wie Weinauge ausführte, ist für den Bodenschutz in Bezug auf die Forstraupen (und jegliche andere schwere Technik) die Minimierung des Vibrationsdruckes auf den Untergrund das Entscheidende. Wichtig ist, dass die Vibrationen des Antriebsmotors der Forstmaschine nicht direkt auf den Boden übertragen werden. Leider wird das aus seiner Sicht noch viel zu wenig bei der Produktion dieser Maschinen beachtet. Weinauge verwendet die Suffel SmartSkidder Forstraupe, welche bis zu vier Festmeter am Stück aus dem Wald ziehen kann. Dabei betragen die Erntekosten ca. 35 € pro Festmeter.

Weinauge erläutert die Strukturdurchforstung in einem zuvor einschichtigen Fichtenforst 

Da der Betrieb ein Wirtschaftsbetrieb ist wird selbstverständlich auch Holz geerntet. Die Nutzung liegt bei 5 bis 10 fm pro Jahr und Hektar mit steigender Tendenz. Grundlage der Holzentnahme ist die sogenannte Stukturdurchforstung, die sich an der Stammzahlverteilung der Dauerwaldkurve orientiert und immer versucht sich dieser weiter anzunähern. Bäume dicker als 80 cm BHD werden nicht mehr genutzt. Sie erfüllen als Habitatbäume und ästhetische Schätze eine besondere Funktion. Ansonsten wird in allen Alters- und Stärkeklassen durch Nutzung gepflegt. 

Einen ebenfalls ungewöhnlichen Ansatz verfolgen Heike Dubbert und Holger Weinauge bei der Jagd. Nachdem sie nach jahrelangen Rechtsstreitigkeiten wichtige jagdliche Voraussetzungen durchgesetzt hatten, etablierten sie ein Drückjagdkonzept, dass auf den Prinzipien der historischen Wolfsjagd beruht. Durch die Stellung der Ansitzeinrichtungen zueinander und das Besetzen derselben in Beachtung des Windes entsteht ein sogenanntes Duftreusensystem. Das Wild, in dem Versuch den gefahrsignalisierenden Düften der Schützen auszuweichen, wird dadurch immer wieder anderen Schützen zugetrieben – wie in einer Art Reuse. Abgesetzt wird relativ eng mit ungefähr einem Jäger auf 5 ha. Später kommen noch Gruppen von Beunruhigern hinzu, die sich jedoch relativ ruhig, wie Pilzsammler, bewegen. Das Wild bewegt sich dadurch relativ ruhig. Der größte Teil der Strecke fällt zu Beginn der Jagd. Hunde werden nur in Ausnahmefällen eingesetzt. Diese eine Jagd ist sehr effektiv. Weinauge schätzt, dass so ein Drittel bis die Hälfte des Rehwildbestandes abgeschöpft werden kann. Mit Ausnahme eines Gruppenansitzes im Frühling, bei dem reichlich Böcke geschossen werden, gibt es keine weitere Jagd. Einzelansitze finden gar nicht statt. Das vorgestellte Konzept sorgte für viel Nachfrage und regen Austausch in der Gruppe. Diskutiert wurde über die ausreichende Wirkung auf den Verjüngungszustand und die Übertragbarkeit auf andere Reviere. Holger Weinauge erklärte, dass bei einer Verschlechterung des Verbisszustandes eine zweite Drückjagd notwendig werden könnte. 

Gebanntes Schauen auf Wasserflaschen: das Duftreusensystem bildhaft erklärt

Den wohl schönsten Teil ihres Waldes zeigten uns Heike Dubbert und Holger Weinauge zum Abschluss der Exkursion: einen in Baumarten und Altersstruktur gemischten Wald, wie er zu den eindrucksvollsten zählt, den viele von uns bisher gesehen hatten. Der Bestand ist eine von 11 Dauerbeobachtungsflächen, die die ANW gemeinsam mit dem französischen Association Futaie Irrégulière (AFI) bundesweit eingerichtet hat um die ökonomischen und ökologischen Wirkungen unterschiedlicher Formen der Dauerwald-Bewirtschaftung zu untersuchen. Ein Vorgänger-Förster hatte schon zu DDR-Zeiten schützend seine Hand über den gemischten Wald gehalten und alle Kahlhiebs- und Umwandlungsforderungen abwehren können. In den letzten Jahren hat sich dazu Dank der Jagd nun auch eine artenreiche Naturverjüngung eingestellt. Auch hier gab es neben Begeisterung und Staunen wieder ganz praktische Fragen zur Nutzung und zur Sicherung seltener Baumarten in der Verjüngung. 

AFI-Dauerbeobachtungsfläche: die Stammzahlverteilung der Durchmesserklassen nähert sich der optimalen Dauerwaldkurve an – zur Optimierung der Dauerwaldstruktur wird durch eine Strukturdurchforstung in diesem Beispiel hauptsächlich in den BHD-Klassen von 40 bis 65 cm genutzt (Quelle: Exkursionsführer Kalebsberg)

Mit von tollen Waldbildern und vielen Anregungen und Fragen vollen Köpfen, ging auch diese Exkursion am Sonntagnachmittag zu Ende. 

Die Waldbegeisterten Moritz von Maltzahn und Heike Dubbert und Holger Weinauge haben uns Waldbegeisterte ihre Wälder erleben lassen. Dafür sind wir ihnen sehr dankbar. 

Vielfalt in allen Etagen: das wohl eindrucksvollste Waldbild am Sonntagnachmittag 

Jakob Kunze und Philipp Kunze im September 2024 

„Vor der Holzproduktion kommt immer die biologische Vielfalt“

Arbeitstreffen bei Andreas Pommer im Revier Eibenstock, Sachsen

Das erste Arbeitstreffen 2024 der ANW Landesgruppe Brandenburg-Berlin fand am 13. und 14. Juli im Revier Eibenstock beim leitenden Revierförster Andreas Pommer statt. Die bunt gemischte Gruppe wurde zur Mittagszeit vom Gastgeber begrüßt und in das seit über 20 Jahren naturgemäß bewirtschaftete Exkursionsgebiet eingeführt. Dabei erfuhren wir, dass es in der Vergangenheit zu einer starken Stammholzentwertung durch intensive Rotwildschäle und Zuwachseinbußen durch saure Einträge aus der Kohleindustrie gekommen war. Umso beeindruckender ist die Aufwertung die das Waldbiotop in den letzten zwei Jahrzehnten durch eine konsequente Bejagungsstrategie und weitere Maßnahmen der Biotopverbesserung erfahren hat. Dazu zählt u.a. eine Waldinnenrandgestaltung mit seltenen heimischen Baum- und Straucharten, welche als Initiale für die Verbreitung in die anliegenden Waldbestände dienen. Zusätzlich sind Insektenhotels, als Ersatz für dickes Totholz im Waldinnenrand inkludiert. Außerdem fördern Amphibienteiche die Artenvielfalt im Wald, wobei die Bezeichnung irreführend ist, da sie zu über 70 % von wasserliebenden Insekten beherbergt werden.

Darüber hinaus konnte die Gruppe durch die Besichtigung eines vor kurzem durchgeführten Holzeinschlags die Entwicklung eines strukturierten Dauerwalds mithilfe der freien Durchforstung begutachten. Dieses Durchforstungsprinzip vereinigt Elemente der Hoch- und

Niederdurchforstung sowie der Positiv- und Negativ-Auslese. Als Ergebnis überzeugte die bereits erkennbare plenterwaldartige Waldstruktur mit Bäumen verschiedenster Dimensionen nebeneinander und abwechselnder dunkler und lichter Bereiche im Bestand! Gegen Abend durfte die Gruppe bei selbstgegrillten Wildburgern und wildbachgekühlten Getränken den Exkursionstag ausklingen lassen, wobei der Austausch über Gesehenes besonders gut mundete. 

Am zweiten Exkursionstag konnte sich die Gruppe vom hohem Auflauferfolg einer Weißtannen Saat mit vorheriger Bearbeitung durch ein Pferd geführtes Rillensaatgerät überzeugen lassen. Zusätzlich wurden die Vorteile einer Saat gegenüber einer Pflanzung mithilfe erfolgreicher Häher-Eichen und selbstdurchgeführter Laubstreusaaten verdeutlicht, sodass ersichtlich wurde, wie vielfältig die Möglichkeiten einer Mischwaldinitialisierung sein können.

Es folgte eine Sturmflächenbegutachtung, die nach über zehn Jahren ohne Pflege immer noch bis zwölf Baumarten pro Hektar aufwies. Diese Beobachtung stellte die Jungwuchspflege als ökonomische Investition für Forstbetriebe in einem neuen Licht dar. Das Exkursionsrevier verabschiedete sich mit eindrücklichen Waldbildern des historischen Waldortes „Riedert“, indem sich noch Relikte des natürlich vorkommenden Bergmischwalds befinden. Der in ganz Sachsen bekannte Waldbestand wies nicht nur besonders seltene Pilzarten, sondern auch die letzten elf verbliebenden Alttannen des Reviers auf. Allerdings wird die Anpassungsfähigkeit des Bergmischwaldes durch aktuelle Klimaprognosen in Frage gestellt, da für das Jahr 2050 Eichenmischwälder als zukünftige dominierende Waldgemeinschaft angenommen werden müssen.

Als Schlussakkord erklang die Musik der Realität, denn die Exkursionsteilnehmer wurden mit ganz anderen Waldbildern bei einem Besuch der angrenzenden tschechischen Fichtenmonobestände auf ähnlichen Standorten konfrontiert. So konnten die die Unterschiede verschiedener Waldbaukonzepte realitätsnah verdeutlicht werden.

„Ich weiß, es geht nicht überall. Nur dort, wo man es versucht“

Andreas Pommer

Wir danken Andreas Pommer für die eindrückliche Reviervorstellung, die sowohl reich an qualifiziertem Forstfachwissen als auch an wertvollem Wissensaustausch war. Während des Revierbegangs wurde verdeutlicht, wie vielfältig die Ansätze für eine Weiterentwicklung und Strukturierung devastierter Waldbestände sind und welche Ergebnisse bei konsequenter Umsetzung erzielt werden können.

Text: Carl-Alfred Schmidt (Eberswalde, Juli 2024) 
Fotos: Philipp Kunze 

Von Arbeitseinsatz bis Zeigerpflanzen-Exkursion


Jahresbericht 2024 der ANW-Hochschulgruppe: Viele lokale und überregionale Höhepunkte haben unsere Erwartungen gebührend erfüllt

Viel Praxiserfahrung brachte der Springbreak im Forstbetrieb Michael Duhr in Garlitz

Los ging es mit einer Exkursion vom 18. bis 20. Januar 2024 nach Oberfranken. Im starken Schneetreiben begaben wir uns auf die Reise, um den Submissionsplatz in Bamberg, organisiert von den Bayerischen Staatsforsten (BaySF), Forstbetrieb Forchheim, anzuschauen. Die Waldbesitzer-Vereinigung Bamberg begleitete uns bei der Besichtigung, sodass wir uns die Ergebnisse zu einzelnen Stämmen direkt anschauen konnten. Besonders lehrreich war, dass sich hier Submissions- und Versteigerungsholz auf ein und demselben Platz befand. So konnten wir ausgiebig über die Wertschöpfung von Laub- und Nadelholz diskutieren. Bis in die Dunkelheit wurden Stämme bewundert und Preise verglichen. Bei einem zünftigen Abendessen in typisch fränkischen Gaststuben diskutierten wir noch lange über die erlebten Eindrücke.

Am Folgetag besichtigten wir zunächst das Sägewerk Schonath in Scheßlitz. Die Gebrüder Schonath führen den Betrieb gemeinsam in zweiter Generation und gewährten uns tiefe Einblicke in die Welt der Laubholzverwertung. Aspekte wie die Ansprüche an das Holz, die Technik vor Ort und die komplizierte Logistik in diesem Zusammenhang erschlossen uns die Thematik Laubholz aus einem vorher weitgehend unbekannten Blickwinkel. Der Nachmittag stand im Zeichen der BaySF, und wir konnten waldbauliche Fragestellungen in gut gemischten Wäldern diskutierten. An einem frisch realisierten Starkholzeinschlag übten wir uns in der Rohholzsortierung und -aushaltung. Neben der Beurteilung hinsichtlich der Pfleglichkeit des durchgeführten Einsatzes wurde über jagdliche Erfahrungen und Schlagpflege gesprochen.

Der letzte Tag stand im Zeichen des Privatwaldes und führte uns in die Wälder unserer Gastgeber, der Freiherren von und zu Aufseß. Hier standen der Umgang mit Kalamitäten, die Jagd und waldbauliches Vorgehen in ausgewählten Beständen im Fokus. Zu sehen gab es beeindruckende Lärchen, Douglasien und eine breite Palette von Mischbaumarten, dazu konnten die speziellen Herausforderungen eines mittelgroßen Privatwaldbetriebes und die weiteren Entwicklungen bedacht werden. Mit inspirierenden Erlebnissen traten wir die Heimreise an. Unser besonderer Dank geht an die Akteure vor Ort, die uns begleitet und diese Reise ermöglicht haben.

Der Februar ist der Prüfungsmonat des Wintersemesters, und so wurden wir nach kleineren Treffen, bei denen wir eine Auszeichnungsübung im Kleinprivatwald durchführten, erst im März wieder nennenswert aktiv. Dabei verbrachten wir ein paar wahnsinnig lehrreiche Tage vom 13. bis 15. März auf dem traditionellen Springbreak bei Familie Duhr in Garlitz. Michael Duhr ermöglicht seit Jahren Studierenden, Praxiserfahrungen in seinen Wäldern zu sammeln. Neben Exkursionen wird angepackt: von der Feinerschließung über das Auszeichnen von Beständen bis hin zur direkten Umsetzung von Pflegemaßnahmen und Verkehrssicherung. Alles wird besprochen und praktisch umgesetzt: Planung, Werkzeugauswahl und das Verfahren – natürlich unter der wachsamen Anleitung von Forstwirten und qualifizierten Forstleuten.

In diesem Jahr hat sich die Veranstaltung auch über die Grenzen der HSG Eberswalde herumgesprochen, sodass wir Teilnehmende aus den Hochschulgruppen Freiburg, Erfurt, Tharandt und Göttingen begrüßen durften. Von der Trappenbalz, die wir sehr gut beobachten konnten, über kontrovers diskutierte Themen wie Waldbau, Jagd und Forstökonomie bis zu den Arbeiten mit Rückewagen, Motorsäge und Spacer schärften wir unsere fachliche Kompetenz und schlossen Wissenslücken. Wohnen, ge-meinsames Kochen und der Austausch über Studium und Co. während dieser Zeit waren auf dem Gutshof im gemütlichen Ambiente möglich. Vielen Dank an Familie Duhr für die grenzenlose Gastfreundschaft!

Eine ganze Reihe weiterer Aktionen beschäftigten unsere Gruppe im Frühjahr. So packten einige bei Pflanzungen mit an, um unser Budget aufzubessern. Wir trafen uns zum Austausch im Pavillon des Landeskompetenzzentrums Forst Eberswalde (LFE) und planten kommende Exkursionen. Bei der Veranstaltung „Vom Baum zum Brett“ am 21. März, die wir zusammen mit dem Fachbereich Holztechnik und dem Forstbetriebs Chorin anlässlich der Kür zum Waldgebiet des Jahres organisierten, konnte der Weg eines Baumes vom Wald bis zum Sägegatter nachverfolgt werden. Einem breiten Publikum konnten die Fällung einer Kiefer, die Rückung und der Transport zum mobilen Sägewerk und schließlich das verwendbare Brett präsentiert werden. Der beschwerliche Weg, insbesondere wenn man naturgemäß bodenschonend wirtschaften möchte, konnte hier näher erläutert werden.

Sehr große Resonanz über den Fachbereich hinaus fand auch unsere vegetationskundliche Wanderung am 13. April im Stadtwald Prenzlau. Geleitet wurde sie vom örtlichen Revierleiter Jens Rackelmann, der uns an seinem unheimlich großen Wissensschatz teilhaben ließ. Diverse Zeigerpflanzen wurden bestimmt und erklärt. Ein Thema, das viele von uns interessiert und auch eigene Defizite aufzeigte.

Mit dem Start der Jagdzeit versammelten wir uns am 17. April im Revier Theerofen bei Stefan Kruppke zu einer Exkursion zum Thema naturgemäße Waldwirtschaft und ökosystemorientierte Jagd. Stefan führte uns durch sein Revier, und für uns wurde greifbar, was an vielfältige Nachwuchs, Struktur und Diversität möglich ist, wenn man die Schalenwilddichte anpasst. Hochmotiviert begaben wir uns im Anschluss auf den Gruppenansitz.

Da der April aus jagdlicher Sicht äußerst erfolgversprechend ist, fuhren wir am 20. April zur Familie Emmrich nach Buchwäldchen zum Springbreak, Part II. Gunter Emmrich hatte uns eingeladen, und so konnten wir auf einer Exkursion die atemberaubende Entwicklung seines Waldes nachvollziehen. Konsequente Wald- und Jagdwirtschaft haben auf ärmsten Standorten in Südbrandenburg einen gemischten und differenzierten Dauerwald hervorgebracht, der schon auf den ersten Blick deutlich vitaler erscheint als die Kiefernwüsten, welche während der Anfahrt kilometerweit zu sehen waren. Gunter belegte – mittels Bildern für uns gut nachvollziehbar –, wie aus einem Altersklassenwald ein stabiler Dauerwald entstehen kann. Nach einem kleinen Arbeitseinsatz und einer Stärkung am Grill begaben wir uns auf einen abendlichen Ansitz, der nach einem Gewitter eine besonders tolle Abendstimmung für uns bereithielt.

Wieder im Hochschulalltag angekommen, spielte bei unserem nächsten monatlichen Treffen das Thema Kommunikation im Arbeitsleben eine Rolle. Im Wald hinterm Campus improvisierten wir Rollenspiele zu verschiedenen Konfliktsituationen – zum Beispiel „Mensch mit unangeleintem Hund im Wald“, „Unzufriedener Forstwirt trifft Förster“, „Wildschadensdiskussion zwischen Waldbesitzer und Jäger“ … uvm. Schnell mussten wir feststellen, dass es hier ein klares Kompetenzdefizit seitens der Studierenden gibt. Warum wird diesem Themenfeld in der Lehre zu wenig Bedeutung beigemessen?!

Vom 15. bis 18. Mai besuchten wir die ANW-Bundestagung sowie die Vorexkursion der ANW Landesgruppe Brandenburg-Berlin in Burgk und Bad Windsheim. Spannende Exkursionen und der Austausch über die Landesgrenzen hinweg machten die Reise zu einem besonderen Erlebnis. Zum Ausruhen gab es selbstverständlich keine Zeit.

Im Juni stand der Tag der offenen Hochschule an, bei dem wir die ANW und unsere HSG einem breiten Publikum präsentierten. Daneben zog es uns vom 6. bis 9. Juni nach Thüringen zu den ANW-Hochschultagen, organsiert durch die HSG Erfurt. An der Bleilochtalsperre erlebten wir eine hervorragend organisierte Tagung mit spannenden Vorträgen und eindrucksvollen Exkursionen. So referierten unter anderen Elisabeth Emmert, Franz Straubinger und Max von Rotenhan zu jagdlichen und waldbaulichen Themen mit eindrucksvollen ökonomischen Hintergrundinformationen. Exkursionen mit höchst anspruchsvollen Fragestellungen füllten die Tage. Unter anderen konnten die Anlage von Seilkrantrassen erprobt, der Umgang mit extremer Borkenkäferkalamität nachvollzogen und vor allem weitergedacht werden oder der Weg aus der jagdlichen Krise von Kleinstwaldbesitzern nachvollzogen werden. Ein buntes Programm, welches durch eine tadellose Unterkunft und bestes Sommerwetter viel Freude und Erkenntnisgewinn mit sich brachte. Vielen Dank und Respekt nach Erfurt!

Eine Woche später, vom 19. bis 21. Juni, reisten einige von uns zur KWF-Tagung nach Hessen. Wir als HSG hatten diese Reise initiiert und freuten uns sehr darüber, das sich Herr Dr. Engler seitens der Hochschule bereit erklärt hatte, einen Großraumbus plus Unterkunft zu organisieren. So wurde eine hochschulübergreifende Reise möglich. Von der KWF-Tagung selbst fuhren wir nachdenklich wieder gen Heimat, denn offensichtlich wird der immer gröber werdenden Befahrung oder Räumung von Störungsflächen, Wuchshüllen und Zerhäckseln des Rohstoffs Holz die prioritäre Bedeutung beigemessen. Der völlig falsche Ansatz, wie wir finden.

Trotz der unmittelbar bevorstehenden Prüfungen folgten wir der Einladung unserer Landesgruppe zum Arbeitstreffen im Forstbezirk und gleichnamigen Revier Eibenstock. Andreas Pommer führte uns durch eine vielfältige Themenwelt, bei der uns wieder einmal klar wurde, das nicht nur Waldbauwissen, Baumartenkenntnis oder forstökonomische Betrachtungen von Belang sind, sondern der Blick auf das ganze System zielführend ist. Besonders eindrücklich wurde dies auch bei der Zeitreise, welche wir durch das Überschreiten der nahen Grenze zu Tschechien unternahmen. In Eibenstock wurde gezeigt, wie mit ganzheitlicher Behandlung ein ökologisch sowie ökonomisch stabiler und erfolgreicher Dauerwald aussehen kann.

Nach einem anstrengenden Prüfungszeitraum und den wohlverdienten Ferien folgte das zweite Arbeitstreffen der Landesgruppe am 7. und 8. September . Dieses Mal ging es nach Mecklenburg-Vorpommern. Zwei sehr sehenswerte Betriebe, vorgestellt und bewirtschaftet durch Moritz von Maltzahn und Holger Weinauge, öffneten uns die Pforten, und eine fachlich tiefgründige Diskussion erweiterte unseren Horizont. Die hohe Teilnehmeranzahl und weit verzweigte Themenbereiche bedienten nahezu alle fachlichen Erwartungen. An einem lauen Sommerabend konnten wir bei gutem Essen und einem erfrischenden Sprung in den See bis in die Nacht Erfahrungen austauschen und Kontakte knüpfen. Wir freuen uns, Teil einer so vitalen und herzlichen Landesgruppe zu sein!

Zum Semesterstart fuhr ein Teil von uns vom 23. bis 27. September zur Summerschool in die Dauerwaldstiftung nach Pommern. Dort lädt Prof. Martin Guericke Studierende dazu ein, eine Woche lang Themen wie Stichprobeninventur, Zeigerpflanzenbestimmung, Bestandesbeschreibung oder Übungen in verschiedenen Marteloskopen praxisnah zu behandeln. Außerdem wollten wir im September die neuen Erstsemester willkommen heißen, und so veranstalteten wir zusammen mit dem Fachschaftsrat einen Grillabend, gefolgt von der Erstie-Rallye, bei der wir wie jedes Jahr mit einem Stand mitmachen.

Am 11. Oktober, nachdem sich alle wieder im Hochschulalltag eingefunden hatten, fand unsere jährliche Erstie-Exkursion statt. Diese führte uns in den Kleinstprivatwald und beleuchtete die breite Palette der naturgemäßen Waldwirtschaft. An verschiedenen Stationen zu den Themen Waldarbeit, Waldbau, Jagd, Waldpädagogik und Kommunikation bauten wir Brücken und stellten die Verknüpfung zu den ANW-Grundsätzen her – stets mit dem Ansatz, Lust auf mehr zu wecken.

BDa wir selbstverständlich unsere Kernkompetenz ausbauen und eine zentrale Aufgabe demonstrieren wollten, organisierten wir am 18. und 19. Oktober eine Exkursion zu zwei Leuchtturmbetrieben der naturgemäßen Waldwirtschaft. Unsere Reise führte uns nach Massow, in die Wälder der Hatzfeldt-Wildenburg’schen Verwaltung, und nach Reuthen in einen Familienbetrieb der von Rotenhans. Mark Illerich, Förster in Masson, zeigte uns eindrucksvoll, wie ein konsequenter Weg vom Altersklassenwald selbst auf großer Fläche unter schlechtesten Voraussetzungen zum Dauerwald führen kann. Dabei konnte die Transformation nicht durch vage Beschreibungen erahnt, sondern anhand stichfester Aufnahmen belegt, untermauert und nachvollzogen werden. Der Schlüssel liegt in den Grundsätzen „dauernd jagen“, „dauernd pflegen“ und „dauernd denken“!

Weiter südlich führte uns Frank Hartig vom Forstdienstleister Boscor durch den Reuthener Wald. Leider konnten wir Sebastian Freiherr von Rotenhan nicht mehr persönlich erleben, aber immerhin auf seinen Spuren durch den Wald stromern. Durch die besondere standörtliche Situation und der bergbaulichen Nutzung dieses Waldes fanden wir eine sehr spezielle Landschaft vor. Steile Anstiege, wassergefüllte Stollen und ein Mosaik aus verschiedensten Sanden, Kohle und Gesteinen frischten tief vergrabenes Wissen aus den bodenkundlichen Vorlesungen des Studiums auf. Auch in diesem Wald konnten wir erfolgreichen Waldbau hin zu risikoärmeren, gemischten Wäldern beobachten. Konsequente Jagd, etappenweises Absenken der Grundfläche und ein Raster von neuen Mischbaumarten wie Douglasie und Esskastanie belegten auch hier, dass mit Fingerspitzengefühl und fachlicher Kompetenz Waldumbau ohne Pflanzung, Zaunbau und flächiger Befahrung gelingen kann. Beim gemeinsamen Grillen lauschten wir dem Wolfsgeheul der Lausitz und tauschten uns bis tief in die Nacht über verschiedenste Thematiken aus. Unser besonderer Dank geht an Mark und Frank, die sich in ihrem stressigen Alltag, noch dazu am Wochenende, Zeit für uns genommen haben!

Manchmal ergibt es Sinn, sich über den eigenen Fachbereich hinaus zu verbinden und Schnittmengen mit anderen Fachleuten zu suchen. Genau das haben wir mit unserer Natura-2000-Exkursion am 25. und 26. Oktober nach Possen in Thüringen gemacht. Eine Kommilitonin aus dem Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz hatte hierzu Kontakte genutzt und ein buntes Programm auf die Beine gestellt. Im Forstamt Sondershausen (Thüringenforst) empfing man uns herzlich, und Vertreter der Forstverwaltung sowie der Natura-2000-Station vor Ort stellten uns ihre Arbeit, Ziele und Konfliktfelder vor. Sofort wurde uns bewusst, wie schmal das Fundament unseres Wissens aus der forstlichen Perspektive ist und wie unterschiedlich das Vokabular von Forst und Naturschutz ist. Schnell kommt es zu vermeintlichen Interessenkonflikten, welche mitunter durch bilaterale Gespräche lösbar sein können. Beim gemeinsamen Kochen in der Ferienwohnung am Abend herrschte eine ausgelassene Stimmung, und die Kontakte zu Studierenden aus dem Bereich Naturschutz bereicherten unseren Horizont ungemein.

Auch die Welt der Pilze ist für uns ein höchst spannendes Gebiet. Es wurde uns durch Alfred Möller ja nahezu in die Wiege gelegt, und so befassten wir uns auf einer Pilzwanderung im Oktober mit essbaren und zeigenden Exemplaren. Das weckte die Lust auf mehr, denn hier liegt ein wahrer Schatz an Informationen vor uns.

NDer November war geprägt durch Vorträge. Zwei Themen hatten wir uns auf die Agenda geschrieben: Zum einen werden Moore im Wald für uns eindeutig zu knapp behandelt, was wir durch einen Vortrag von Oliver Jähnichen mit dem Titel „Wald und Moor – Eine symbiotische Beziehung im Kontext von Wassermangel, Trockenstress und Klimakrise“ ausgleichen und vertiefen wollten. Nach diesem Vortrag planen wir im Frühjahr 2025 eine Exkursion zu dem Thema, wir bleiben dran und gespannt.

Zum anderen ist das Verhalten gegenüber Frauen in Forst und Jagd leider immer noch ein brisantes Problem. Wie kann, in einer zumindest zahlenmäßig männlich dominierten Blase, ein respektvoller Umgang miteinander gelingen? Wo besteht der größte Handlungsbedarf? Gemeinsam mit dem FSR griffen wir dieses Thema auf, passend zum internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen am 25. November. Dr. Birgit Homann hielt einen Vortrag mit dem Titel „Frauen im Forstbereich – Gestern, Heute und Morgen“. Die anschließende Diskussion unterstrich die Notwendigkeit eingehend.

PWie schnell ein Jahr verfliegt, wird vermutlich im Dezember am deutlichsten. Kurze Tage, lange Wochen und zahlreiche Drückjagden, auf denen wir insbesondere naturgemäß wirtschaftende Kollegen unterstützten, standen im Kontrast zur besinnlichen Weihnachts- und Adventszeit.

Im Gegensatz zu den früher beinahe fest planbaren Wetterlagen wird die Pflanzung zum optimalen Zeitpunkt ein nervenaufreibendes Meisterstück der Arbeitsplanung. Was dabei konkret zu beachten ist, welche Verfahren und Sortimente auf dem Markt verfügbar sind und ob bzw. wenn ja, warum in naturgemäßen Wäldern gepflanzt wird, all dies haben wir am 04. Dezember 2024 bei einer Pflanzaktion mit Studierenden aus verschiedenen Fachbereichen diskutiert und praktiziert. Die ANW-HSG, das junge Netzwerk Forst und der Stadtwald Eberswalde hatten dazu eingeladen. Bei Regen und frischen Temperaturen pflanzten wir Weißtanne, Eibe, Mehlbeere, Elsbeere und einige Sträucher in Störungskegel auf einem M1 bzw. OK1-Standort. Genutzt wurden Hohlspaten, Göttinger Fahrradlenker, Rhodener Haue und Pflanzrohr für Containerpflanzen. Die Pflanzen wurden punktuell in Truppverbänden oder einzeln als Ergänzung zur Naturverjüngung eingebracht. Anschließend genossen wir vor dem Kaminofen im schönen Wurzelkeller des Forstbotanischen Gartens eine warme Suppe. Das folgende monatliche Treffen wurde durch eine Siebdruckaktion mit unseren neuen Logo ergänzt.

Logo der Hochschulgruppe Brandenburg-Berlin

Der Wurzelkeller sollte auch für unsere Weihnachtsfeier taugen, und so verlebten wir am 18. Dezember unseren Jahresabschluss dort. Durch die Waldweihnacht, bei der der Forstbotanische Garten in verschiedensten Farben beleuchtet wird, kam eine festliche Stimmung auf und wir freuten uns besonders über die Teilnahme einiger Gäste aus unserer Landesgruppe. Bei Feuer, Spiel, Spaß, spannenden Gesprächen und kulinarischen Schätzen verlebten wir eine sorgenfreie Zeit.

Nun, ein ambitioniertes Jahr mit vielen großen und kleinen Höhepunkten ging zu Ende. Wir haben viel erlebt, geschafft und uns auch für die Zukunft spannende Exkursionsziele und Vorhaben auf die Agenda geschrieben. Mit großer Vorfreude denken wir bereits an die Reise in die Slowakei, an die Hochschultage in Rottenburg, an die Arbeitstreffen mit der Landesgruppe und vieles mehr. Wir sind dankbar für eine starke und anhaltende Unter-stützung seitens unserer Landesgruppe. Ob wir Exkursionsziele suchen oder Rat in fachlichen Fragestellungen, einen Praktikumsplatz vermitteln oder etwas gänzlich Neues probieren wollen, immer erfahren wir eine freundschaftliche Unterstützung, nicht zuletzt auch mit erheblichen finanziellen Zuschüssen. Dafür sagen wir DANKE!

Der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberwalde möchten wir ebenfalls ein großes Dankeschön übermitteln, denn bei vielen unserer Exkursionen dürfen wir die Hochschulfahrzeuge nutzen, was den Selbstkostenbeitrag senkt und die Realsierung größerer Reisen erst möglich macht. Für uns ist das nicht selbstverständlich, daher bedanken wir uns besonders bei Prof. Miribung, Prof. Guericke, Frau Neumann vom Waldcampus und Frau Dietterle aus der Poststelle: Ohne Sie wäre das alles in dieser Form nicht möglich!

Neuer Praxisleitfaden zum Umgang mit Störungsflächen – aus Sicht der ANW


Wie gelingt die Wiederbewaldung der zahlreichen Kahlflächen, die in den vergangenen Jahren entstanden sind? Dazu hat die ANW den zwölfseitigen Praxisleitfaden „Umgang mit Störungsflächen aus Sicht der ANW“ herausgegeben. Verfasst wurde dieser von einer Arbeitsgruppe unter Leitung des bayerischen ANW-Vorsitzenden Prof. Dr. Manfred Schölch.

Die Broschüre kann in Papierform über die Landes-Geschäftsstelle (geschaeftsstelle@anw-brandenburg.de) bezogen werden:

  • von Einzelmitgliedern kostenlos
  • in größerer Stückzahl (z.B. für Veranstaltungen) zu Selbstkosten
  • für externe Interessenten gegen Gebühr und Versandkosten (so lange der Vorrat reicht)

Auf der Homepage der Bundes-ANW steht der Leitfaden zu Download bereit.

 

Wertvolle Einblicke in die Praxis


Der Jahresbericht 2023 der ANW-Hochschulgruppe Eberswalde strotzt vor Engagement und Begeisterung; ein vielfältiges Programm aus Exkursionen, Übungen und Netzwerken

Den Auftakt machten wir 2023 auf der Grünen Woche im Januar in Berlin. In unseren ANW-T-Shirts warben wir am Forstwirtschaftsstand für den naturgemäßen Gedanken. Im März nahmen wir mit Unterstützung vom Landesbetrieb Forst Brandenburg an einem Drückjagdseminar mit Dietrich Henke teil. Erst kam die Theorie im Hörsaal, anschließend die praktische Umsetzung im Revier Theerofen (Chorin) mit wertvollen Tipps zur Vorbereitung und Durchführung von Drückjagden. 

Im April besuchten wir eine Waldbrandfläche nähe Gransee. Nico Semsch, Studierender an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) und aktiver Feuerwehrmann, klärte uns über Entstehung, Verlauf und Prävention von Waldbränden auf. Die sich verschärfende klimatische Situation macht es nötig, sich damit auseinanderzusetzen und die Sichtweisen der Rettungskräfte kennenzulernen – ein Thema, das sicher auch für die alten Hasen spannend sein dürfte. Anschließend diskutierten wir im Privatwald von Gut Stieten, wie mit betrieblichen Mitteln auf eine erhöhte Gefahrenlage reagiert werden kann. Nachdenklich stimmte der Waldbau mit einem hohen Nadelholzanteil, obwohl es im Revier eine massive Munitionsbelastung gibt. 

Ebenfalls im April besuchten wir – schon fast traditionell – Michael Duhr im Havelland zum Springbreak. Wir gewannen viele Eindrücke aus dem Privatwald. Wirtschaftliche Überlegungen, waldbauliche Herausforderungen und praktisches Know-how wurden, solange es das Tageslicht erlaubte, diskutiert und angewandt. Zusammen lernen, arbeiten und kochen war hier das Motto. 

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Lübeck-Exkursion

Eine Exkursion mit gemeinschaftlichem Ansitz führte eine Gruppe von uns zu Gut Herzfelde in der Uckermark. Der Betrieb wird von Peter Specht betreut, ist FSC-zertifiziert und bot spannende Einblicke in einen Privatwaldbetrieb. Eine etwas weitere Reise unternahm eine gemischte Truppe von Hochschulgruppen-Mitgliedern der ANW und International Forestry Students’ Association (IFSA) in den Stadtwald Lübeck. Das dortige Konzept mussten wir allerdings kritisch hinterfragen, da in den gezeigten Revieren viele Problematiken wie ein sehr starker Wildeinfluss und Widersprüche zu den medial dargestellten Positionen auffielen. Positiv war der Austausch über schonende Waldbewirtschaftung, Naturschutz, Nutzungsverzicht und die Stichprobeninventur. Auf der Rückreise besuchten wir das Biosphärenreservat Schaalsee, wo wir uns über die Arbeit der Ranger und die besondere Region mit Fokus auf das Thema Waldweide und ihre Geschichte informierten. 

Zwischendrin gab es auch mal was für den Bauch und das Tanzbein. So organisierten wir einen Grillabend mit DJ in Forstbotanischen Garten. Unglaublich viele Studierende auch aus anderen Fachbereichen kamen und erfreuten sich an guter Stimmung und Musik – und sie wissen jetzt, was sich hinter den Buchstaben ANW verbirgt. 

Wichtig ist neben dem Wald und den Diskussionen zum Waldbau aber auch die Rohholzverwendung. So machte wir uns Ende Mai auf den Weg zur Firma Pollmeier, wo wir uns über die Nutzung von Buche informierten. Nicht nur das Werk und die Abläufe waren spannend, sondern auch die Vorstellungen und Gedanken zur Versorgung mit Rohstoffen in der Zukunft. 

Im Juni waren wir an der Reihe, die ANW-Hochschultage auszurichten (siehe auch Dauerwald 68, S. 60 ff.). Vier Tage verbrachten wir mit anderen Studierenden aus verschiedenen Bundesländern, mit Exkursionen, gemeinsamem Kochen, Feiern und Erfahrungsaustausch – Vergnügen und wertvolle Horizonterweiterung. Zunächst gab es an der HNEE Vorträge von Prof. Dr. Martin Guericke, Prof. Dr. Pierre Ibisch, Dietrich Henke und ein Grußwort von Dietrich Mehl. Danach starteten wir in die schöne Märkische Schweiz zu einem Exkursionsmarathon. Wir besuchten das Thünen-Institut, wo man uns Versuchsflächen zur Herkunftsforschung zeigte, wurden von Kay Hagemann mit Übungen zur Forsteinrichtung und Inventur im Privatwald auf die Probe gestellt und besuchten einen Privatwald nahe Buckow, der von Adrian Schüler und der Sauener Forst und Gewerbe GmbH betreut wird; viele Eindrücke und Diskussionen bei tropischem Wetter.

Weiter ging es mit kleineren Exkursionen im Bereich von Eberswalde. Besonders eindrücklich war eine Fahrrad- Exkursion zum Thema Moor bei Stefan Kruppke mit einem Moor-Experten des LFB. Wir konnten die enorme Bedeutung der Wiedervernässung und Renaturierung von Mooren nachvollziehen – ein Thema, dem wir bislang zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet haben. 

Selbstredend gab es auch dieses Jahr wieder Stände der Hochschulgruppe beim Tag der offenen Hochschule und bei der Ersti-Rallye, um junge Menschen für die Grundsätze der ANW zu begeistern. Das Interesse war riesig und spiegelte sich in den Besuchen von Erstsemestern bei unseren monatlichen Treffen wider. 

Im Spätsommer waren wir eine Woche bei der Summerschool der Dauerwaldstiftung in Pommern zu Gast (siehe Dauerwald 68, S. 66 ff.). Anschließend – beinahe nahtlos – folgte eine einwöchige Reise nach Mecklenburg-Vorpommern und in die Uckermark, wo wir Jörg Herpel (Thema: Spätblühende Traubenkirsche), eine Baumschule in Güstrow, die IG Nuss am Plauer Werder, Holger Weinauge und den Schulwald von Templin besuchen konnten. Ein kontrastreiches Programm, was vielen Teilnehmenden Denkaufgaben mit auf den Weg gab und zeigte, wie wichtig die Exkursionen mit Menschen aus der Praxis sind – etwas, das die ANW seit ihren Anfängen ausmacht. 

Die Auszeichnung des Choriner Waldes als Waldgebiet des Jahres beschäftigte uns natürlich auch. Die Hochschulgruppe wollte aus diesem Anlass ein etwas breiteres Publikum an das Thema naturgemäße Waldwirtschaft heranführen und hat so verschiedene Veranstaltungen mit Unterstützung der anderen Fachbereiche angeboten. Das für das Ende des Jahres geplante Projekt „Vom Baum zum Brett“ musste wegen der Krankheitswelle auf 2024 verschoben werden. Es zeigt den Weg eines Baumes von der Fällung bis zum fertigen Brett. 

Trotz unserer vielen Aktivitäten steht natürlich das Studium im Vordergrund. Im Februar 2024 standen schon wieder Prüfungen an. Wir werden jedoch nicht müde, neue Dinge anzugehen: Bereits im Januar gab es Vorträge und Exkursionen und im März brachen wir wieder zum Springbreak auf. Im Mai geht es zur Bundestagung, worauf wir uns schon freuen, im Juni zu den ANW-Hochschultagen nach Erfurt und zur KWF-Tagung nach Hessen – und viele weitere Exkursionen und Veranstaltungen werden 2024 folgen.

An dieser Stelle wollen wir uns bei der Landesgruppe und Ihren Mitgliedern für die vielseitige Unterstützung sehr herzlich bedanken. Bei Fragen stoßen wir immer auf Hilfsbereitschaft und die Möglichkeit Erfahrungen zu sammeln. Vielen Dank dafür! Wie wir wissen, ist das nicht überall so – schon gar nicht außerhalb der ANW.

Bleibt gesund und hoffentlich bis bald im Wald! 

Autor*innen: Philipp Höhne & Zoe Ropella

Termine 2025


23. Mai 2025

Mitgliederversammlung

Ort: *NEU* Beratungsraum des Forstbetriebes Lübben, Bergstraße 25, 15907 Lübben, Brandenburg *NEU*
Bitte melden Sie sich zur Mitgliederversammlung und/oder zum Arbeitstreffen bei der ANW-Geschäftstelle an – per E-Mail, WhatsApp oder Signal.

Auf der Tagesordnung stehen die Vorstandswahl und die Abstimmung zu einer Satzungsänderung.
Die Satzungsänderung betrifft vor allem formelle Änderungen. Ein Entwurf wurde mit der Einladung versandt.



24. Mai 2025 

Arbeitstreffen

Ort: Landeswald-Revier Börnichen, Landesbetrieb Forst Brandenburg, bei Revierleiter Uwe Trepte,
Unterspreewald OT Neu Lübbenau

Im Nachgang zur Mitgliederversammlung
Informationen zum Revier:
https://www.anw-deutschland.de/de/beispielbetriebe/show.php?betrieb_id=52



1.–7. Juni 2025 

Auslandsexkursion in die Slowakei

Die Plätze sind leider ausgebucht. 



13. September 2025

Arbeitstreffen

Ort: Forstbetrieb Francke GbR Gut Herzfelde, Familie von Schintling-Horny, Uckermark
Informationen zum Betrieb:
https://www.schintling-horny.de/forstwirtschaft.html

Einladung zum Arbeitstreffen: Integrative naturgemäße Waldbewirtschaftung


Erstes Arbeitstreffen des Jahres führt am 13. und 14. Juli 2024 ins Westerzgebirge, ins Forstrevier Eibenstock.

Unter dem Titel „Integrative naturgemäße Waldbewirtschaftung“ wird Sie Andreas Pommer, Leiter des Waldrevieres Eibenstock, verblüffen! Wer meint, er habe dort auf der Bundestagung 2014 bereits alles gesehen, dem versichern wir eine Überraschung: In Eibenstock offenbart sich, was in zehn Jahren konsequenter integrativer Waldentwicklung möglich ist.

Anmeldung
Anmeldeschluss ist der 16. Mai 2024. Bitte richten Sie Ihre Anmeldung an Philipp Kunze in der Geschäftsstelle der ANW Brandenburg-Berlin. Genauere Infos erhalten Sie nach Anmeldeschluss.

Übernachtung
Die Anreise erfolgt individuell am 13. Juli 2024, sodass nur eine Übernachtung zu organisieren ist. Für diese steht uns das Reit- und Sporthotel Eibenstock als Partner zur Verfügung (Tel.: 037752/5521-0, Mail: info@sporthotel-reitanlage-eibenstock.de).
Bitte beachten Sie, dass aufgrund der geringen Vorlaufzeit das Zimmerkontingent nur bis zum 2. Mai 2024 reserviert ist. Sie sollten deshalb umgehend die Übernachtung im Reit- und Sporthotel Eibenstock unter der Angabe „ ANW Brandeburg-Berlin Arbeitstreffen Eibenstock“ buchen. Zur Verfügung stehen ausschließlich Doppelzimmer, die gegebenenfalls auch einzeln belegt werden können.
Eine Low-Budget-Option für Studierende findet sich im nahegelegenen Revier Eibenstock.

Zweites Arbeitstreffen im September
Eine Einladung zum zweiten Arbeitstreffen folgt voraussichtlich im Juni. Es geht vom 7. bis zum 8. September 2024 nach Mecklenburg, in die Forstbetriebe Krümmel mit Moritz von Maltzahn und Kalebsberg mit Holger Weinauge.

Moore im Wald


Obwohl knapp 8,5 Prozent der Landesfläche Brandenburgs aus Mooren bestehen, wissen wenig Forstleute, wie sie diese wertvollen Ökosysteme schützen, revitalisieren und überhaupt erst einmal „lesen“. Die ANW-Landesgruppe Brandenburg-Berlin kam im Juni zu einem Arbeitstreffen zusammen, um zu lernen, wie Entwässerung, Waldbau und Moorzustand zusammenhängen


Schauplatz des Arbeitstreffens war das Revier Bunterschütz (LWObF Müllrose), in das Revierleiter Friedrich Koch eingeladen hatte. Bunterschütz ist von mindestens 10 ha reiner Moorfläche und weiteren 80 ha organischen Nassstandorten geprägt und daher optimales Exkursionsgebiet. Als Experte führte der Moorökologe Oliver Jähnichen durch den Tag und bot einen Rundumschlag über „Moore im Wald“.

Im ersten Teil führt uns Oliver Jähnichen zunächst theoretisch an das große Thema heran. Damit wir alle vom Gleichen sprachen, definierte der Moorökologe zunächst das Moor anhand des bildhaften Spreewaldgurken-Vergleiches. Wir nehmen mit: Bei Mooren handelt es sich vereinfacht gesprochen um Ökosysteme, bei denen Biomasse (Gurken) durch Wasserabschluss unter anaeroben, leicht sauren Verhältnissen gelagert wird (Gurkenwasser). Wesentlich hierfür sind vor allem verschiedene Torfmoosarten, die ein Moor bis zu einem Millimeter pro Jahr nach oben wachsen lassen. 

Um Moore besser ansprechen zu können, thematisierten wir anschließend verschiedene Moortypen. Um Moore nach deren Wasserhaushalt (hydrogenetisch) zu klassifizieren, wurden wir angehalten, vor allem ganzheitlich und großräumlich deren landschaftliche Einbettung, die Art der Wasserspeisung, die weiträumige Oberfläche des Moores oder die Neigung einzubeziehen. Auch eine Unterscheidung der Moore anhand des Nährstoffgehaltes und des pH-Wertes (ökologisch) ist möglich. 

Weiterhin wurden uns die weitreichenden Ökosystemleistungen von intakten Mooren nahegebracht. So sind sie als Stabilitätsträger im Landschaftswasserhaushalt enorm wichtig als Wasserspeicher und -regulator und kühlen lokal. Sie speichern und binden hohe Mengen an Kohlenstoff, wirken als Schadstoffpuffer und sind nicht nur ein bedeutsamer Lebensraum für Spezialisten, sondern liefern auch einfach ein beeindruckendes Landschaftsbild. Anhand der Moorschichtung sind Moore zudem lebendige Archive unserer Zeitgeschichte. 

Dem gegenüber ist ein aktuell gravierend schlechter Zustand der Moore in Deutschland zuerkennen: durch Trockenlegungen und Torfabbau gelten 98% aller Moore in Deutschland als entwässert und verursachen durch die stattfindende Mineralisierung beachtliche sieben Prozent der deutschen Treibhausgas-Emissionen (…bis zu 29 Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr werden aus entwässerten Mooren frei…). 

Weiterhin kommt es zu beachtlichen Oberflächenabsackungen und einer dauerhaften Degradierung des Torfkörpers, sodass dieser an Wasserspeicherfähigkeit verliert. Entwässerte Moore verlieren so auch an Wasserstaufunktion und lassen so das Grundwasser absinken. Mit diesen Verschlechterungen gehen zudem Arten- und Nährstoffverluste einher. 

So schulte uns der Moorökologe in der Erkennung degradierter Moore anhand eines sichtbar gestörten Wasserhaushalts (z. B. durch Gräben), untypisch trockener Moorränder, veränderter Vegetation und vor allem anhand eingesenkter Oberflächen. Diese entstehen oft nicht direkt durch den Wassermangel, sondern vor allem dadurch, dass fester Boden bereits durch Abbauprozesse in den gasförmigen Zustand übergegangen ist! 

Oliver Jänichen, Moorexperte der HNEE, und Revierleiter Friedrich-Georg Koch (r.) 

Obwohl viele dieser Folgen unumkehrbar sind, machte uns Oliver Jähnichen im Anschluss Mut zum aktiven Erhalt und zur gleichermaßen bedeutsamen Revitalisierung (…ein oftmals treffenderer Begriff als Renaturierung…) der Moorökosysteme unserer Wälder. Jähnichen erläuterte vor diesem Hintergrund wasserbauliche Maßnahmen (z. B. Gräben verschließen), forstliche Bewirtschaftungsmaßnahmen im Einzugsgebiet des Moores und Pflegemaßnahmen auf dem Moor. So wirken sich die Mehrzahl der Maßnahmen des Waldumbaus positiv auf bestehende Moorkörper aus. Im Kontext der Moorpflege wurden „Entkusselungen“ lebhaft diskutiert und wir mussten feststellen, dass alle Pflegemaßnahmen auf Mooren sehr differenziert und unter Begleitung von Moorfachleuten durchgeführt werden sollten. 

Im zweiten Teil des Tages ging es dann direkt ins Revier Bunterschütz zum ca. 30 ha großen Verlandungsmoor Glieningsee. Bereits auf dem Hinweg fanden wir trocken gefallene Entwässerungsgräben und viele Stickstoffzeiger, die für den degradierten Zustand des Moores sprachen. Der Moorstandort bestand aus ca. 2 m hohem Schilftorf, was wir am schwingenden Boden auch merkten, und war nun aber vor allem mit Erlen bestockt. Neben der Entwässerung hat vor allem auch ein Absinken des Grundwasserspeigels um einen Meter in den letzten zehn Jahren den Moorzustand verschlechtert. Um weitere Verschlechterungen aufzuhalten, sollten zunächst auf jeden Fall die Entwässerungsgräben des Moores geschlossen werden. Hier mussten wir jedoch die realpolitische Herausforderung von Eigentümergrenzen feststellen, da für diese Maßnahmen entscheidende Teile des Moores einem anderen Waldeigentümer gehören. Zum anderen könnte lokal eine Wiedervernässung von Seiten der Anwohner nicht gewünscht sein – Stichwort: nasse Keller. Klare forstliche Handlungsoptionen, welche Friedrich Koch im Revier Bunterschütz auch stetig verfolgt, sind jedoch erneut der Waldumbau und die Durchforstung von Stangenhölzern rings um das Moor, um die Versickerungsraten zugunsten des Moores zu verbessern. Bei der Frage, ob man in die Erlenbestockung eingreifen sollte, unterschieden sich die Perspektiven zwischen Privatwaldbesitzenden und Staatswaldbetreuenden. So würden einige Privatwaldbesitzer die Erlen auf Wertholz hin pflegen, während die Flächen im Staatswald potentielle Stilllegungsflächen darstellten. 

Zum Abschluss wagten wir uns mit Gummistiefeln oder barfuß direkt auf den Moorkörper, um eine Moorbohrung durchzuführen. Durch niedrige Erlen, Moorbirken, Seggen, Schilf und über Torfmoose hinweg konnten wir anschließend mittels einer drei Meter langen Bohrstange in die verschiedenen Zeitalter des Moores förmlich eintauchen. Eine wirklich spannende Praktik! 

Der Lohn der Mühe… 
… Moorboden zur Untersuchung oder einfach nur zum Befühlen und Beriechen 

Ein herzlicher Dank geht an Oliver Jähnichen für die informative und mitreißende Wissensvermittlung rund um das Thema Moor. Wir sind definitiv bereichert und können uns nun ein Stück weit mutvoller für Moore im Wald einsetzen.

Ein gleichermaßen großer Dank geht an Revierleiter Friedrich Koch für das Bereitstellen des Exkursionsgebietes, zahlreiche Diskussionsanregungen und die gelungene Organisation in Zusammenarbeit mit der LWObF Müllrose. Der Oberförsterei gilt unser vollmundiger Dank für die leckeren Lunchpakete. Wer auch immer noch in die Organisation eingebunden war: Herzlichen Dank! Wir kommen gern wieder. 


Text: Jonas Fiedler
Fotos: Jonas Fiedler und Philipp Kunze


Boden, der stabilere Kohlenstoff-Speicher


Beim ersten Arbeitstreffen des Jahres ging es um Wald und Kohlenstoff. Während in der oberirdischen Biomasse Kohlenstoff nur kurzzeitig gebunden ist, verbleibt er im Boden viel länger – zumindest im pfleglich behandelten Dauerwald


Am 22. April 2023 trafen sich Mitglieder der ANW Brandenburg-Berlin zum ersten Arbeitstreffen des Jahres. Martin Krüger, Revierleiter des Landeswaldreviers Breitefenn, lud ein zum Thema Kohlenstoffspeicherung im Wald. Diskutiert wurde der Sachverhalt vornehmlich anhand Versuchsflächen verschiedener Gastbaumarten, welche sich in zahlreicher Form im Revier finden. Bei der ersten Versuchsfläche handelte es sich um einen Anbau der Großen Küstentanne (Abies grandis). Diese Fläche wird, wie viele andere Flächen im Land, fachlich vom Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde (LFE) betreut.

Die Exkursion wurde dankenswerter Weise von Frau Dr. Ulrike Hagemann als Leiterin des Landeskompetenzzentrums Forst Eberswalde (LFE) unterstützt. Beim Begang der Versuchsfläche wurde rasch die Methodik hinter Versuchsflächen diskutiert. Dem Teilnehmerkreis erscheint es wichtig, das Wachstum in Mischbeständen und in einer differenzierten Struktur zu betrachten, statt die Bestände weiterhin als Altersklassen-Reinbestand zu behandeln. Viele wünschten sich beispielsweise künftige Versuche zu Z-Baum-orientierten Durchforstungen. 

 Diskussion in einer Küstentannen-Versuchsfläche des Landeskompetenzzentrums Forst Eberswalde

Zu Beginn der Diskussion war eine Einführung zu allgemeinen Begrifflichkeiten notwendig. Frau Dr. Hagemann grenzte für die Teilnehmenden den Begriff des Kohlenstoffspeichers von dem der Kohlenstoffbindung ab. Der Kohlenstoffspeicher beschreibt somit das zum Zeitpunkt der Betrachtung gespeicherte CO2 in der oberirdischen wie unterirdischen Biomasse. Gleich zu Beginn wurde herausgearbeitet, dass die Böden mindestens die gleiche Menge, eher aber die 1,5-fache Menge an CO2 speichern.

Der bedeutende Unterschied liegt in der Fluktuation. Somit wurde den Teilnehmenden bewusst, dass unsere Böden sehr stabile CO2-Speicherorte sind, während oberirdische Biomasse im Vergleich dazu einen flüchtigen Pool darstellt. Um den Kohlenstoffspeicher des Bodens zu erhalten, ist neben dem pfleglichen Einsatz von Technik und dem Verzicht auf Bodenbearbeitung das wichtigste Mittel der Erhalt des darauf stockenden Waldes. Den Frühjahrsstürmen 2022 fielen auch einige der Großen Küstentannen zum Opfer. Anhand der Blößen zeigte sich gut: tritt Licht und Wärme auf den Oberboden, setzt sich der dort gespeicherte Kohlenstoff massiv um. Frau Dr. Hagemann rief den Teilnehmern ins Bewusstsein, dass der Boden 30 bis gar 100 Jahre benötigt, um sich von einer Kahlflächen-Situation wieder zu erholen. Diese Erkenntnis zeigt die große Verantwortung einschichtige, wenig gemischte Altersklassen-Wälder umzubauen und bereits entstandene Freiflächen schnellstmöglich wieder in Bestockung zu bringen. 

Die Bindung von Kohlenstoff beschreibt das Delta aus Zu- und Abfluss. Die Bindung von Kohlenstoff ist am höchsten, wenn der Zuwachs am höchsten ist. Unter den Teilnehmern wurden rege Möglichkeiten diskutiert, um bei optimalem Zuwachs alle anderen wichtigen Waldfunktionen zu erhalten und dies auch noch unter der Prämisse des Bodenschutzes. Die Vorratshöhen des Dauerwaldes wurden auch unter Beteiligung von Mischbaumarten wie der Küstentanne abgewogen. Als Faustregel erscheint die Gleichung Endbaumhöhe x 10 als Zeiger für einen ausgewogenen Vorrat. 

Am ersten Exkursionspunkt zogen die Teilnehmer das Fazit, dass mit Gastbaumarten wie der Küstentanne bei hohen Zuwächsen viele Varianten der Bewirtschaftung offen sind. So lässt sich die Baumart aufgrund ihrer guten natürlichen Selbstdifferenzierung und ihrer Halbschatten-Toleranz auch im Plenterwald bewirtschaften. Der Boden als bedeutender Kohlenstoffspeicher wurde in den Fokus gerückt und der Dauerwald als vielversprechende Bewirtschaftungsform, da er viele Funktionen vereint und den Boden dauerhaft kühl und feucht hält. Die Ansprüche aus Sicht des Klimaschutzes an den Waldbestand sind hohe Stabilität bei optimalem Zuwachs. Neben der Zustandserhaltung sollten Bemühungen zur Wiedervernässung betrieben werden, um labile Bodentypen wieder zu begünstigen und von der weiteren Freisetzung von CO2 zu hindern. 

Der zweite Exkursionspunkt zeigte eine Versuchsfläche des Großen Lebensbaumes (Thuja plicata), umgangssprachlich oft „Thuja“ genannt. Das leichte Holz ist besonders dauerhaft und eignet sich somit für den Außenbereich. Ein besonderes Nischenprodukt stellen Räucherbretter dar. Der Lebensbaum startet mit einem langsamen Jugendwachstum. Jedoch zeigen sich auf der präsentierten Versuchsfläche bereits im Alter 60 knapp 90 Prozent der Bäume stockfaul. Die Art verjüngt sich üppig.

Der dritte Exkursionspunkt führte den Teilnehmerkreis in ein zweischichtiges Buchen-Altholz. Es ergab sich rasch eine Diskussion über das künftige Vorgehen in der Buche. Es wurde deutlich, dass stets ein Abwägen zwischen Artenschutz und Bewirtschaftung stattfinden muss. Außerdem muss sich der Bewirtschaftende oft entscheiden, biologische Automatismen ablaufen zu lassen oder diese zu unterbrechen, um beispielsweise Mischbaumarten herauszupflegen. 

Bodenprofil am dritten Exkursionspunkt 

Zahlreiche Altbuchen waren sichtbar von der Trockenheit der vergangenen Jahre gezeichnet. Viele Teilnehmer beobachten in ihren Forstbetrieben den „Fluch der guten Standorte“. Die Vermutung ist, dass Buchen auf guten lehmigen Standorten in Trockenjahren besonders zeichnen. 

Einen runden Abschluss fand die Wanderung schließlich mit einem gemeinsamen Imbiss am Großen Lindsee 

Text: Patricia Stichling
Fotos: Philipp Kunze